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Vorspiel. Flowkey-Gründer Jonas Gößling hat ein System entwickelt, um einfach Klavier spielen zu lernen.

© JORONI Film/Michael Kappler

"Made in Berlin": Wohin entwickeln sich die Berliner Start-ups?

Die Berliner Start-up-Szene hat weit mehr zu bieten als E-Commerce. Das beweisen etwa der Musik-Streaming-Dienst Soundcloud oder die Sprachlernplattform Babbel. Ein Ausblick.

Lange hat die Berliner Szene darauf gewartet, dass es endlich einen spektakulären Exit gibt. Exit nennen Risikokapitalgeber den Moment, an dem sie ihre Beteiligung an einem Start-up veräußern – entweder über einen Börsengang oder den Verkauf an einen anderen Investor. Ziel ist es natürlich, den Wert des eingesetzten Kapitals zu vervielfachen – unter anderem auch, um dieses Geld wieder in neue Firmen investieren zu können. So funktioniert die Finanzierung innovativer Firmen im Silicon Valley, und so soll es auch in Berlin laufen. Start-ups gibt es hier inzwischen genug, aber Investoren wollen auch wissen, dass sie ihr Geld mit Gewinn zurückbekommen. Darum waren die Börsengänge des Online-Modehändlers Zalando und der Start-up-Fabrik Rocket Internet so wichtig. Doch die Berliner Szene hat weit mehr zu bieten.

„Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, die generelle Wichtigkeit der digitalen Wirtschaft am aktuellen Börsenkurs von Zalando oder Rocket abzulesen“, sagt Tobias Kollmann, Vorsitzender des Beirats Junge Digitale Wirtschaft. „Dafür ist das Thema zu wichtig für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland!“ So sieht das auch Christian Nagel, Partner der Wagniskapitalgesellschaft Earlybird. „Man darf sich hier nicht von kurzfristigen Schwankungen leiten lassen“, sagt Nagel. „Es ist viel Geld im Markt, bei einigen Werten gibt es Korrekturbedarf, aber von einer Blase sind wir weit entfernt.“ Allerdings müssten Rocket und Zalando nun beweisen, dass sie ihre hochgesteckten Ziele auch erreichen.

Babbel, Researchgate und Wooga

In jedem Fall hätten beide Unternehmen auch einen großen Ausbildungsbeitrag in Sachen Online-Marketing geleistet. „Das war sehr wichtig für die gesamte Szene“, sagt Nagel. Das hat auch dazu geführt, dass Berlin vor allem mit Geschäftsmodellen aus dem E-Commerce auf sich aufmerksam gemacht hat. Doch erfolgreiche Gründungen kommen auch aus anderen Bereichen, das beweisen etwa der Spieleentwickler Wooga, das soziale Netzwerk für Wissenschaftler, Researchgate, der Musik-Streaming-Dienst Soundcloud oder die Sprachlernplattform Babbel.

Derzeit gebe es interessante Entwicklungen vor allem im Bereich Internet der Dinge, sagt Marco Zeller, Geschäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft. Die IBB Bet ist ein öffentlich finanzierter Wagniskapitalgeber, der nur gemeinsam mit privaten Geldgebern investiert. Die IBB Bet hat ermittelt, dass in Berlin etwa alle 20 Stunden ein neues Internetunternehmen gegründet wird. Das Internet der Dinge vernetzt Geräte und Maschinen über das Netz, so lässt sich zum Beispiel die Heizungsanlage zu Hause über das Smartphone steuern. „Der Energiekonzern Eon findet das Thema so spannend, dass er gemeinsam mit uns in das Berliner Start-up Thermondo investiert hat“, sagt Zeller. Thermondo ist eine Online-Plattform, die Hausbesitzern den Heizungswechsel erleichtert.

Technik für Müllabfuhr, Post und Feuerwehr

Kiwi.ki wiederum ist ein weiteres Beispiel für ein Start-up, das Internet und Handwerk, Digitales und Greifbares zusammenbringt. Kiwi.ki hat einen Transponder entwickelt, der den Schlüsselbund ersetzt und Türen berührungslos öffnet. Die Technik ist nicht nur für die Wohnungswirtschaft interessant, sondern vor allem auch für Organisationen wie die Müllabfuhr, die Post oder die Feuerwehr, die täglich viele Türen öffnen und dafür bisher viele Schlüssel mit sich herumtragen müssen. 50 Häuser pro Woche stattet das Berliner Start-up derzeit aus. Ab Anfang kommenden Jahres sollen es 200 pro Woche sein, sagt Mit-Gründer Christian Bogatu.

Aber die Berliner Start-up-Szene ist noch weit bunter. Flowkey zum Beispiel hat ein Online-Lernsystem für Klavier und Keyboard entwickelt. Weitere Instrumente sind in Planung. Dabei kommen modernste Technologien zum Einsatz, aber keine Notenblätter. Den Prototyp entwickelten Wirtschaftsingenieur Jonas Gößling und seine Mitgründer übrigens an der TU Berlin.

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Dass es gerade im kreativen Bereich nachhaltige Start-ups aus Berlin gibt, beweist Native Instruments. Die Kreuzberger Firma wurde bereits 1996 gegründet und hat das Platzen der New-Economy- Blase überlebt. „Native Instruments macht die Werkzeuge, mit denen Musikproduzenten und DJs heute arbeiten – Software und Hardware“, sagt Sprecher Tobias Thon. Und inzwischen auch eine App für Einsteiger. Die Technik werde sowohl von großen Pop-Produzenten als auch von Filmmusikern in Hollywood eingesetzt. „Erfolgreiche Gründer von Start- ups in der digitalen Wirtschaft sind im internationalen Umfeld die Superhelden der Digital-Natives-Generation“, sagt E-Business-Professor Kollmann. „In Deutschland müssen sie aber immer noch um die Anerkennung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kämpfen.“

Die Themenseite des rbb-Fernsehens zu "Made in Berlin" finden Sie hier.

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