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Die Gründer von Moviepilot: Die Filmemacher Jon Handschin und Tobias Bauckhage zusammen dem Technikchef Benjamin Krause (von links).

© Rae Grimm/Moviepilot

"Made in Berlin": Nachtschicht für LA

Verrückt: Das deutsche Start-up Moviepilot gehört zu den 100 erfolgreichsten Webseiten in den USA. Das deutsche Geschäft haben die Gründer inzwischen verkauft. In Amerika soll es dagegen weiter ausgebaut werden.

Jon Handschin liebt Filme. Die erste Firma, die er gründete, war ein kleiner Filmverleih, Jetfilm. Dann hatten er und der Filmemacher Tobias Bauckhage die Idee, das Reden über Filme zum Geschäft zu machen. „Wir wollten das Kneipengespräch in die digitale Welt übertragen“, sagt Handschin. Zusammen mit Technik-Chef Benjamin Kubota gründeten sie im Jahr 2007 Moviepilot. In kurzer Zeit stieg das Berliner Start-up zum größten Filmportal Deutschlands auf.

Heute hat die Film-Community 2,2 Millionen Fans auf Facebook, 270 000 registrierte Mitglieder und bietet 22 Millionen Filmbewertungen. Auf Basis dieser Bewertungen werden den Nutzern weitere Kinofilme, DVDs oder Fernsehsendungen empfohlen. Grundlage dafür ist der von Moviepilot entwickelte Empfehlungsalgorithmus. Daneben arbeitet das Unternehmen eng mit der Filmwirtschaft und den Kinoverleihern zusammen. „Wir haben Moviepilot in Deutschland sieben Jahre lang aufgebaut und sind inzwischen profitabel“, erzählt Handschin. Dennoch haben er und seine Mitgründer die deutsche Webseite im Sommer für 15 Millionen Euro an ein französisches Medienhaus verkauft. „Es machte an dem Punkt Sinn, das Portal in größere Strukturen einzubinden.“

Vor zwei Jahren startete Moviepilot in den USA

Handschin ist schon beim nächsten Projekt. „Vor zwei Jahren haben wir ein Start-up im Start-up gegründet“, sagt er. Das Team  hat sich nicht weniger vorgenommen als in den USA, im Heimatland des Films, erfolgreich zu werden. Und auch da scheint Moviepilot auf gutem Wege: „Wir gehören in den USA bereits zu den 100 reichweitenstärksten Webseiten“, sagt Handschin. Es sei einfach das richtige Timing gewesen. „Wir haben sehr früh auf Facebook gesetzt, als sich alle nur auf Google konzentriert haben“, erklärt er. 90 Prozent der Nutzer kämen über Facebook auf die Plattform.  Heute hat Moviepilot in den USA 14 verschiedene Facebook-Seiten und 27 Millionen „Likes“.   „Es ist eine aktive, filmverrückte Community“, sagt Handschin. Sie finden in Moviepilot eine Plattform, die ihnen ein großes Publikum beschert. So habe ein Artikel über Pixar mehr als 20 Millionen Leser gehabt.

Gerade sind die drei Gründer dabei, neue Investoren in den USA zu gewinnen, um weiter wachsen zu können. Zwar gibt es längst ein Büro in Los Angeles, aber: „Das Team in Berlin bleibt“, sagt der Moviepilot-Gründer. Die zuletzt rund  80 Mitarbeiter teilen sich in etwa je zur Hälfte auf die deutsche und die amerikanische Plattform auf. „Die Techniker bleiben auf jeden Fall hier“, sagt Handschin. „Es ist viel zu teuer, so ein Team in den USA aufzubauen.“ Und mit Büros in Berlin und Los Angeles kann man praktisch rund um die Uhr arbeiten. „Wir machen hier quasi die Nachtschicht für LA“, sagt Handschin. Nur für eins hat der Vater zweier Kinder kaum noch Zeit: fürs Kino. Der letzte Film den er gesehen hat: „Blue Jasmine“ von Woody Allen. „Der war toll“, sagt er.

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