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Künstler: "Die Stadt ist wilder, als du denkst und freundlicher, als du glaubst..."

... sie ist ein Tal, und du bist das Pferd, sie ist ein Haus, und du bist das Kind. So schrieb es der Künstler Robert Montgomery. Um Berlin immer wieder mit neuen Augen zu sehen, haben wir Künstler, Kuratoren, Tänzer und Sammler gebeten, uns an ihre Orte der Inspiration zu führen.

Wie bei Andy zu Haus

Erich Marx lässt sich am liebsten von der Kunst inspirieren. Für die Bilder seiner Sammlung ist der Hamburger Bahnhof die schönste Bühne.
Erich Marx lässt sich am liebsten von der Kunst inspirieren. Für die Bilder seiner Sammlung ist der Hamburger Bahnhof die schönste Bühne.

© Doris Spiekermann-Klaas

Das Bild „First Time Painting“ kaufte er Robert Rauschenberg gleich nach dessen legendärem Bühnenauftritt ab, bei dem es entstand. Von Andy Warhol bekam er die Ikonen. Mit Joseph Beuys war er befreundet. Mit allen dreien feierte er in der Paris Bar, als seine Sammlung 1982 erstmals in Berlin gezeigt wurde. Als Lieblingsort für unser Treffen wählt Erich Marx aber nicht das Restaurant, sondern den Hamburger Bahnhof. Dort sind seine Bilder beheimatet. Dort freut er sich über die neue Hängung. Beim Anblick des violetten Vorhangs, der den Raum mit Warhols frühen Zeichnungen zur Bühne macht, fliegt ein Lächeln über Marx' Lippen: Der wallende Stoff ist eine Referenz an Andys Himmelbett. Natürlich kennt der Sammler sie alle, die Künstler, die er verehrt und deren Werke er systematisch erwarb. Immer nur das Beste. Sein letzter Coup: 2015 kaufte Erich Marx Beuys' Schlüsselwerk „Das Kapital 1970-77“ und gab es der Nationalgalerie als Dauerleihgabe - mit der Auflage, es angemessen zu präsentieren. Die Installation soll nun in das neue Museum der Moderne, das voraussichtlich 2020 eröffnet. Marx hat eines bereits entschieden: „Meine Kunst bleibt in Berlin.“
Geboren in Brombach bei Lörrach. Beruf Unternehmer, Kunstsammler, Mäzen. Thema Raum für die Kunst
Ausstellung „Das Kapital“ wird voraussichtlich 2017 erstmals im Hamburger Bahnhof gezeigt

Superstar

Die Sängerin Peaches füllt Konzerthallen. Dennoch hängt ihr Herz an dem Amphitheater im Mauerpark, wo Laien schräges Karaoke singen.
Die Sängerin Peaches füllt Konzerthallen. Dennoch hängt ihr Herz an dem Amphitheater im Mauerpark, wo Laien schräges Karaoke singen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mit Bühnen kennt Peaches sich aus. Die Auftritte der kanadischen Sängerin, die seit 15 Jahren in Berlin lebt, sind legendär. Zur Ausstattung gehören Blut und Dildos ebenso wie starke Worte, aufwendige Kostüme und eine Menge Selbstbewusstsein. Wie sonst hätte sie 2010 im Theater Hebbel am Ufer das Musical »Peaches Christ Superstar« aufführen können – allein in allen Rollen! Peaches weiß, wie wichtig ein Publikum mit Sympathie für solche Experimente ist. Wahrscheinlich liebt sie deshalb das Amphitheater im Mauerpark. Ein öffentlicher Ort, wo jeder »sein Ding machen kann«. Besonders sonntags, wenn sich hier eine bunte Truppe zum Karaoke einfindet. Die Atmosphäre findet Peaches schier unglaublich. Nirgendwo anders gibt es so einhellig positive Reaktionen auf Live-Auftritte der unterschiedlichsten Menschen. Sie selbst hat nach dem »Superstar«-Musical mehr Theater und Performance-Art gemacht und sich als Sängerin eine Auszeit gegönnt. Nach sechs Jahren Pause vom Electroclash ist nun Schluss damit: Ende September erscheint ihr neues Album »Rub«, mit Kim Gordon und Feist als Gästen.

Geboren in Toronto. Beruf Sängerin, Musikproduzentin. Thema Punk und Feminismus

Tisch und Tanz

Wim Wenders schätzt Clärchens Ballhaus, weil das Lokal seine Geschichte in die Gegenwart rettet, ohne die alten Zeiten zu beschwören.
Wim Wenders schätzt Clärchens Ballhaus, weil das Lokal seine Geschichte in die Gegenwart rettet, ohne die alten Zeiten zu beschwören.

© Doris Spiekermann-Klaas

Früher trugen die Männer hier Nelken im Knopfloch. Heute sorgen Blumen als Farbtupfer in Vasen dafür, dass Clärchens Ballhaus noch immer den Charme der Nachwende versprüht. Wim Wenders schätzt das Tanzlokal in der Auguststraße seit dieser Zeit. Damals radelte er durch Berlin, landete hier das erste und längst nicht letzte Mal und stellt nach all den Jahren fest: »Es hat sich nicht verändert.« Was nur zum Teil stimmt. Seit 2005 gibt es neue Besitzer, denen es allerdings nie eingefallen wäre, Clärchens Ballhaus zur gesichtslosen Adresse zu sanieren. So erzählen die abgeschabten Tische, das Lametta an den Wänden oder der ruinöse Spiegelsaal im ersten Stock von hundert Jahren Geschichte. Bestimmt zieht es Wenders auch deshalb immer wieder in das Haus. Auf seinen Reisen als Fotograf sucht er nach ähnlich aufgeladenen Orten. Was er in jüngster Zeit mit einer analogen Kamera festgehalten hat, zeigt der Regisseur von Filmen wie »Paris-Texas« oder »Der Himmel über Berlin« ab Mitte September in der Berliner Galerie Blain Southern. Vielleicht geht er nach der Eröffnung noch ins Clärchen, wo »ganz alte und junge Leute hinkommen und auf ähnliche Art von der Atmosphäre fasziniert sind.« Das ist tatsächlich eine Konstante in jenem Lokal geblieben, in dem Wenders nach eigener Behauptung sogar tanzt.

Geboren in Düsseldorf. Beruf Regisseur, Fotograf. Thema der Augenblick

Gartenarbeit

Nina Pohl kann sich ein Leben ohne Berlin nicht vorstellen. Gerade deshalb braucht sie Auszeiten und taucht manchmal für Wochen im Tiergarten unter.
Nina Pohl kann sich ein Leben ohne Berlin nicht vorstellen. Gerade deshalb braucht sie Auszeiten und taucht manchmal für Wochen im Tiergarten unter.

© Doris Spiekermann-Klaas

Echte Natur sieht anders aus, aber in der Stadt genügt manchmal ein Kompromiss. Wo Sonne, Wasser und Grün zusammenkommen, hat Nina Pohl sich einen Lieblingsort ausgesucht, der alles andere als ein funktionaler Schreibtisch ist. Er besteht aus ein paar abgesägten Baumstämmen. Improvisation ist angesagt. Dafür kann die Künstlerin und Kuratorin des privaten Ausstellungsraums Schinkel Pavillon den ganzen Tag im Tiergarten verbringen, »die Nahrungsaufnahme findet im Café am Neuen See oder im Teehaus statt.« Die ausstellenden Künstler kommen zu ihr, telefonieren kann sie wunderbar von einem der Ruderboote. So können Wochen vergehen, in denen ihr gesamtes Berufsleben im Park stattfindet. Weit hat sie es ohnehin nicht: Nina Pohl lebt seit zehn Jahren im Hansaviertel. Manchmal trägt der Wind das Geheul der Wölfe aus dem Zoo bis in ihr Haus. »Dort zu wohnen, fühlt sich wie Landleben in der Großstadt an.« Auf das Urbane will sie natürlich nicht verzichten. Genauso wenig wie auf den Pavillon, den sie seit 2007 leitet – als Kuratorin, Motor eines Kunstvereins und unermüdliche Aufstöberin finanzieller Quellen. Das Echo auf die prominente Institution ist gewaltig: Künstler wie Mike Kelly, Thomas Hirschhorn oder Camille Henrot waren hier. Nina Pohl muss niemanden mehr fragen, alle wollen. Während der Art Week stellt Paul McCarthy aus. Mindestens ebenso wichtig aber ist die Benefizauktion in der Villa Grisebach, für die namhafte Künstler Werke beisteuern. Berlin braucht den Pavillon wie Nina Pohl ihr Stück Tiergarten.

Geboren in Berlin. Beruf Künstlerin, Kuratorin des Schinkel-Pavillons. Thema die Konfrontation von Malerei und Fotografie

Fragen der Herkunft

Hanna Strzoda fahndet nach NS-Raubkunst. Liebhabern der Zeichenkunst empfiehlt sie den Studiensaal des Kupferstichkabinetts.
Hanna Strzoda fahndet nach NS-Raubkunst. Liebhabern der Zeichenkunst empfiehlt sie den Studiensaal des Kupferstichkabinetts.

© Doris Spiekermann-Klaas

Sie erfüllt eine der wichtigsten Aufgaben, die es momentan in der Berliner Museumslandschaft gibt. Als Provenienzforscherin untersucht Hanna Strzoda zusammen mit Kollegen die Kunstsammlung der Staatlichen Museen auf Werke, die ihren Besitzern während des Nationalsozialismus gestohlen wurden. Umso mehr genießt sie es, sich manchmal nur auf das Schöne zu konzentrieren. »Im Studiensaal im Kupferstichkabinett kann man Tuchfühlung mit den Zeichnungen aufnehmen. Jeder kann sich hier kostbare Blätter aus vielen Jahrhunderten zeigen lassen und betrachten. Für mich immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.« Drei Jahre lang arbeitete Strzoda an der »Galerie des 20. Jahrhunderts«, so der Name einer Berliner Kunstsammlung mit Meisterwerken von Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann, Picasso oder Edvard Munch. Der komplizierteste Fall? Das Gemälde »Gutshof bei Dangast« von Karl Schmidt-Rottluff, meint Strzoda. Drei bis vier Monate wälzte sie Akten, Inventarbücher und Dokumente, um die Geschichte des Gemäldes aus dem Besitz des jüdischen Textilfabrikanten Robert Graetz nachzuvollziehen. 2011 wurde das Gemälde restituiert. Seit 2013 arbeitet sich Strzoda nun im Kupferstichkabinett durch die »Sammlung der Zeichnungen«. Rund 1200 Ölskizzen, Aquarelle und Zeichnungen wurden zwischen 1933 und 1945 erworben. Auch hier hat sie bereits Raubkunst identifiziert. 2015 gingen zwei Nazarener-Zeichnungen aus dem Besitz der von den Nazis verfolgten Wiener Ethnologin Marianne Schmidl an die Erben zurück. »Es ist Detektivarbeit«, sagt Strzoda.

Geboren in Werneck. Beruf Provenienzforscherin. Thema die Vergangenheit. Publikation "Die Galerie des 20. Jahrhunderts in Berlin 1945-1968", Deutscher Kunstverlag

Outer Space

Bjørn Melhus’ Kunst handelt zwar oft von menschlichen Ängsten, auf seinem Dach fürchten sich aber weder er noch andere.
Bjørn Melhus’ Kunst handelt zwar oft von menschlichen Ängsten, auf seinem Dach fürchten sich aber weder er noch andere.

© Doris Spiekermann-Klaas

Sonne, ein Teppich aus Gras und ganz viel Berliner Luft. Bjørn Melhus genießt die Zeit auf seinem Dach. »Ich habe vor zehn Jahren ein Atelier gekauft, im zweiten Stock. Die Dachterrasse habe ich mir dazu erkämpft. Von hier oben sieht man, wie sich Berlin immer wieder wandelt. Auf der einen Seite Fernsehturm, Park Inn Hotel. Auf der anderen Seite ein alter Industrie-Schornstein. Im Moment mit Gerüst. Und ganz neu: ein hässlicher Wohnkomplex namens »La Vie«. Der Hof da unten ist die letzte freie Lücke in Berlin Mitte, so sieht es zumindest der Vermarkter. Dort wird bald ein achtgeschossiges Haus gebaut. So frei wie jetzt wird der Blick nicht mehr lange sein. Dann wird es Zeit zu gehen.« »Wir beamen hier oben ›Raumpatrouille Orion‹ an die Wand, und ich arbeite auch viel auf dem Dach.« Er bearbeitet dann etwa den Sound für seine Videos am Laptop. Melhus wurde international mit medienkritischen Kurzfilmen bekannt, in denen er stets alle Rollen selbst verkörpert. Im Rahmen der Kunst-am-Bau-Projekte des künftigen BER erweckte er in einer App die Familie aus den Sicherheitsvideos im Flugzeug zum Leben. Nun zieht es ihn ans Theater. Neue Videos sind in einem Stück des Regisseurs Falk Richter zu sehen.

Geboren in Kirchheim unter Teck. Beruf Künstler, Professor für "Virtuelle Realitäten" an der Kunsthochschule Kassel. Thema Massenkultur, Heimat und Angst

Das gute Leben

Hila Peleg mag das Hansaviertel. Die moderne Architektur vermittelt ihr ein Gefühl von Gegenwart und Heimat.
Hila Peleg mag das Hansaviertel. Die moderne Architektur vermittelt ihr ein Gefühl von Gegenwart und Heimat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Vieles im Leben hat zwei Seiten und bestimmt auch die Häuser im Hansaviertel, das 1957 im Rahmen der Interbau als Mustersiedlung errichtet wurde. Manche erkennen die Schönheit erst auf den zweiten Blick. »Viele Bewohner sind in den 60er Jahren hierher gezogen und bis heute geblieben. Das sagt viel über die Lebensqualität aus. Ich sehe viele ältere, unabhängige Frauen. In meinem Haus wohnt eine 100-jährige Dame, eigenständig und für sich. Das ist eine große Inspiration. Berühmte Architekten wie Walter Gropius, Oscar Niemeyer und Alvar Aalto haben hier gebaut. Das meiste war sozialer Wohnungsbau, sehr engagiert. Die modernistische Architektur erinnert mich an die Gegend in Tel Aviv, in der ich aufgewachsen bin. Die Lage ist zentral und gleichzeitig abgeschieden, eine Atmosphäre wie auf dem Dorf. « Peleg kuratierte Ausstellungen in Berlin und Europa und rief 2010 das interdisziplinäre Programm »Berlin Documentary Forum« im Haus der Kulturen der Welt ins Leben. Gibt es neue Ideen für bezahlbaren, sozialen Wohnraum, fragt sie im Rahmen der Ausstellung »Wohnungsfrage«, die sie zusammen mit Jesko Fezer, Nikolaus Hirsch und Wilfried Kuehn konzipiert.

Geboren in Tel Aviv. Beruf Kuratorin und Filmemacherin. Thema die Realität. Zukunft 2016 zieht Hila Peleg nach Athen. Im Team von Adam Szymczyk kuratiert sie die documenta, die 2017 in Kassel und in Athen stattfindet

Berliner Zimmer

Jimmy Robert interessiert sich für Objekte und den Raum rundherum. Deshalb mag er diese Wohnung auf der Frankfurter Allee.
Jimmy Robert interessiert sich für Objekte und den Raum rundherum. Deshalb mag er diese Wohnung auf der Frankfurter Allee.

© Doris Spiekermann-Klaas

Die Wohnung liegt im dritten Stock in einem dieser stalinistischen Prunkbauten. Von der Tapete an den Wänden über die Möbel bis zu den Fensteröffnern ist hier alles sorgsam ausgewählt. Die Tapete im Flur stammt vom Arts-and-Crafts-Mitbegründer und Designer William Morris, Design-Klassiker wie der Safari Chair von Kaare Klimt stehen neben bunten Stühlen von Magistretti. »Mich fasziniert die Gegend rund um die Karl-Marx-Allee und das Frankfurter Tor. Sie steht für eine Lebensform, für Sozialismus, für eine soziale Klasse, die sich über diese Architektur definiert hat. Mich interessiert es, wie sich Identität im Außen widerspiegelt, auch in meiner Kunst.« »Die Wohnung ist selbst ein Kunstwerk. Der Freund, dem sie gehört, hat sie drei Jahre lang mit Liebe zum Detail eingerichtet, er hat all diese wundervollen Objekte zusammengetragen. Die Beziehung zum Objekt hat viel mit meiner Arbeit zu tun. Zufall oder nicht: Kürzlich habe ich hier im Bücherregal einen Bildband meiner ehemaligen Lehrerin, der Fotografin Karen Knorr entdeckt.« Dazu muss man wissen: Jimmy Robert liebt Papier. Seine performativen Arbeiten und fragilen Objekte waren unter anderem in der Tanya Leighton Galerie in Berlin, im Centre Pompidou und in der Tate Modern zu sehen. Der Künstler arbeitet mit verschiedenen Medien, dazu gehören Tanz, Performance, Lyrik, Film und Skulptur.

Geboren in Guadeloupe, aufgewachsen in Frankreich. Beruf Künstler, Gast-Professor für Medien und Performance an der UdK. Thema performative Kraft des Objekts

Farbfiguren

In der Ausstellungshalle Box Freiraum zeigen Vera Lehndorff & Holger Trülzsch jene Bilder, denen die Künstlerin in den Siebzigern ihren Körper als Leinwand lieh.
In der Ausstellungshalle Box Freiraum zeigen Vera Lehndorff & Holger Trülzsch jene Bilder, denen die Künstlerin in den Siebzigern ihren Körper als Leinwand lieh.

© Doris Spiekermann-Klaas

Vera Lehndorff ist eigentlich nicht zu übersehen. Ein Charaktergesicht, dazu die Modelgröße. Wer sich ein wenig mit ihrem Leben auskennt, der weiß, dass sie in den sechziger Jahren in London das erste Supermodel und Hauptfigur in Michelangelo Antonionis rätselvollem Film »Blow up« war. An ihrer Seite: der Künstler Holger Trülzsch, der als Bodypainter und Fotograf ein völlig anderes Bild von Vera Lehndorff schuf. Er stellte sie vor rostige Tore oder Backsteinmauern und verschmolz sie fast bis zur Unsichtbarkeit mit dem Hintergrund der verlassenen Industriearchitektur. Das war in den frühen siebziger Jahren und sorgte selbst in New York für Furore. Eine Pionierin ist Vera Lehndorff geblieben. Die fotografischen Experimente von damals zeigt sie nun in einem alten Pferdestall in Friedrichshain. Der Ausstellungsort Box Freiraum wurde kürzlich eröffnet und ist immer noch ein Geheimtipp. Im Erdgeschoss hat Vera Lehndorff, die sich heute auf ihre Malerei konzentriert, ein Atelier. Und ein wenig erinnert der Ausstellungsraum mit seinem ruinösen Charme auch an jene Orte, an denen Lehndorff und Trülzsch vor fast 40 Jahren als Künstler-Duo agierten.

Geboren beide 1939. Beruf Künstler. Thema der Bruch mit Konventionen

Alles im Blick

Die Galeristin Isabel Bernheimer hat in Berlin neben jungen Künstlern auch das neNI für sich entdeckt.
Die Galeristin Isabel Bernheimer hat in Berlin neben jungen Künstlern auch das neNI für sich entdeckt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Zur Eröffnung standen die Leute Schlange – vor dem Neni im Bikini-Hotel wie vor Bernheimer Contemporary in der einstigen Frauenklinik der Charité. Vor wenigen Wochen erst hat Isabel Bernheimer imposante Räume am Monbijoupark aufgemacht, die sie nicht als klassische Programmgalerie, sondern als Künstleragentur versteht. Ausstellungen im traditionellen Format gibt es dennoch, die Gruppenschau zur Premiere hieß »Who cares?«. Ein doppeldeutiger Titel, der die soziale Praxis von Künstlern wie Jan Kuck oder dem Berliner Designer Dirk Biotto unterstreicht, dessen Trolley als mobiles Zelt für Obdachlose gedacht ist. Die Resonanz auf diese erste Ausstellung war enorm und lässt eine staunende Isabel Bernheimer zurück: Bis zu hundert Besucher, sagt die Mittdreißigerin, seien täglich dort gewesen. Nicht ganz so oft, aber so häufig wie möglich geht sie ins Neni mit Blick auf Zoo und Gedächtniskirche. Wenn man Pech hat, muss man vier Wochen im Voraus einen Tisch bestellen, weil das Hotelrestaurant über den Dächern der Stadt so beliebt ist. Kein Wunder bei den famosen, an hebräischer Küche orientierten Speisen. Isabel Bernheimer, die aus einer jüdischen Kunsthändlerfamilie mit 150-jähriger Münchner Tradition kommt, lobt aber auch das lässige Ambiente.

Geboren in München. Beruf Galeristin. Thema Junge Kunst

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