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Spencer Davis in San Diego (2009).

© Imago

Zum Tod von Spencer Davis: Die Liebe einer Beat-Legende

Spencer Davis machte den Song „Keep On Running“ zum Hit. Mit seiner Band spielte er aber auch „Det war in Schöneberg“. Ein Nachruf.

Zum Soundtrack der sechziger Jahre gehört bis heute der Song „Keep On Running“. Zwei, drei Takte genügen, um die unkaputtbar rumpelnde Rhythm-&–Blues-Nummer mit der schnarrenden E-Gitarre, euphorischen Handclaps und den „Hey, Hey, Hey“- Rufen sofort wieder im Ohr zu haben. Geschrieben hatte das Stück der jamaikanische Musiker Jackie Edwards, zum Hit machte es die Spencer Davis Group.

Drohende Liebesbeteuerung

Ende 1965 veröffentlicht, eroberte „Keep On Running“ bald darauf den ersten Platz der britischen Single-Charts. Es ist eine Liebesbeteuerung, aber wenn man genauer hinhört, klingt sie wie eine Drohung. „Keep on running, keep on hiding“, schwört der offenbar Verschmähte, um schließlich zu triumphieren: „I’m gonna be your man.“ Lauf doch weg, versteck dich. Aber am Ende werde ich dich kriegen. Die Zeilen wirken heute befremdlich, doch in der männerdominierten und oft mackerhaften Beat-Ära waren sie nicht ungewöhnlich. Vergleichbare Fantasien nahmen auch die Rolling Stones („Under My Thumb“) und die Beatles („Run For Your Life“) auf.

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Spencer Davis, 1939 in Wales geboren, war mit der Musik von Buddy Holly, Fats Domino und Elvis Presley aufgewachsen und hatte früh eine Skiffle-Band gegründet. In Birmingham, wo er Germanistik studierte, machte er mit dem späteren Stones-Bassisten Bill Wyman und Christine McVie Musik, die als Keyboarderin und Sängerin von Fleetwood Mac berühmt werden sollte. In einem Club war Davis schwer beeindruckt von einer Jazz-Band, vor allem vom Pianisten. Der Pianist hieß Steve Winwood. Davis überredete den damals 14-jährigen Wunder-Teenager, dessen Bass-spielenden Bruder Muff Winwood und Drummer Pete York, künftig gemeinsame Sache zu machen. Sie nannten sich Spencer Davis Group, angeblich weil Davis der einzige war, der Interviews geben wollte.

Schwärmen für Amerika

Die Band adaptierte Folkklassiker wie „Midnight Special“, Soulballaden wie „Let Me Down Easy“, Countrynummern wie „I Washed My Hands In Muddy Water“. Sie schwärmten, wie viele andere britische Bands auch, für Musik, die aus Amerika kam. Aber sie waren virtuoser als die meisten anderen.

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Als die Rolling Stones bei ihren Konzerten von den ihnen zu klein gewordenen Clubs in Kinosäle wechselten, machten sie die Truppe zu ihrer Vorband. „Es war ein Paket und es war wunderbar“, erinnerte sich Davis später. „Die Spencer Davis Group hatte ihr Material aus denselben Quellen wie die Stones bekommen, aber wenn man es recht bedenkt, waren wir die raffiniertere Art von Band.“

Gib mir ein bisschen Liebe

Auch der Hit „Somebody Help Me“ stammt vom Jamaikaner Jackie Edwards, der als Songwriter für den Produzenten Chris Blackwell arbeitete. Mit Blackwell, der die Plattenfirma Island Records gründete, stritt sich Davis noch Jahrzehnte später um Tantiemen. Die Feelgood-Hymne „Gimme Some Lovin’“ schrieb Davis mit den Winwood-Brüdern. Für ihre Fans in Deutschland nahm die Band zwei Gassenhauer auf: „Det war in Schöneberg, im Monat Mai“ und „Mädel ruck ruck ruck an meine grüne Seite“. Als Steve Winwood 1967 ausstieg, um die Supergroup Traffic ins Leben zu rufen, endeten die erfolgreichsten Jahre.

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Spencer Davis machte weiter mit seiner Band und veröffentlichte Soloplatten, die sich mäßig verkauften. Zwischenzeitlich war er Musikpromoter und Gastgeber einer Talkshow. Außerdem lehrte er an der University of California. „Professor“ hatten sie ihn schon in Birmingham genannt. Am Montag ist Davis gestorben. Er wurde 81 Jahre alt. Christian Schröder

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