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Bevorzugte die Normalo-Uniform. Malcolm Young in Jeans, Jeansjacke, T-Shirt.

© imago/ZUMA Press

Zum Tod von Malcolm Young: Nenn es einfach Rock’n’Roll

Sein Credo: „Meistens ist eine einfache Idee auch eine gute Idee." Malcolm Young, Mitgründer und Songwriter von AC/DC, war ein Minimalist. Jetzt ist er mit 64 Jahren gestorben.

Weniger ist mehr. Keine andere Band verkörpert das Credo des Minimalismus so überzeugend wie AC/DC. Ihre Musik klingt wie ein Urschrei: roh, laut und wutgeladen. „Meistens ist eine einfache Idee auch eine gute Idee“, hat der Gitarrist Malcolm Young gesagt. „Aber weil die meisten Leute gar keine Idee haben, fangen sie an, ihre dürftigen Songs mit Mist zu beladen.“ Synthesizer, Backgroundchöre, mehr als drei Akkorde? Weg damit. Um Hits wie „Highway To Hell“, „T.N.T.“ oder „Let There Be Rock“ schreiben zu können, brauchte er neben seiner Gitarre vor allem einen Mülleimer.

Ein Riff muss reichen

Als die Band 1975 an ihrem Debütalbum „High Voltage“ arbeitete, gingen sie nie mit mehr als einem Riff ins Studio. „Wir dachten sogar, ein Riff sei ein Song. Wir wussten es nicht besser.“ Wahre Größe, das gilt auch im Pop, erreicht man nur durch Verzicht. Mit 200 Millionen verkauften Tonträgern thronen AC/DC längst im Rock’n’Roll-Himmel.

AC/DC, 1973 von den Brüdern Angus und Malcolm Young in Sydney gegründet, ist eine Folgeprodukt der Langeweile. „Kunststudenten, Abiturienten und Doktoren hatten den Rock’n’Roll fast erledigt. Sie hatten eine Operette und eine Wissenschaft aus ihm gemacht“, erzählte Angus später. Bei Konzerten tritt der Leadgitarrist bis heute in der Schuluniform des „Problem Child“ auf. Malcolm bevorzugte das Normalo-Outfit von T-Shirt und Blue Jeans.

Wütend und vulgär

Beide waren in Schottland geboren und 1963 mit der Familie nach Australien ausgewandert. Malcolm hatte sein Erweckungserlebnis, als er zum ersten Mal „My Generation“ von The Who hörte: „Du springst auf und ab und jubelst, dass da endlich jemand ist, der dich versteht.“ Mit ihrem Brachialrock waren AC/DC eine Zeit lang die Outlaws der Musikbranche. Sie galten als vulgär, das Musikmagazin „Rolling Stone“ strafte ihre ersten drei Platten mit jeweils null Punkten ab. Mit einer Körpergröße von 1,57 Metern hatten die Brüder in ihrer Kindheit viel Spott ertragen müssen. Daher kam ein Teil ihrer Wut.

Gewachsen, scherzte Angus, seien sie dann mit den Stadien. Die Wende zum Hitparadenerfolg vollzog sich 1976 mit dem sechsten Studioalbum „Highway To Hell“, bei dem die Plattenfirma Atlantic Records verlangte, dass die Band endlich „etwas zugänglicher“ werden solle. Beim Sound kamen die Musiker den Managern entgegen, doch auf dem Titel beharrten sie. "Wäre es nach gewissen Leuten gegangen, hätte das Album nicht so geheißen, denn die konservativen Christen waren damals sehr stark in Amerika und beschwerten sich, als es erschien", erinnerte sich Malcolm Young. Ein Kompromiss? Zu Kompromissen war die Band nie bereit. Das ist eine ihrer Stärken. "Tatsächlich war es unmöglich, uns je bei ir­­gendwas zum Einlenken zu bewegen. Es war für jeden Produzenten ziemlich hart, mit uns zu arbeiten."

Gewachsen mit den Stadien

Malcolm Young litt nach einem Schlaganfall an Demenz. Als die Band ihn deshalb 2015 für eine Tournee ersetzte, wurde das heftig kritisiert. Ersetzt wurde der Gitarrist ausgerechnet durch seinen Neffen Stevie Young, der inzwischen auch schon 60 Jahre alt ist. Umbesetzungen waren für die Band nichts Neues. Als 1980 der Leadsänger Bon Scott starb, brachten AC/DC vier Monate später ihr Album "Back In Black" mit dem neuen Sänger Brian Johnson heraus. Aus der Ursprungsbesetzung ist jetzt nur noch Angus Young übrig geblieben. Eines hat Malcolm Young, der am Samstag mit 64 Jahren starb, gehasst: Dass seine Musik Hardrock oder Heavy Metal genannt wurde. „Es ist Rock’n’Roll!“

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