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Genesis P.-Orridge 2016 bei einem Konzert in Berlin.

© Roland Owsnitzki/Imago

Zum Tod von Genesis P.-Orridge: Wenn ein schwarzer Stern verlischt

Mit den Bands Throbbing Gristle und Psychic TV hat Genesis P.-Orridge Popmusikgeschichte geschrieben. Jetzt ist der/die britische Künstler*in mit 70 Jahren in New York gestorben.

Das Cover führt auf eine falsche Fährte: Vier junge Menschen stehen an einer saftig grünen Steilküste und schauen freundlich in die Kamera. „20 Jazz Funk Greats“ verspricht der Albumtitel. Dass das eine Lüge ist, zeigt schon die Zahl der Titel: Es befinden sich elf, nicht 20 Lieder darauf. Und mit Jazz oder Funk haben sie rein gar nichts zu tun.

Was die Band Throbbing Gristle 1979 auf ihrer zweiten Platte veranstaltet, ist eine innovative Mischung aus elektronischen Rhythmen, Ambient- und Droneklängen aus dem Synthesizer sowie gelegentlichen Sprech- und Flüstergesängen.

Provokante Performances und extremer Lärm

Mit Titeln wie „Walkabout“ oder „Hot On Heels Of Love“ bewegen sie sich in der Nähe von Kraftwerk und geben sowohl der Industrial Music als auch dem Techno und dem Synth Pop wichtige Impulse.

Für die Verhältnisse der 1975 in London gegründeten Band ist „20 Jazz Funk Great“ ein zugängliches Werk. Ihre Anfänge liegen in provokanter Performancekunst und extremen Noiseexperimenten wie dem Stück „Zyklon B Zombie“. Maßgeblich verantwortlich dafür war Genesis P-Orridge, geboren 1950 als Neil Andrew Megson in Manchester.

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In den Medien oft als gefährlich und gesellschaftszersetzend bezeichnet, gründet P-Orridge nach dem Ende von Throbbing Gristle (später zeitweilig wiederbelebt) die Gruppe Psychic TV, die den elektronisch-experimentellen Pfad weiterverfolgt und mit dem fast schon poppigen Song „Goldstar“ einen kleinen Hit hat. Als sie 1986 innerhalb von 18 Monaten 14 Live-Alben veröffentlichen, werden sie ins „Guinness Buch der Rekorde“ aufgenommen.

Verschmelzung mit Lady Jaye

Ab den Neunzigern lebt Genesis P-Orridge vor allem in den USA, wo diverse neue Mitglieder bei Psychic TV einsteigen. Dazu gehört auch die Krankenschwester, Keyboarderin und Sängerin Lady Jaye Breyer, die P-Orridges zweite Frau wird.

Das Paar, über das Marie Losier 2011 einen Dokumentarfilm dreht, sieht sich als eine Person. Beide beginnen ihre Körper chirurgisch aneinander angleichen zu lassen. Genesis P-Orridge benutzt nun die Pronomen s/he und h/er. Als Lady Jaye 2007 stirbt, arbeitet P-Orridge weiter an Kunstprojekten und bringt 2016 ein letztes Psychic TV-Album heraus. Am Samstag erlag er/sie mit 70 Jahren einer Leukämie-Erkrankung.

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