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Georg Katzer 2012 mit dem Deutschen Musikautorenpreis.

© picture alliance / dpa

Zum Tod des Komponisten Georg Katzer: Immer gesprächsbereit

Er gehörte zu den Protagonisten der zeitgenössischen Musik in der DDR. Mit 84 Jahren ist der Komponist Georg Katzer jetzt in Berlin gestorben

Der Dialog war ihm immer wichtig. Ein „tagespolitischer“ Komponist wollte er zwar nicht sein, Politisches im Sinne von „öffentlichen Angelegenheiten“ jedoch findet sich immer wieder im Werk von Georg Katzer. Den „Geist der verloren gehenden Diskusivität“ hat er noch mit seiner letzten Uraufführung beschworen, einem Auftragswerk des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, bei dem es zu Silvester 2018 darum ging, Beethovens 9. Sinfonie ein Präludium entgegen zu setzen. Sein Werk arbeitete mit These und Replik, mit kontrastierenden Teilen, die unterschiedliche Standpunkte repräsentieren, so dass ein musikalisches Streitgespräch entstehen konnte, das sich, kurz bevor es zum Eklat kommt, dann doch ins „elysische Versprechen“ des harmonischen Wohlklangs auflöst.
Die Lust am gewitzten Verstoß gegen Konventionen, an der ironischen Pointe hat der 1935 als Sohn eines Konditors im niederschlesischen Habelschwerdt geborene Georg Katzer in der DDR stets bewahrt. Der Meisterschüler Hanns Eislers gehörte zu den geachteten, doch keineswegs angepassten Komponisten. Immer wieder sorgte er für Irritation, wie beispielsweise mit seiner Idee, für ein Oratorium das Gedicht „Der Wanderer“ von Johannes Bobrowski zu verwenden, in dem die Verszeile „Jedes Tor ist offen“ vorkommt. Weil sein Auftraggeber negative Reaktionen der staatlichen Kulturkontrolleure fürchtete, wurde Katzer der Auftrag entzogen. Massive Widerstände gab es auch 1986, als der Komponist das erste elektronische Studio der DDR gründete. Diese Pioniertat aber konnte er durchsetzen.

Harry Kupfer inszenierte Katzers "Antigone"-Oper

Bereits 1971 war das Radiostück „Die Igeltreppe“ auf einen Text von Sarah Kirsch entstanden, an der Komischen Oper kam 1974 sein Musiktheater über „Das Land Bum-Bum“ heraus, in dem sich die Menschen durch die Ohren ernähren und darum unter einem König leiden, der Tanzmusik verbietet. Im Jahr darauf choreografierte Tom Schilling, wieder an der Komischen Oper, das Ballett „Schwarze Vögel“, 1989 inszenierte Harry Kupfer ebenda die Uraufführung von „Antigone oder die Stadt“.
Zu Katzers Hauptwerken gehört „Medea in Korinth“, 2000 im Auftrag der Berliner Singakademie als „oratorische Szenen“ auf ein Libretto von Christa und Gerhard Wolf entstanden. Die Titelheldin ist dabei keine eifersüchtige Kindsmörderin, sondern die Geflüchtete, die im fremden Land durch ihre Andersartigkeit Argwohn erregt.
Im Alter von 84 Jahren ist Georg Katzer, der in Zeuthen bei Berlin lebte, nun am Dienstagmorgen gestorben.

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