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Nazif Mujić hatte vergeblich um Asyl in Deutschland gekämpft.

© Daniel Naupold/dpa

Zum Tod des Bären-Gewinners Nazif Mujić: Das Silber brachte ihm kein Glück

2013 gewann Nazif Mujić den Silbernen Bären als bester Schauspieler. Sein Asylantrag wurde trotz Unterstützung aus der Filmbranche abgelehnt. Jetzt ist er in seinem bosnischen Heimatdorf gestorben.

Berlin war seine Hoffnung. Noch einmal wollte Nazif Mujić  den Versuch starten, von hier aus für eine bessere Zukunft seiner Familie zu sorgen. Ein Busticket soll der Bosnier schon gekauft haben, doch benutzen kann er es nun nicht mehr. Am Sonntag ist er zu Hause im nordbosnischen Dorf Svatovac gestorben.

Bekannt geworden ist der 1970 geborene Nazif Mujić vor fünf Jahren, als er den Silbernen Bären als bester Darsteller gewann. In Danis Tanovićs Doku-Drama „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ hatten der Bosnier, seine Frau Senada und die beiden Töchter sich selbst gespielt. Sie stellten das Geschehen aus der Zeit nach, als Mujić seiner damals schwangeren Frau Senada Alimanović das Leben rettete. Sie musste operiert werden, wofür das Geld fehlte, und krankenversichert war sie nicht.

Die Roma-Familie lebt in Armut, ihren harten Alltag setzt der Film lakonisch ins Bild. Regisseur Danis Tanović  bekam dafür den Großen Preis der Jury. Es waren glückliche Tage am Potsdamer Platz im Februar 2013. Nazif Mujić  und Senada Alimanović hatten auch ihren nach Tanović  benannten kleinen Sohn dabei.

Wim Wenders und Andreas Dresen unterstützten Mujić

Zurück in Bosnien und Herzegowina hoffte Mujić auf weitere Filmrollen oder andere Jobangebote. Für eine Weile arbeitete er als Müllmann, verletzte sich dann aber am Rücken und musste die Arbeit aufgeben. Schrottsammeln wie zuvor ging auch nicht mehr, denn – so erklärte er es dem Tagesspiegel – seine Kollegen hielten ihn für einen reichen Star, der ihnen nicht ihren Verdienst wegnehmen könne.

Also beschloss der Bären-Gewinner im November 2013, dahin zurückzukehren, wo sein Leben für einen Moment besser gewesen war, nach  Berlin. Er beantragte mit seiner Familie Asyl. Nach vier Wochen kam die Ablehnung, innerhalb einer Woche sollten Mujić, seine Frau und die Kinder das Land wieder verlassen. Die Berlinale sprang ihnen zur Seite, organisierte eine Anwältin, die im Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses für ein dauerhaftes Bleiberecht der Familie warb. Auch eine Reihe deutscher Filmschaffender, darunter Wim Wenders und Andreas Dresen, hatten sich in Briefen für den Laiendarsteller starkgemacht. Vergeblich: Im Juni 2014 kehrte er mit Frau und Kindern nach Bosnien zurück – freiwillig, wie es damals vonseiten der Berlinale hieß.

Die Situation der Familie blieb schlecht, weshalb Nazif Mujić, der überdies Diabetiker war, im letzten Jahr den Silbernen Bären für 4000 Euro an einen Barbesitzer verkaufte. Er habe seinen Kindern nicht zu essen geben können, sagte er damals. Jetzt muss Senada Alimanović sie alleine durchbringen.

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