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Birol Ünel bei der Hamburger Premiere von "Gegen die Wand" im Jahr 2004.

© Imago/Angerer

Wurde mit „Gegen die Wand“ berühmt: Der Schmerzensmann – zum Tod des Schauspielers Birol Ünel

Birol Ünel hatte immer wieder Probleme mit sich und dem Leben. Wie die radikalen Figuren, die er spielte. Ein Nachruf.

Er machte einem angst und bange, so wie er sich verausgabte. Wie Birol Ünel sich als kaputter Barkeeper in Fatih Akins Liebesdrama „Gegen die Wand“ 2004 um Kopf und Kragen spielte, wie er einem diesen verlorenen Menschen gerade so nahebrachte und die Grenzen seines Metiers dabei sprengte, das ist auf immer mit seinem Namen verbunden.

Birol Ünel kam fast aus dem Nichts vor 16 Jahren, und es haute einen um. Der Film und seine Darsteller erhielten Goldene und Silberne Bären dafür, Lolas, European Film Awards, es regnete Preise in jenem Jahr.

Ein Trinker, ein Selbstmordkandidat, ein hoffnungsloser Fall, der sich in die Liebe rettet. Später, in Fatih Akins „Soul Kitchen“, spielte Ünel einen exzentrischen Koch: Er hat oft diese heftigen, unberechenbaren, auch aggressiven Typen gespielt, Gangster mitunter, mit dem Mut zum Dämonischen. Ein Schmerzensmann: Das Wilde, Überbordende, nicht selten Unwiderstehliche war sein Markenzeichen.

1961 im türkischen Silifke geboren, wuchs Birol Ünel in der Nähe von Bremen auf, studierte Schauspiel in Hannover und gab 1988 sein Kameradebüt in Thomas Braschs „Der Passagier - Welcome to Germany“ als KZ-Häftling an der Seite von Tony Curtis.

Birol Ünel als Barkeeper Cahit in Fatih Akins "Gegen die Wand", 2004.
Birol Ünel als Barkeeper Cahit in Fatih Akins "Gegen die Wand", 2004.

© Imago/United Archives

In den Neunzigern spielte er Theater und führte auch Regie im Berliner Kunsthaus Tacheles und trat bei Frank Castorf auf. Als Siegfried in dessen "Nibelungen - Born Bad", noch so ein Draufgänger, das passt. Im Heinrich Breloers TV-Zweiteiler „Das Todesspiel“ war er als palästinensischer Terrorist zu sehen. Man kannte ihn trotzdem kaum. Bis Fatih Akin ihm diese Hauptrolle gab.
Ein Durchbruch? Auch später blieb es meistens bei Nebenrollen im Kino und im Fernsehen. Birol Ünel hatte immer wieder Probleme mit sich und dem Leben: Wie viel Persönliches, Autobiografisches steckt in seinen Figuren? Am Donnerstag ist der Schauspieler im Alter von 59 Jahren gestorben, in einer Berliner Klinik nach schwerer Krankheit, wie das Gorki Theater und Fatih Akin eine „BZ“-Meldung bestätigten. „Ruhe in Frieden, mein Freund. Du hattest ein Licht in Dir, das mich immer überwältigt hat“, schreibt Fatih Akin auf Twitter.

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