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Jan Vogler mit Workshop-Teilnehmern von 2018 vor dem Schloss.

© Andreas Beetz

Workshop für Nachwuchsmusiker: Stars von morgen

Bei „Meisterschüler – Meister“ arbeitet Cellist Jan Vogler mit hochbegabten Teenagern. Viele Proben im Schloss Neuhardenberg sind öffentlich.

Er wusste schon als Elfjähriger, dass er Klassikprofi werden wollte. Und er hat seinen Traum wahr gemacht: Jan Vogler, 1964 in Berlin geboren, wurde mit gerade einmal 20 Jahren Solocellist in einem der berühmtesten Orchester der Welt, der Dresdner Staatskapelle. Seit 1997 ist er freiberuflich tätig, reist als gefragter Interpret rund um den Globus – und gibt sein Wissen in Neuhardenberg weiter: im Rahmen des Sparkassen-Förderprogramms „Meisterschüler – Meister“, einem Workshop, der zum fünften Mal stattfindet. Zehn bis zwölf außergewöhnlich begabte Jugendliche können jeweils teilnehmen, die meisten qualifizieren sich durch „Jugend musiziert“ oder die Akademie des Moritzburg-Festivals, aber es gibt auch Einzelbewerber.

„Ich bin kein Lehrer, der sagt: Es geht nur so und nicht anders“, erklärt Vogler. „Ich versuche, diesen kostbaren Talenten zu zeigen, dass mehrere Wege nach Rom führen. Ich will sie in ihrer Persönlichkeit stärken, in ihrem individuellen Zugang zu den Werken.“ Vorbild ist ihm dabei sein eigener Vater Peter Vogler. Der unterrichtete am liebsten Zwölf- bis 16-Jährige – weil das die Lebensphase ist, in der man die jungen Interpreten am meisten prägen kann. „Er hat immer gesagt: Es gibt kein Rezept, das sich auf zwei Schüler anwenden lässt“, berichtet Jan Vogler. „Denn jeder muss individuell betreut werden, künstlerisch, aber auch rein physisch, je nachdem beispielsweise, wie groß die Hände sind oder wie der Körperbau beschaffen ist.“

„Auch übers Zuhören kann man viel lernen“

Die Eltern dürfen ihre Kinder zwar nach Schloss Neuhardenberg bringen, danach aber sind sie hier unerwünscht – bis zum Abschlusskonzert, das in diesem Jahr am 3. August in der Schinkel-Kirche stattfindet. Eine Woche lang sollen die Stars von morgen die Chance haben, sich auf nichts anderes zu fokussieren als auf die Musik. „Wir haben hier ideale Bedingungen“, schwärmt Vogler. „Es gibt einen fantastischen, klimatisierten Probenraum mit einem tollen Flügel. Die Teilnehmer wohnen sehr schön im Hotel und können in ihrer Freizeit durch den Schlosspark streifen. Das gibt ihnen das Gefühl, für ihr Talent belohnt zu werden mit dieser Woche an diesem Sehnsuchtsort. Ich habe solche Bedingungen in meiner Jugend nirgendwo erlebt.“

Jeden Tag gibt es zwei Probenphasen. Am Vormittag unterrichtet Jan Vogler einen nach dem anderen – wobei er Wert darauf legt, dass die übrigen Jugendlichen stets mit dabei sind. „Auch übers Zuhören kann man viel lernen“, findet er. „Und durchs Zuschauen. Denn der eine hat ein besonders schönes Vibrato, der andere eine tolle Bogengeschwindigkeit, der Dritte kann besonders feine Piano- Schattierungen spielen.“

Nachmittags folgen dann die Kammermusikprojekte, bei denen die Geigerin Mira Wang und der Pianist Antti Siirala die Teilnehmer coachen. Viele Proben sind übrigens öffentlich. „Die Zuhörer sind immer wieder fasziniert von der Ernsthaftigkeit, mit der diese Jugendlichen bei der Sache sind“, hat der Cellist beobachtet. Und nach einer Woche der geballten Inspiration spielen sie dann auch wie ausgewechselt: „Angeregt, animiert, befreit.“

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