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Wolfgang Haffner.

© Biggi Sauer

Wolfgang Haffner & Friends im Kammermusiksaal: Jazz und Klassik gleich Triumph

Für sein Konzert unter dem Titel "Kind of cool" hat Wolfgang Haffner ein hochkarätig besetztes Ensemble um sich geschart. Er will eine Brücke schlagen zwischen Jazz und Klassik. Ein triumphaler Abend.

Für Wolfgang Haffner hätte das Jahr 2014 ein einziger Triumph werden können. Die Konzerte ausverkauft, das neue Album in den Startlöchern, die nächsten Ehrungen auf dem Weg in die Trophäensammlung – hätte ein Herzinfarkt den Schlagzeuger im Sommer nicht in die Knie gezwungen. Umso schöner zu sehen, dass er mittlerweile wieder auf dem Damm ist und sich auch auf der Bühne wieder pudelwohl zu fühlen scheint.

Für das Konzert unter dem Titel „Kind of cool“ im Kammermusiksaal der Philharmonie hat er erneut die Musiker um sich versammelt, die mit ihm sein gleichnamiges Album aufgenommen haben – ein hochkarätig besetztes Ensemble. Da wäre zum Beispiel Jukka Perko am Saxofon, der seinem Instrument bei „Django“ von John Lewis einen sehnsuchtsvollen und klaren Klang entlockt, nachdem Jan Lundgren den Song am Klavier mit einem von Bach-Anleihen durchsetzten Intro stimmig vorbereitet hat. Da ist der Luxemburger Pascal Schumacher, der seine Schlägel dynamisch über das Vibrafon eilen lässt. Der Senior der Runde, der Trompeter Dusko Goykovic, ist vor allem bei Haffners Eigenkomposition „Remembrance“ sehr dynamisch und zugleich beherrscht unterwegs. Nicht zu vergessen Dan Berglund am Bass. Kräftig langt er in die Saiten, bearbeitet sein Instrument mit Effektpedal und Bogen und kreiert einen angenehm vollen Sound.

Haffner schlägt eine Brücke zwischen Jazz und Klassik

Natürlich soll an diesem Abend auch, der Kammermusiksaal als Location bietet es an, die Brücke zwischen Jazz und Klassik geschlagen werden. Gemeinsam mit drei Schlagzeugern der Berliner Philharmoniker (Wieland Welzel, Raphael Haeger, Franz Schindlbeck) spielt Haffner den Bolero von Ravel. Er selbst gibt den 3/4-Takt vor, während die Philharmoniker alles an Schlaginstrumenten bearbeiten, was der Fundus hergibt. Ein dichter Klang entsteht, durch den der Bolero trotz fehlender Melodie nichts von seiner hypnotischen Wirkung einbüßt.

Auch ein weiterer Gast trägt zum Klassik-Flair bei. Für Haffner tritt Star-Bariton Thomas Quasthoff für drei Lieder von seinem Bühnenrücktritt als Sänger zurück. „My Funny Valentine“ interpretiert er auf sanfteste Weise, bei Billy Eckstines „Piano Man“ lässt er eine angenehm große Portion Schleifpapier über seine Stimmbänder gleiten und in der Zugabe („Summertime“) scattet er virtuos gegen die Instrumentalisten an. Immer mittendrin: ein breit grinsender Wolfgang Haffner an den Drums. Dieser Abend ist sein Triumph.

Moritz Eckert

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