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Frauenpower. Martina Gedeck.

© Doris Spiekermann-Klaas

„Wochenende Neue Musik“: Frauensache

Die Schauspielerin Martina Gedeck und das Scharoun Ensemble treten im Kammermusiksaal auf.

Zweifellos ist Martina Gedeck das Zugpferd des Auftaktkonzerts bei diesem philharmonischen „Wochenende Neue Musik“. Der Kammermusiksaal ist so kaum weniger gefüllt als bei sonstigen dem Zeitgenössischen gewidmeten Veranstaltungen „vor Corona“.

Entsprechend herzlicher und intensiver Applaus gilt den fast ausschließlich von Frauen geschaffenen Werken. Die Schauspielerin leiht ihre Stimme dem etwas kryptischen Text von „RISS“ der Wolfgang-Rihm- Schülerin Zeynep Gedizliozlu – „wie ein dunkler Riss, inmitten der Musik, konfliktreich, spannungsvoll halte ich die Stellung“ tönt es zunächst stockend, verhalten, nachdenklich, um dann, in seinen Elementen vielfach versetzt, immer hektischer gesteigert, in die nicht neue Frage zu münden: „Ich bin hier – wo bist du?“

Stille ist ein wichtiger Bestandteil dieses vom Scharoun-Ensemble und Gästen uraufgeführten Auftragswerkes der Stiftung Berliner Philharmoniker und strukturiert die auf Hochtouren laufende kontrastreiche Zerrissenheit, die das verzweifelte „hörst du mich“ der Stimme mit schneidenden Violintönen, dunklem Fagott, Kontrabass und Horn mehr und mehr überdeckt.

Spannung im Langsamen und Leisen erzeugt Milica Djordjevik mit ihrem 2019 verfertigten Stück „Pod vodom raskrška snova“ (etwa: unter dem Wasser der Kreuzung der Träume). Ungeheuer dicht fügen sich die langen Linien von Cello (Claudio Bohórquez) und Klarinette (Alexander Bader) mit Holger Groschopps bedachtsam in den Raum gestellten Klavierklängen zusammen, die zuweilen albtraumartig ausbrechen. Die aus Belgrad stammende Trägerin des Claudio-Abbado-Preises lässt diese Klanglandschaft zerfallen und verebben, wie ein resigniertes Erwachen.

Solche Frauenpower rahmen zwei Werke männlicher Provenienz: Olli Mustonen, als eigenwilliger Pianist bekannt, zeigt im Streichsextett von 2020, dass er seinen Beethoven zumal des „Heiligen Dankgesangs“ im späten a-Moll-Streichquartett gut kennt – und doch zu berührender Originalität findet. Baiba Skride an der ersten Violine gibt im Verein mit ihrer Geigenkollegin Rachel Schmidt und der Flötistin Christina Fassbender auch der „Kammermusik XVII“ von Paul-Heinz Dittrich bewegliche Klangschönheit. Kaija Sariahoo, Betsy Jolas, Unsuk Chin gelten die zwei folgenden hochkarätig bestückten Konzerte.

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