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Kreative Krise. Die Pandemie lässt viele Menschen erfinderisch werden - und inspiriert Autoren und Verlage.

© Robert Michael/dpa

Wettlauf um den Corona-Bestseller: Von „Tödliche Quarantäne“ bis „In Zeiten der Ansteckung“

Mit neuen Titeln von Paolo Giordano und anderen Autoren rollt die Welle der Pandemie-Literatur an. Manche Schriftsteller haben die Krise längst vorweggenommen.

Der Ausnahmezustand der anderen ist sein Normalzustand. Er befand sich am natürlichen Arbeitsplatz eines jeden Autors, im Homeoffice, an seinem Schreibtisch. Natürlich in strenger Quarantäne wie immer, also allein, denn ein abgelenkter Autor ist ein schlechter Autor.

Noch hatte kein Mensch Homeoffice und Quarantäne angeordnet, es war die erste Märzwoche, aber Michael Koglin registrierte ein starkes Wetterleuchten an den Rändern seines Bewusstseins. Da kommt etwas! Da kommt etwas, das die Gegenwart möglicherweise in ein Davor und Danach teilen würde.

Fünf Minuten Ewigkeits-Ruhe

Er musste an Walter Kempowskis Beschreibung von Rostock denken, als die letzten Nazis die Stadt verlassen hatten und die Russen noch nicht da waren. Diese fünf Minuten Ewigkeits-Ruhe, dieses ungeheure Dazwischen. Das ist magischer Raum. Also der Raum des Autors.

Und Koglin begann zu schreiben, 14 Tage und 14 Nächte. Das Ergebnis fasst der Autor so zusammen: „Ich habe den ersten Corona-Roman geschrieben, ist möglicherweise ansteckend, macht aber nicht krank.“ Er heißt „Coronavirus Killer“.

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Aber dann wurde Koglin doch nur Zweiter, denn schon am 17. März erschien online Alessandro Nonnos Corona-Krimi, Band 1: „Tödliche Quarantäne. Das Wüten des Coronavirus“.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Verlage noch dabei, das bei aller Begreiflichkeit Unbegreifliche zu begreifen: Die Leipziger Buchmesse findet nicht statt! Es war die erste Absage einer Großveranstaltung. Am 12. März, fünf Tage vor dem Erscheinen von Nonnos Buch, hätte sie beginnen sollen.

Neue Seiten. Die Corona-Pandemie ist in der Literatur angekommen.
Neue Seiten. Die Corona-Pandemie ist in der Literatur angekommen.

©  Armin Weigel / dpa

Kein Zweifel, eine große Seuchen-Literaturwelle rollt auf das Land zu. Wird sie nur Schaum sein, Gischt des Tages, oder mehr? Denn natürlich sind Krankheit und Tod große Autoren. Und es gibt unvergängliche Seuchenliteratur, man denke an Boccaccios „Decamerone“. Aber Boccaccio begann sein Buch nicht, als die Pest noch gar nicht richtig angekommen war in Florenz, sondern als sie wieder weg war, 1349, vielleicht sogar noch später.

Die Chinesen haben Vorsprung

Am 18. März, sechs Tage nach dem Nicht-Eröffnungstag der Buchmesse, erklärten die ersten Feuilletons auch „das Wettrennen um das erste Corona-Sachbuch“ für eröffnet. Der Münchner Piper-Verlag dürfte es für sich entscheiden, mutmaßte diese Zeitung.

Der Verlag hat soeben eine neue Buchreihe begonnen: „33 Fragen, 33 Antworten“, heißt sie. „Ein Format, in dem wir schnell auf Probleme der Zeit reagieren“, sagt Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg.

Die ersten Titel – sie erscheinen alle Mitte Mai – haben etwa den Klimawandel, Chinas neue Macht und die Künstliche Intelligenz zum Thema. Und nun auch Covid-19. „Sollten wir etwa sagen: Wir haben zwar das richtige Format, doch lasst es uns um Himmels willen jetzt nicht nutzen?“, fragt die Verlegerin.

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Als E-Book ist der Corona-Führer schon da, dennoch wurde Piper von einem anderen Münchner Verlag überholt. Die Autoren des „Coronavirus-Handbuchs“, bei Riva erschienen, sind der Chefarzt des „Wuhan Center for Disease Control and Prevention“ Professor Zhou Wang und der Entdecker des Sars-Coronavirus Professor Zhong Nanshan persönlich.

Covid-19 ist ein naher Verwandter des Sars-Coronavirus, das Zhong 2003 identifizierte. Die Chinesen hatten den 83-jährigen Lungenfacharzt und Epidemiologen im Januar aus dem Ruhestand zurückgerufen und zum obersten Berater der Zentralregierung gemacht. Das Handbuch ist gewissermaßen ein Grundkurs Virologie aus erster Hand, die Chinesen haben Vorsprung.

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Der vorläufige Corona-Bestseller steht wohl jetzt schon fest: Paolo Giordanos „In Zeiten der Ansteckung“. Mitte März, als Piper sein Corona-Buch plante und Koglin den Unterschied von Tag und Nacht vergaß, ging bei Rowohlt das Angebot einer italienischen Literaturagentur ein.

Zwei Wochen zuvor hatte der Autor des Weltbestsellers „Die Einsamkeit der Primzahlen“ notiert: „Ich schreibe an einem der seltenen 29. Februare, einem Samstag in diesem Schaltjahr. Die Zahl der Ansteckungen hat weltweit 85 000 überschritten, 80 000 allein in China.“

Eine Buchleserin in der Mailänder Metro. aus Italien kommt der voraussichtliche Corona-Bestseller der Saison.
Eine Buchleserin in der Mailänder Metro. aus Italien kommt der voraussichtliche Corona-Bestseller der Saison.

© Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Autoren reagieren auf Verunsicherungen meist schriftlich, und dass er extrem verunsichert war, merkte Giordano schon daran, dass ihm morgens, gleich nach dem Aufwachen, lange Zahlenkolonnen einfielen, die er ordnen musste.

Weit vor dem Schreiben war die Mathematik Giordanos Mittel gegen Ängste aller Art gewesen, stille Nachmittage voller schwieriger Gleichungen waren sein Inbegriff von Glück, er hatte in theoretischer Physik promoviert. Mathematiker, Physiker ist er schon, aber Virologe?

Doch Giordano erklärt bündig: „Noch bevor Epidemien medizinische Notfälle werden, sind sie mathematische Notfälle.“ Denn die Mathematik sei nur auf den ersten Blick die Wissenschaft von den Zahlen, eigentlich sei sie die Wissenschaft von den Beziehungen: „Die gegenwärtige Epidemie ist eine Infektion unseres Beziehungsnetzes.“

Ein Arbeitstag hat acht Stunden? Falsch

„Dass wir das Buch nehmen, war gar keine Frage“, sagt Margit Knapp, Lektorin bei Rowohlt, „die Frage war nur, wie schnell wir das schaffen.“ Knapp hatte Giordano mit „Der menschliche Körper“, einem Afghanistan-Roman, zu Rowohlt geholt.

Schnellschreiber. Von Paolo Giordano ist soeben das Corona- Buch „In Zeiten der Ansteckung“ erschienen.
Schnellschreiber. Von Paolo Giordano ist soeben das Corona- Buch „In Zeiten der Ansteckung“ erschienen.

© Scarlett Werth / Promo

Die Vorgabe der Italiener war klar: Herauskommen müsse der Text ungefähr so schnell, wie der Autor ihn geschrieben hat. Dabei, überlegt die Lektorin, dauert es gemeinhin Monate, bis überhaupt die Verträge gemacht sind. Der Zeitbegriff der Verlage stammt gewissermaßen noch aus der vorindustriellen Ära. Verlage denken in Jahren, nicht in Monaten oder gar Wochen.

Traust du dir das zu, fragte die Lektorin ihre Italienisch-Übersetzerin Barbara Klein. Die zögerte und versprach zurückzurufen. Kurz darauf meldete sich eine vor Entschlossenheit vibrierende Stimme: „Ich schaffe das!“ Ein Arbeitstag hat acht Stunden? Falsch. Notfalls hat er 24.

Das Unternehmen erforscht das Coronavirus - da verschwindet der Laborleiter

Wie die Übersetzerin Barbara Klein und kurz darauf Margit Knapp, die begann, das noch gar nicht zu Ende übersetzte Manuskript zu lektorieren, nahm auch Michael Koglin bald nur noch am Rande wahr, wenn es draußen dunkel und wenn es wieder hell wurde.

Seine Anwesenheit in der Außenwelt war inzwischen mehr oder weniger eine optische Täuschung, er war umgezogen in seinen Roman und versuchte, seine Hauptfigur, die Chemikerin Lena Landen, nicht aus den Augen zu verlieren.

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Sie war ihm immer einen Schritt voraus und er nur noch der Sekretär, der notierte, was die junge Frau unternahm, um das rätselhafte Verschwinden ihres Laborleiters aufzuklären, mit dem sie unpassenderweise eine Affäre gehabt hatte. Natürlich forscht die Hamburger Niederlassung eines großen amerikanischen Pharmakonzerns am Coronavirus.

Der Roman beginnt mit dem Satz: „Der Tod schwamm in einer milchig schimmernden Flüssigkeit.“ Nein, die Laborszenerie war ihm nicht fremd, sagt Koglin, im Gegenteil, schließlich hatte er vor ein paar Jahren bereits einen Thriller auf der Ostsee-Insel Riems spielen lassen, auf der in Hochsicherheitstrakten die allerfiesesten Viren kultiviert werden.

Von Riems aus ließe sich die Menschheit ausrotten, sagt der Autor nicht ohne einen merkwürdig deplatzierten Triumph in der Stimme. In welcher Primärzeit leben wir? In der des Wettlaufs der Pharmariesen um den Anti-Covid-19-Impfstoff.

Nacheinander fallen TV, Mobiltelefon und Internet aus

Zur gleichen Zeit, Mitte März, war Alessandro Nonno mit seinem Roman „Tödliche Quarantäne. Das Wüten des Corona-Virus“ bereits fertig. Er hat ein Silberhochzeitspaar in der kleinsten Innenkabine eines Kreuzfahrtschiffes ausgesetzt, das auf hoher See unter Quarantäne gestellt wird. Nacheinander fallen TV, Mobiltelefon und Internet aus. Erschwerend kommt hinzu, dass beide Hochseeinhaftierte ihre Ehe vom ersten Tag an als schweren Irrtum betrachtet hatten.

Ob die Handlung oder die Sprache des Autors die größere Prüfung für den Leser darstellt, ist wie immer bei Nonno schwer zu entscheiden. Aber er ist der Schnellste: Anfang April erschien der Nachfolger „Corona in San Martino“, und wahrscheinlich ist der dritte Teil längst fertig.

Ein Kunde in der römischen Buchhandlung "Feltrinelli".
Ein Kunde in der römischen Buchhandlung "Feltrinelli".

© Alessandra Tarantino/AP/dpa

Auf die Frage, ob ihr bereits ein Corona-Roman angeboten wurde, antwortet die Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg mit einem befreiten Auflachen: „Zum Glück nicht!“ Sie glaubt durchaus, dass die Krise dem Buch als solches eine neue Chance gibt, schließlich kann jetzt keiner mehr sagen, er fände bei all der Hektik gar keine Zeit zum Lesen. Dafür fragt er nun manchmal: Diese Ruhe macht mich so ungemein nervös, wie soll ich da lesen?

Die Verlegerin ist ganz sicher, dass auch diese Phase vorübergeht. Sie jedenfalls werde mit einem Buch in der Hand gleich ein viel froherer, ausgeglichener Mensch. Aber einen Corona-Roman? Felicitas von Lovenberg schaut gerade mit den Augen von Ilja Leonard Pfeijffer auf die Welt, sie hat soeben dessen Buch „Grand Hotel Europa“ gelesen: Ein etwas älterer Mann sitzt in einem etwas älteren Hotel und denkt seiner etwas älteren Liebe nach, so fängt das an.

Was für ein Nachdenken über Europa, was für eine Weitung der Welt! Der niederländische Erfolgsroman, von Kritikern mit Ausrufen wie „fantastisch, grandios, großartig, herrlich, erhaben, superb, wunderbar“ bedacht, wird im Herbst bei Piper erscheinen.

Hat ein Thriller von 1981 den Corona-Ausbruch vorhergesagt?

Judith Mandt geht es anders. Schon im März musste die Leiterin von Ullstein Taschenbuch öfter an einen Thriller denken, den sie vor bald zwei Jahren gelesen hat, da war sie noch Mitarbeiterin bei Rowohlt. Ein Kanadier beschreibt die Wiederkehr der Pest in Italien, es ist eine neue, noch aggressivere Art der Lungenpest. Das Buch von Daniel Kalla heißt „Patient Null“. Italien, Pest, Patient null. Klang das nicht ungemein vielversprechend? Und Ullstein kaufte die Rechte.

Binnen eines Tages sicherte sich der Verlag auch die Rechte an einem anderen Thriller, der vor allem unter Verschwörungstheoretikern viel diskutiert wird. Er heißt „The Eyes of Darkness“. Die „Daily Mail“ fragte im Februar: „Hat ein 1981er Dean-Koontz-Thriller den Corona-Ausbruch vorhergesagt?“ Bei Koontz entwickeln chinesische Wissenschaftler ein tödliches Virus zur Auslöschung der Feinde Chinas. Und wo machen sie das? In Wuhan. Das Virus heißt „Wuhan-400“. Und der Parallelen sind noch mehr.

Gut geschützt. Eine Buchleserin in Stuttgart.
Gut geschützt. Eine Buchleserin in Stuttgart.

© Sebastian Gollnow/dpa

Dass sein Buch gleich vierzig Jahre alt wird, mindert sein Ansehen nicht, im Gegenteil. Dem Autor werden wahlweise die Gabe der Prophetie oder Besitz von Geheiminformationen attestiert. Dean Koontz weist beides strikt von sich, wie seine deutsche Verlegerin betont. Mit Verschwörungstheoretikern, denen der Unterschied von Fiktion und Realität nicht geläufig ist, habe er nichts zu schaffen.

Die alte deutsche Ausgabe ist längst vergriffen, Ullstein geht im Mai mit einer Neuübersetzung und 30.000 Stück Erstauflage an den Start. Judith Mandt betont die Zahl mit hörbarer Befriedigung.

„Eine Virusepidemie schien eine elegante Lösung“

Koontz ist nicht der einzige Großautor auf der Welt, der gerade mit einem leisen Unbehagen an seine Bücher von gestern oder vorgestern denkt. Auch der Vater des südamerikanischen Kriminalromans Deon Meyer erinnert sich mit einem gewissen Erschrecken an den Roman, den er vor vier Jahren schrieb. Er heißt „Fever“. Die Idee kam ihm während eines Fluges von Kapstadt nach New York. 2017 sagte der Autor.

„Für die Geschichte, die mir vorschwebte, brauchte ich einen Planeten mit intakter Infrastruktur und intakten Ressourcen, aber mit 95 Prozent weniger Menschen. Eine Virusepidemie schien da eine elegante Lösung.“

Elegant? Heute würde der Autor das wohl etwas anders formulieren. Aber welches Virus sollte die Welt entvölkern? Nehmen Sie ein Coronavirus, schlugen die angesehenen Virologen, Professor Wolfgang Preiser, Leiter der Abteilung für Medizinische Virologie am Pathologischen Institut der Universität Stellenbosch, und Professor Richard Tedder vom University College London vor. Und sie erfanden für Meyer ein Hybrid des Coronavirus. Auch hier ist die Fledermaus der Überträger.

In „Fever“ ist der Globus dem Coronavirus hilflos ausgeliefert, ganz anders als die Welt heute. Ein wenig beschämt den Autor das auch. „Ich denke ständig an das Leiden der Tausenden Menschen, die ihre Liebsten oder ihren Arbeitsplatz verloren haben, und die in Angst leben“, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Online-Omi Renate Bergmann will kein Risiko eingehen

Mitte März rief Renate Bergmann bei ihrem Verlag an. Sie habe das Gefühl, dass sie dringend ein neues Buch schreiben müsse. Zwar ist ihr letztes „Ans Vorzelt kommen Geranien dran. Die Online-Omi geht campen“ noch gar nicht erschienen, das kommt erst im Juni, aber da müsse der Verlag etwas umdisponieren und „Dann bleiben wir eben zu Hause. Mit der Online-Omi durch die Krise“ vorziehen. Zumindest werde sie jetzt mal anfangen zu schreiben.

Der Berliner Autor Torsten Rohde, besser bekannt als Renate Bergmann.
Der Berliner Autor Torsten Rohde, besser bekannt als Renate Bergmann.

© Mike Wolff

Das Thema, zu dem Renate Bergmann nichts zu sagen hat, gibt es nicht, mit dieser Inkompetenz-Kompensationskompetenz ist die robuste Rentnerin bekannt geworden, um nicht zu sagen: berüchtigt. Zumal sie zur Zielgruppe gehört, also zu der des Virus: „Wissen Sie, ich bin jetzt 82 Jahre alt geworden, ich habe den Krieg, die ,Lindenstraße‘ und vier Ehemänner überlebt – ich gehe doch kein Risiko ein.“

Renate Bergmann ist in Wirklichkeit ein Mann, noch nicht mal halb so alt und heißt Torsten Rhode. 1974 in Brandenburg geboren, hat der frühere BWL-Student und Controller Renate Bergmann 2013 unter dem Eindruck von Familienfeiern erfunden. Sein neuer Text ist bereits im Lektorat. Am 13. Mai soll „Dann bleiben wir eben zu Hause“ bei Ullstein erscheinen.

Die alles entscheidende Frage wird lauten: Wenn diese Epidemie vorbei ist, wollen die Entronnenen dann noch etwas von Covid-19 hören oder lesen? Werden sie zurücktauchen an die Oberfläche ihres alten, neuen Daseins und sich die Quarantäne wie einen dunklen Traum von der Stirn wischen? Werden sie „Grand Hotel Europa“ lesen oder die Geschichte des Virus Wuhan-400?

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