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Hier kommt das Museum der Moderne hin, zeigt Kulturstaatsministerin Monika Grütters am 3.9.2015 auf einem Luftbild vom Kulturforum.

© Soeren Stache/dpa

Wettbewerb Museum der Moderne: Wer hier gewinnt, darf bauen

Chipperfield, Dudler und Co: Wer macht mit beim Architekturwettbewerb für das Museum der Moderne am Kulturforum?

Das mehrstufige Wettbewerbsverfahren für den Neubau eines Museums der Moderne am Kulturforum erreicht allmählich seine entscheidende Phase. Bislang ging es um Ideen. Die erste, als Ideenwettbewerb“ gekennzeichnete Runde brachte mit dem Juryentscheid vom 10. Februar keinen allseits befriedigenden Entwurf hervor - was aber nichts besagen muss. Denn zu der jetzt mit einer europäischen Ausschreibung eingeläuteten Runde, umständlich als „Teilnahmewettbewerb zum Realisierungswettbewerb“ betitelt, werden im Amtsblatt der EU die Namen der 13 Architektenteams genannt, die von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eigens eingeladen sind. Es sind viel beschäftigte, international renommierte Büros, die ihre Entwürfe erst im eigentlichen Realisierungswettbewerb einbringen sollen.

Dessen Teilnehmer sollen sich aus drei Gruppen zusammensetzen: den zehn Preisträgern des Ideenwettbewerbs, die aus 460 Einreichungen ausgewählt wurden, den 13 geladenen Architektenteams und schließlich mindestens 15 Bürogemeinschaften, die sich bewerben dürfen, wenn sie einen anspruchsvollen Kriterienkatalog erfüllen. Das liest sich fast so, als ob den Auslober die Sorge umtreibt, noch nicht alle Befähigten gefunden zu haben.

Die Bewerber für diese noch freien Plätze müssen nachweisen, dass sie mindestens einen Preis „ für vergleichbare Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von mindestens 3000 Quadratmetern gewonnen“ haben, oder entsprechende Planungsleistungen vorweisen können. Zudem gibt es einen ausgetüftelten Punktekatalog, mit dem bisherige Arbeiten bewertet werden, aufgeschlüsselt nach „Entwurfskompetenz“, „Realisierungserfahrung“ und „Exzellenz“. Letzteres ist so etwas wie die Kür beim Eiskunstlauf – auch hier verteilt ein Gremium Punkte. Das Ganze ähnelt dem amerikanischen Procedere bei Architekturwettbewerben, die nicht anonym sind, sondern ausgewiesene Architekten zu einem offenen Verfahren bitten. Beim Wettbewerb für die Berliner US-Botschaft konnte man das hier verfolgen.

Chipperfield ist an der Museumsinsel eine Art Nachfahre Schinkels

Ein Blick auf die Liste, die die Gewinner des Ideenwettbewerbs und die eigens Eingeladenen alphabetisch verzeichnet: Da finden sich David Chipperfield, der Architekt zahlreicher Museumsbauten weltweit und an der Museumsinsel so etwas wie der Nachfahr Schinkels, ebenso wie Christ und Gantenbein, die in ihrer Heimatstadt Basel soeben den Neubau fürs Kunstmuseum fertiggestellt haben. Ebenfalls aus Basel kommt mit Herzog & de Meuron eins der Starbüros sowie aus Rotterdam dessen ewiger Konkurrent Rem Koolhaas, unter der Bezeichnung seines Büros OMA – Office for Metropolitan Architecture.

Als Museumsbaumeister bewährt hat sich Volker Staab (Berlin), Max Dudler (Berlin/Zürich) brilliert als Bibliotheksarchitekt und Sauerbruch Hutton (Berlin) haben dem Münchner Museum Brandhorst ein unverwechselbares Gebäude geschaffen. Heinle Wischer Partner (Berlin) gestalteten die Topographie des Terrors bewusst zurückhaltend, die Mitarbeiter von Snøhetta (Oslo) entwerfen Kulturbauten rings um den Erdball, etwa die Bibliothek von Alexandria, während Lundgaard & Tranberg bislang aufs heimische Kopenhagen fokussiert sind, wo sie das Schauspielhaus gebaut haben. Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa (Sanaa) zählen zur Avantgarde der japanischen Architektur, sie machten mit dem New Museum of Contemporary Art an New Yorks Schmuddelstraße Bowery Furore.

Dann ist da noch das Büro Shenzen Huangui Design aus der Zehnmillionen - Stadt Shenzen bei Hongkong. Offenbar werden chinesische Büros nun auch international berücksichtigt, nicht mehr „nur“ der Pritzker-Preisträger Wang Shu, der übrigens im Humboldt-Forum die China-Abteilung gestaltet. Von ihm, der sich mit der Wiederverwendung von Altbauziegeln im neuerungssüchtigen China deutlich positioniert, hätte man sich vielleicht einen Entwurf „gegen den Strich“ erhofft.

Interessant ist auch, wer nicht eingeladen ist: Frank Gehry oder Stephan Braunfels

Interessant ist natürlich auch, wer nicht eingeladen ist: Stephan Braunfels zum Beispiel oder die US-Altmeister Frank Gehry und Richard Meier. Oder die Niederländer Benthem Crouwel mit dem Stedelijk Museum Amsterdam, vom vielbeschäftigten Renzo Piano ganz zu schweigen.

Aber wer weiß, vielleicht gehören sie ja bald der dritten Gruppe an – Interessenten müssen sich bis zum 13. Mai beworben haben. Die Unterlagen für den eigentlichen Realisierungswettbewerb soll es dann im Juni geben, Abgabetermin im September; die Entscheidung der Jury dürfte im Oktober oder November zu erwarten sein. Schließlich hat sich der Auslober verpflichtet, die Entscheidung des Preisgerichts als bindend anzuerkennen: Wer als Sieger gekürt wird, soll auch bauen.

Es ist kein kleines Projekt: Die Nutzfläche des Neubaus beträgt 14 200 Quadratmeter, 9200 für Ausstellungen. Je nach Entwurf, je nach Dimensionierung etwa der Erschließungswege und Verkehrsflächen ergibt das eine Bruttogrundfläche von geschätzten 27 700 Quadratmetern. Hinzu kommt: Der Großbau konkurriert mit den Solitären auf dem Kulturforum, der Nationalgalerie Mies van der Rohes und Hans Scharouns Philharmonie. Und viele erhoffen sich vom Museum der Moderne auch noch eine Lösung für das Dauerdilemma des Kulturforums als Brachfläche.

200 Millionen Euro hat der Bundestag für das Projekt bewilligt. Ob diese Kostenobergrenze eingehalten werden kann, ist eine knifflige Frage schon für die Wettbewerbsjury. Darin sitzen unter anderem Roger Diener, Arno Lederer oder Enrique Sobejano – erfahrene Museumsbaumeister. Ihr Urteil hat Gewicht, bei dem, was am Kulturforum geschieht. Jetzt – oder womöglich nie.

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