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Ein Neubau von MVRDV in München.

© Ossip Duivenbode

Werk 12 von MVRDV: Preis für Architektur in Deutschland 2021 geht an Münchner Neubau

Kein Haus, sondern fünf gestapelte Plattformen: Das Werk 12 in München gewinnt den Preis für Architektur in Deutschland. Auch Berliner Büros waren unter den Finalisten.

Spektakulär ist das Bauwerk, das den DAM Preis für Architektur in Deutschland 2021 zugesprochen bekommt: kein abgeschlossenes Haus, sondern fünf übereinander gestapelte Plattformen, außen liegend erschlossen, also ohne Kern, der bei der freien Nutzung des Raumes stören könnte.

Das niederländische Büro MVRDV beweist hier mit seinen Münchner Partnern von N-V-O einmal mehr, wie gut es den Zeitgeist zu treffen vermag. Denn es ist dieser Charakter der völlig freien und wandelbaren Nutzung, der die Jury des vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt/Main betreuten Preises begeistert hat, und zugleich gilt die Auszeichnung dem Werksviertel als dem „derzeit spannendsten Münchner Stadtentwicklungsprojekt“, wie es im soeben ausgelieferten DAM-Jahrbuch heißt.

Im Osten der bayerischen Landeshauptstadt soll auch das neue Konzerthaus entstehen, alles ist im Aufbruch, was sonst in der dicht bebauten Kommune nicht mehr geht. Man darf unterstellen, dass sich die Jury von dieser Situation hat mitreißen lassen, zulasten der Architektur.

Die kommt in den drei weiteren Finalisten des als Stufenwettbewerb organisierten Preises zu ihrem Recht. Alle drei stammen von Berliner Büros, zwei sind hier auch realisiert worden: das „Wohnregal“ in Moabit von FSAR frohn & rojas Plangesellschaft und die Schauspielschule „Ernst Busch“ in Mitte von Ortner & Ortner. Das erfolgsgewohnte Team Kühn Malvezzi hat ein „gebäudeintegriertes Dachgewächshaus und Verwaltungsgebäude“ in Oberhausen gebaut.

25 Projekte landen auf der Shortlist und werden im Jahrbuch vorgestellt. Berlin als Ort ist noch zwei weitere Male vertreten, mit dem markanten Berliner Suhrkamp-Haus von Roger Bundschuh zwischen Tor- und Linienstraße und dem Wohn- und Atelierhaus „Rosé“ von Helga Blocksdorf am nördlichen Stadtrand.

Beton bleibt der Baustoff der Wahl

Barkow Leibinger, Bruno Fioretti Marquez und Max Dudler sind weitere in Berlin ansässige, hier aber mit Bauten an anderen Orten vertretene Architekten. Dass wahrlich alle Bauaufgaben Berücksichtigung fanden, beweist der hölzerne Aussichtsturm im baden-württembergischen Remstal von Achim Menges und Jan Knippers, ein raffiniert in sich gedrehtes Holzbauwerk.

[Deutsches Architektur Jahrbuch 2021. DOM publishers, Berlin 2021. 256 S. m. 350 Abb., 38 €.]

Apropos Holz: Der ewig junge Baustoff hat sich noch nicht den Spitzenplatz erobert, ist aber mit der Betriebskindertagesstätte in Ditzingen von Barkow Leibinger und dem Bühnenturm von Ortner & Ortner vertreten. Ansonsten ist und bleibt Beton der Baustoff der Wahl. Und Travertin das Material edler Fassaden, wie beim skulpturalen Museumsanbau im südwestfälischen Arnsberg von Bez + Kock (Stuttgart).

Kann man lernen aus diesem Querschnitt durch die neueste Architektur in Deutschland? Das ist beim Architekturpreis stets die Frage. Nun – es wird auf sehr hohem Niveau gebaut, aber es sind jeweils singuläre Entwürfe. Daraus lässt sich nur schwer etwas für die allgemeine Bautätigkeit ableiten.

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