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Harvey Weinstein auf dem Weg ins Oberste Gericht in Manhattan. Vielleicht steht ihm ein zweiter Prozess bevor.

© Seth Wenig/dpa

Update

Weinstein muss auch in Los Angeles vor Gericht: Der Druck auf den früheren Hollywoodmogul Harvey Weinstein wächst

Zum Auftakt des Weinstein-Prozesses in New York gibt auch die Staatsanwaltschaft in L.A. bekannt, dass sie den Produzenten wegen sexueller Gewalt anklagen wird.

Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt: Während der amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein am gestrigen Montag zum Auftakt des New Yorker Prozesses in Manhattan erschien, hat die Staatsanwaltschaft in Los Angeles den früheren Hollywoodmogul zweier weiterer mutmaßlicher Sexualverbrechen formal beschuldigt. Der 67-Jährige soll im Februar 2013 in L.A. eine Frau vergewaltigt und einen Tag später eine weitere Frau sexuell genötigt haben.

„Wir glauben, die Beweise werden zeigen, dass der Beschuldigte seine Macht und seinen Einfluss nutzte, um Zugang zu seinen Opfern zu bekommen und gewaltsame Verbrechen gegen sie zu begehen“, erklärte Staatsanwältin Jackie Lacey.

Lacey hatte noch 2017 nach Bekanntwerden des Weinstein-Skandals eine Taskforce speziell für Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Gewalt in der Unterhaltungsindustrie von L.A. zusammengestellt. Etwa 40 betroffene Frauen hätten sich seitdem gemeldet, sagte sie am Montagnachmittag. Etliche Fälle seien jedoch verjährt gewesen oder man habe die Vorwürfe mangels Beweisen nicht weiterverfolgen können. In drei weiteren konkreten Fällen prüft die Staatsanwaltschaft noch eine konkrete Anklage.

Die Höchststrafe läge bei 28 Jahren

Die Staatsanwaltschaft der Filmmetropole beschuldigt Weinstein, am 18. Februar 2013 in das Hotelzimmer einer Frau eingedrungen zu sein und diese vergewaltigt zu haben. Am folgenden Abend habe Weinstein eine andere Frau in einer Hotelsuite in Beverly Hills sexuell angegriffen. Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Vergewaltigung, erzwungenen Oralverkehr und gewaltsame sexuelle Penetration.

Falls es im Prozess zu einer Verurteilung kommt, läge die Höchststrafe bei 28 Jahren. Die Staatsanwaltschaft will eine Kaution in Höhe von fünf Millionen Dollar festlegen lassen, die Kaution für den Prozess in New York betrug eine Million Dollar.

Die Bekanntgabe der formalen Beschuldigung - der in der Regel ein Prozess folgt - just am Tag der Prozesseröffnung in New York kommt einem Paukenschlag gleich. Justizexperten wie der Strafverteidiger Josh Schiffer erklärten, die Staatsanwaltschaft von L.A. gehöre mit rund tausend Juristen zu einer der größten Behörden dieser Art in den USA.

Die formale Beschuldigung sei gewiss vor den Weihnachtsfeiertagen vorbereitet und nun gezielt veröffentlicht wurden. „Das Datum ist maßgefertigt seitens der Ankläger“, so Schiffer. Auf dem Pressetermin in L.A. danach befragt, sagte Staatsanwältin Jackie Lacey, man habe mit der Bekanntgabe lediglich bis zum ersten normalen Arbeitstag nach den Feiertagen warten wollen.

Staatsanwältin Lacey ermutigt weitere Opfer sexueller Gewalt, sich zu melden

In Los Angeles appellierte Lacey an die Opfer von Verbrechen sexueller Gewalt, sich bei der Polizei zu melden, und ermutigte sie, ihre Aussage zu machen. "Es ist nicht zu spät." Man werde alles tun, um ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. All denen, deren Fall wegen schlechter Beweislage nicht zu einer Anklage führte, sagte sie, das bedeute nicht, dass kein Verbrechen stattgefunden habe: "Wir sehen Sie, wir hören Ihnen zu, wir glauben Ihnen."

Am State Supreme Court in New York, das Anklage wegen Vergewaltigung im Jahr 2013 sowie wegen Nötigung einer früheren Produktionsassistentin im Jahr 2006 erhoben hat, waren am Montag zunächst Verfahrensfragen behandelt worden. Wegen eines Prozesstermins in Los Angeles sei man mit den Kollegen in New York in Kontakt, so Staatsanwältin Lacey. Man wolle die Verhandlung in New York nicht stören, es werde in jedem Fall noch dauern.

Die Suche nach Geschworenen wird schwer

An diesem Dienstag geht es in Manhattan zunächst um die Wahl der insgesamt zwölf Geschworenen. Sie dürfen nicht befangen sein, nicht beeinflusst von der öffentlichen Meinung. Angesichts des Medienzirkus seit Bekanntwerden des Weinstein-Skandals im Oktober 2017 keine leichte Voraussetzung, für die Dauer der Auswahl werden etwa zwei Wochen veranschlagt.

Mehr als 80 Frauen - darunter Hollywoodstars wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow - werfen dem früher sehr mächtigen Produzenten jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vor. In den meisten Fällen sind die Vorwürfe aber verjährt oder die mutmaßlichen Opfer haben keine Anzeige erstattet. Die Enthüllungen haben unter anderem die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst. (mit AFP)

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