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Mutter, Musikerin und Hofdame. Herzogin Anna Amalia beeindruckte durch Bildung und Talent. Ein Druck von Gustav Könnecke, 1887.

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Weimarer Klassik: Anna Amalia, die Regentin als Komponistin

Der Philharmonische Salon feiert die Herzogin Anna Amalia, die im 18. Jahrhundert mit dem "Weimarer Musenhof" einen erlesenen Kulturkreis um sich versammelte.

Glückliches Weimar! Hier gilt’s in einer gewesenen Epoche vor allem der Kunst. So reimt Johann Wolfgang von Goethe: „Spiel und Tanz, Gespräch, Theater/ Sie erfrischen unser Blut/ Lasst den Wienern ihren Prater/ Weimar, Jena, da ist’s gut!“

Konzentrierte sich der Philharmonische Salon im Mai dieses Jahres, mehr als ein Heimspiel für eine Berliner Institution, auf den Dirigenten Wilhelm Furtwängler und seine Haltung in der schwierigen Zeit des Nationalsozialismus, so springt der jüngste Beitrag der Reihe zurück ins 18. Jahrhundert. Es geht um den historischen „Weimarer Musenhof“ und darum, wie Programmgestalter Götz Teutsch sagt und Gerd Wameling als Rezitator textreich ausführt, eine große Frau zu feiern: Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach.

Sie hat das kleine, damals finanziell desolate Herzogtum zukunftweisend zu einem „Gipfel des Deutschen Parnasses“ gemacht, wie es ein Zeitgenosse in „Bemerkungen über Weimar“ definiert. Früh verwitwet und junge Mutter zweier Söhne im Kleinkindalter, übernimmt sie als deren Vormund 1759 die Regentschaft, um die Geschäfte später konsolidiert dem Ältesten zu übergeben.

Amalia holt Wieland und Goethe an den Hof

Ihre Kunst- und Menschenkenntnis reicht über das höfische Divertissement weit hinaus. Sie holt Christoph Martin Wieland als Erzieher, Goethe und Johann Gottfried Herder an ihren Hof. In seinem Nekrolog auf Anna Amalia lobt Goethe die Bibliothek, das gute Theater und die Ausbildung des Geistes.

Das musikalische Programm dieses Salons im Kammermusiksaal ist voller Entdeckungen. Die Regentin als musizierende Komponistin: Ein Divertimento aus ihrer Feder und sogar ein Opernintermezzo repräsentieren mit Kunstverstand gesetzte gesellige Tonkultur. Von Ernst Wilhelm Wolf, Anna Amalias Hofkapellmeister, erklingen eine Klaviersonate, die Cordelia Höfer auf dem diesmal gewählten Hammerklavier empfindsam intoniert, und ein Quintett mit der melodieführenden Flöte Jelka Webers. Die Kombination der Instrumente Harfe (gestaltend: Marie-Pierre Langlamet) und Hammerklavier wirkt heute geradezu klangexperimentell in einem Duo Joseph Woelfls. Von diesem in Weimar durchgereisten Mozart-Schüler und Pianisten gibt es ein weiteres Gran Duo, in dem Cellist Martin Löhr romantische Kantilenen und mit der Pianistin Höfer anspruchsvolle Virtuosität entfaltet. Mozart und Beethoven werden auch gespielt. Das passt, weil am Weimarer Hof bei den Verlagen viel neue Noten bestellt wurden. Die weiteren Philharmoniker Rainer Orlovsky, Julia Gartemann und Walter Seyfarth ergänzen mit den Akademisten Ohad Cohen und Ho-Hsuan Feng die Ensembles in dem besinnlichen Fest des Zusammenspiels.

Nachdenken über Goethes Musikanschauung

Die Musik bewegt sich überwiegend in der ästhetischen Kategorie des Anmutigen, ohne nach der des Erhabenen zu streben. Sie regt an zum Nachdenken über Goethes Musikanschauung.

Gerd Wameling als getreuer Weimar-Führer huldigt zum Schluss, „An den Mond“ rezitierend, dem lyrischen Ich des Dichters.

Noch einmal am Sonntag, 28. Oktober, um 16 Uhr im Kammermusiksaal.

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