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Wanda-Sänger Marco Michael Wanda beim Konzert in Berlin.

© DAVIDS/Gerald Matzka

Wanda live in Berlin: Hand aufs Herz

Schnaps und Schmerz: Die österreichische Pop-Band Wanda gab ein prima Konzert in der ausverkauften Berliner Columbiahalle.

„Prost!“, ruft Marco Michael Wanda zur Begrüßung und reißt sein Glas in die Luft. Fast der gesamte Inhalt schwappt auf die Bühne. Egal. „Amore, Baby!“ schreit der Sänger ins Mikro – und hat so schon innerhalb der ersten 30 Sekunden zwei der drei Markenkern-Themen seiner Band Wanda aufgeführt: Suff und Liebe, fehlt nur noch der Tod und der lässt bei dem Quintett aus Wien natürlich auch nicht lange auf sich warten.

Schon im zweiten zackig runtergerumpelten Stück wird eine bequeme Himmelfahrt herbeigesehnt und im dritten steckt ein Pistolenlauf im Mund. „Einmal willst du leben in Rom/ Einmal willst du nach Berlin/ Einmal willst du leben auf Hawaii/Sterben wirst du leider in Wien“, singt der 30-jährige Wanda.

Mit solchen einfachen, ungemein einprägsamen Versen ist die Gruppe in den vergangenen zwei Jahren zu einer der wichtigsten deutschsprachigen Popbands aufgestiegen. Kaum ein Jahr nach ihrem erfolgreichen Debütalbum „Amore“ veröffentlichten sie im letzten Herbst den Nachfolger „Bussi“, der das Konzept des Gossenpoeten-Indie-Pops schlicht und effektiv fortsetzte.

Die beiden Platten sind Schwestern, könnten auch ein Doppelalbum sein. Wanda haben gerade einen Lauf und den kosten sie mit ihrem Publikum aus, das sehr text- und melodiesicher ist. Manchmal muss Marco Michael Wanda nur eine Zeile ansingen und kann seine mit viel Hall unterlegte, schon etwas mitgenommene Stimme für den Rest der Strophe schonen.

Sänger Wanda singt über Alkohol - rührt auf der Bühne aber nichts an

Letztes Jahr spielten Wanda im Berliner Badehaus Szimpla drei Konzerte hintereinander, jetzt haben sie die Columbiahalle ausverkauft. Bei diesem von ihnen souverän gemeisterten Sprung ist zwar einiges an Exzessivität und Spontanität auf der Strecke geblieben, doch ohne eine gewisse Disziplin kann man Hallen dieser Größe auf Dauer nicht bespielen. Und so rührt Marco Michael Wanda den ganzen Abend keinen Schluck an, verschenkt am Ende sogar die bereitgestellten Bierflaschen ans Publikum, in dem selbst während der extralangen Version von „Ich will Schnaps“ niemand auf die Idee kommt, dem Sänger einen solchen zu bringen. Es hätte auch komisch gewirkt.

Ein Beatles-Cover und natürlich der Superhit "Bologna"

Wanda haben sich von ihren dreckigen Anfängen gelöst, genau wie ihr Frontmann sich endlich von seiner ranzigen, braunen Lederjacke getrennt zu haben scheint. An diesem Abend in Berlin trägt er ein dunkles Sacko, das er bald ablegt, um den Rest des rund 90-minütigen Konzertes im komplett aufgeknöpften weißen Hemd zu absolvieren. Immer wieder klopft er sich mit der linken Hand aufs Herz („Amore!“) und reißt beide Arme hoch, wie ein Boxer, dem gerade ein schöner Punch gelungen ist.

Und so ist es ja auch: Wanda haben sich einen eigenen Reim auf Falco und die Beatles gemacht, deren „Hard Day’s Night“ sie im Zugabenblock kompetent covern. Mit derselben Dreistigkeit, mit der die Fab Four einst „She Loves You, yeah, yeah, yeah“ sangen, grölen die Wiener nun „Eins, zwei, drei, vier, es ist schön mit dir“. Das ist mitreißend und prima zum Mitsingen – sogar ein kleines Chorspielchen mit der Menge klappt. Die Hits „Bologna“ und „Bussi“ laufen dann eh wie von selbst: Doppelschlag auf der Snare, ein sexy Gitarrenlick und Sehnsucht in der Stimme – super. Dafür fünf Bussis und besten Dank.

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