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Musikpendler. Vladimir Jurowski hofft in Zukunft auf pünktliche Züge zwischen Berlin und München.

© RSB/Simon Pauly

Vladimir Jurowski verlängert beim RSB: Spiel ohne Grenzen

Chefdirigent Vladimir Jurowski verlängert beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - und stellt seine Pläne für die Saison 2019/2020 vor.

„Der Mensch hat eine Seele, die Seele braucht Pflege!“ Also spricht Vladimir Jurowski bei der Vorstellung der neuen Saison des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Es ist seine dritte am Pult des RSB. Gerade hat man zusammen eine Japan- Tournee bestritten – und die Kennenlernphase damit offiziell abgeschlossen. „Jetzt können wir uns an alles heranwagen“, sagt Jurowski und nennt ein Beispiel: Erstmals tauchen Symphonien von Bruckner (3 & 5) im Programm auf, die Vorgänger Marek Janowski regelmäßig dirigiert hatte. Die Mahler-Entdeckung geht weiter mit den Symphonien 4 und 9.

In die Spielzeit startet das RSB beim Musikfest mit einer konzertanten Aufführung von Strauss’ „Frau ohne Schatten“, in einer strichlosen Fassung wie Jurowski betont. Insgesamt neun Stunden wird die Weltpremiere des rekonstruierten Stummfilms „La Roue“ von Abel Gance dauern (Frank Strobel dirigiert). Auch bei Tschaikowskis „Dornröschen“ toleriert der RSB-Chef keine Abkürzung und dirigiert die gesamte Ballettmusik.

Als Composer in Residence kommt der aus Serbien stammende Marko Nikodijevic nach Berlin, von dem drei Werke gespielt werden, darunter auch eine Uraufführung, die für Jurowski entsteht. Eine späte Premiere erlebt das Oratorium „Strigoii“ von George Enescu, dessen 3. Symphonie ebenfalls auf den Pulten landet. Der Enescu gehört für den RSB-Chef zu den unterschätzten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Insgesamt 16 Konzerte dirigiert Jurowski 2019/2020, davon 12 in Berlin. Mit Karina Canellakis hat das RSB nach längerer Pause den Posten der Ersten Gastdirigentin neu besetzt. Die 38-jährige US-Amerikanerin wird drei Programme dirigieren, darunter die traditionellen Silvesterkonzerte.

Die Saison steht unter dem Motto „Grenzenlos“. Einige Konzerte werden ins Planetarium oder ins Liquidrom übertragen, auf den Friedhöfen in der Bergmannstraße sollen Pop-up-Konzerte und Naturführungen stattfinden. Grenzenlos ist aber auch der Wunsch von Dirigent und Orchester, den gemeinsamen Weg fortzusetzen. Dazu soll Jurowskis Vertrag bis Sommer 2023 auf dann sechs Jahre verlängert werden. „Man braucht mindestens fünf Jahre, um etwas Neues zu schaffen“, sagt er. Ein weiterer Nachschlag für Berlin scheint da nicht ausgeschlossen, auch nachdem Jurowski 2021 Musikchef der Münchner Oper wird.

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