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Szene aus "I'd rather sink"

© Sebastian Solte

Video-Oper in Friedrichshain: Untergehen in der Musik

"I’d rather sink": In einer alten Industriehalle auf dem Gelände des Berghains vermischen sich Genregrenzen von Techno, Oper und Kunst.

Aus der Helle des Tages tritt man ins Zwielicht der alten Industriehalle am Wriezener Bahnhof. Sie liegt auf dem Gelände des Berghain, und das merkt man: Ein monotoner Technobass wummert aus einer Lautsprecherwand, die rohen Betonwände sind in helles Licht getaucht. Musiker betreten den Raum, tanzen und zucken, während sie auf klassischen Instrumenten simple musikalische Patterns wiederholen.

So beginnt ein Musiktheater, in dem Genregrenzen verschwimmen sollen. Unter dem Titel „I’d rather sink“ stellt Regisseurin Aliénor Dauchez von der französischen Musiktheater-Compagnie La Cage zwei äußerst unterschiedliche Stücke nebeneinander: Einen Rave des russischen Komponisten Dmitri Kourliandski und die Video-Oper „An Index of Metals“ des Italieners Fausto Romitelli. Beide sind von Roy Lichtensteins Gemälde „Drowning Girl“ inspiriert. Das Pop-Art-Bild zeigt eine von Wasser umgebene Frau, in der Sprechblase steht: „I’d rather sink“ – Ich würde lieber untergehen. Darum soll es auch an diesem Abend gehen: sich in der Musik verlieren, einen tranceartigen Zustand erreichen. Kourliandskis schwere Bässe eignen sich äußerst gut dazu, sie erleichtern den Einstieg in den Abend.

Während das Publikum zu Beginn noch locker im Raum verteilt steht oder sitzt, verlagert sich das Geschehen für „An Index of Metals“ zu einer ebenerdigen Bühne hin. Hier in Trance zu fallen, ist nicht leicht, Romitellis Musik erfordert viel Konzentration. Das Ensemble Miroirs Étendus unter Leitung von Fiona Monbet spielt hochkonzentriert, alle Instrumente sind verstärkt, der Sound oft beeindruckenden. In ihm vermischen sich Einflüsse von Jazz, Techno und zeitgenössischer Musik. E-Gitarre und E-Bass bilden das teils heftig verzerrte Fundament, irgendwo zwischen Generalbass und Post-Metal-artigem Drone. Über allem liegt die Stimme der spontan eingesprungenen Sopranistin Sirje Aleksandra Viise. Sie ersetzt die erkrankte Linda Oláh äußerst souverän, obwohl sie das Stück erst wenige Stunden vor der Aufführung erstmals gesungen hat.

Wieder diesen Freitag 7.6. und Samstag 8.6., 20 Uhr, Halle am Wriezener Bahnhof auf dem Berghain-Gelände

Elias Pietsch

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