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Der russische Dirigent Valentin Uryupin.

© Evgeny Evtyukhov

Valentin Uryupin dirigert das DSO: Nicht einschüchtern lassen

Dreifaches Debüt: Ein Dirigent, eine Oboistin und ein Pianist beim Deutschen Symphonie-Orchester in der Philharmonie.

Der Komponist Jörg Widmann hatte zuletzt in Berlin einen Lauf, mit „Babylon“ an der Staatsoper und einem ausschließlich ihm gewidmeten Tag im Pierre Boulez Saal im April. Seine Konzertouvertüre „Con brio“ wird regelmäßig aufgeführt und ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich zeitgenössische Musik im Repertoire etablieren kann. Wenn auch in diesem Fall mit der kleinen Anstubshilfe eines gewissen Ludwig van Beethoven. „Con brio“ nutzt das Finale von Beethovens 7. Symphonie als Ausgangspunkt für kreative Weiterentwicklungen.

Fragmente, Bruchstücke, Blasgeräusche, lauter Déjà-vus, sind die Schaltstellen und Übergänge, die Widmann interessieren. Furchtlos geht sie der Russe Valentin Uryupin an, der in der Reihe „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“ erstmals das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) dirigiert. Er besitzt eine natürliche Autorität, auch wenn seine Bewegungen oft noch etwas eigenwillig sind, als wüsste er nicht ganz, wohin mit seiner Körpergröße. Doch es funktioniert, und die Musiker fangen sowieso jeden eventuell überflüssigen Impuls professionell ab.

Ein zauberhaftes Stück Musik

Juliana Koch besitzt nicht nur eine äußerst sympathische Aura, sondern kann auch aus Richard Strauss’ Oboenkonzert ein zauberhaftes Stück Musik machen, mit einer ganz nach innen gerichteten Energie, die aber umso überzeugender nach außen abstrahlt. Da spielt eine junge, schon ganz gefestigte Oboistin, die viel mitzuteilen hat.

Der deutschen ersten Konzerthälfte folgt eine russische zweite. Philipp Kopachevsky beherrscht als Klaviersolist in Rachmaninows „Rhapsodie nach einem Thema von Paganini“ die plötzliche Attacke ebenso wie das einfühlsame Spiel. Auch wenn Uryupin am Pult manchmal gehörig aufdreht, Kopachevsky lässt sich nicht einschüchtern.

Schließlich noch Prokofjews „Romeo und Julia“-Ballett: Tiefe Bläser und die zupfenden tiefen Streicher evozieren die Güte Pater Lorenzos, in den irrsinnig schnellen Passagen kurz vor Tybalts Tod brillieren die DSO-Streicher. Valentin Uryupin dirigiert, als wüsste er ganz genau, was er will. Man wird ihm und den beiden anderen Debütanten hoffentlich bald wieder begegnen.

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