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Der junge lettische Komponist Jēkabs Jančevskis.

© Aivars Krastiņš

Uraufführung im Konzerthaus: Unter Freunden

100 Jahre Lettland: Mit einem neuen Chorwerk feiern die Berliner Singakademie und der Kammerchor Ave Sol aus Riga im Konzerthaus das Staatsjubiläum.

Waren das viele wichtige Jubiläen in den letzten Wochen! Jahrestag des Mauerfalls, der Reichspogromnacht und der „Novemberrevolution“ 1918. Vor 100 Jahren wurde zudem nicht nur das Frauenwahlrecht eingeführt, auch die drei baltischen Staaten wurden gegründet. Nach Litauen und Estland erklärte Lettland am 18. November seine Unabhängigkeit. Die Feierlichkeiten begeht das Land musikalisch mit der Vergabe mehrerer Kompositionsaufträge. Eine dieser Uraufführungen hat es sogar bis nach Berlin geschafft: Im Konzerthaus führen am Samstag lettische und deutsche Musiker Jekabs Jancevskis’ gerade fertig gestelltes „Sparni, lielums un speks“ („Flügel, Größe und Kraft“) auf.

Dass die lettische Regierung den Geburtstag ihres Landes auch in Deutschland feiert, dass Musiker beider Länder gemeinsam auftreten, birgt eine starke Symbolkraft der Verbundenheit. Der erst 26-jährige lettische Komponist hat sie verstanden und unterstützt sie zusätzlich mit seinem Werk, der Vertonung lettischer und deutscher Lyrik. Ein gemischter Chor singt sie in ihrer jeweiligen Originalsprache.

Als gäbe es keine Sprachbarriere

Aber nicht nur das, auch inhaltlich geht es Jancevskis darum, eine „enge Verbindung zwischen zwei kulturellen Sphären herauszustellen, historisch, kulturell und sogar linguistisch.“ Das Werk ist zweisprachig angelegt, jedoch soll die eine Sprache nicht die andere zu erklären versuchen. „Im Gegenteil: Mein Ziel ist es, beiden Sprachen zu erlauben, sich gegenseitig zu ergänzen und in ihrer Vermischung eine Geschichte zu erzählen, als gäbe es keine Sprachbarriere und keine unterschiedliche Herkunft“, erklärt er. Aber auch das Besinnen auf die eigene Identität möchte er ermöglichen. Verbundenheit durch Individualität.

Die Berliner Singakademie und der Kammerchor Ave Sol aus Riga werden – unterstützt vom Konzerthausorchester und unter dem Dirigat von Andris Veismanis – einen Surroundklang erzeugen, indem sie sich im Saal verteilen: Auf der Bühne die Musiker aus Deutschland, neben und hinter den Zuhörern die lettischen. So ergibt sich aus den vier Positionen der jeweils achtstimmigen Chorgruppen eine insgesamt 32-stimmige Gesangspartitur, mit der die Sänger das Publikum in einen vermutlich beeindruckenden Raumklang hüllen werden.

Für die beiden Chöre bedeutet der Auftritt zudem die glückliche Fortsetzung gemeinsamer Arbeit, die im vergangenen Jahr begann, als die Berliner Singakademie den Chor aus Riga besuchte und sie dort gemeinsam Mendelssohns „Paulus“ aufführten. Am Samstag stehen neben dem neuen Stück im Konzerthaus auch drei Chorwerke von Johannes Brahms mit auf dem Programm.

Konzerthaus Berlin, Samstag, 17. November 2018, 20 Uhr.

Jonas Zerweck

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