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Mann im Mond. Tukur, gesichtet von seinen Rhythmus Boys.

© Katharina John

Ulrich Tukur swingt im Theater am Kurfürstendamm: Ein kleiner Schritt für die Menschheit

Der Schauspieler Ulrich Tukur liebt Swing und Klamauk. Im Theater am Kurfürstendamm spielen er und seine Rhythmus Boys „Grüß mir den Mond!“.

Einer Sache sind sich die vier elegant gewandeten Herren sicher, die sich mit Hilfe von Laternen ihren Weg auf die stockdunkle Bühne gebahnt haben: Neil Armstrong, der als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, ist ein Arschloch! Wie konnte er diesen bis dato so geheimnisvollen Himmelskörper nur derartig entweihen. Ulrich Tukur setzt angesichts dieses Frevels zu einer Suada an, die sich von unehelichen Söhnen Louis Armstrongs und dem deutschen Raketenbauer Wernher von Braun irrlichternd zu Cole Porter hangelt. Der geniale Songschreiber ist ein Fixstern im neuen Programm „Grüß mir den Mond“, das Tukur und seine Rhythmus Boys im ausverkauften Theater am Kurfürstendamm vorstellen – und danach in die Dunkelheit des deutschen Winters hinaustragen, nach Bückeburg, Heidelberg oder Erfurt.

Auf Tukurs musikalischer Spielwiese sprießen seit Jahren wunderlich ausgeleuchtete Swing-Pflanzen, Nachtschattengewächse des deutschen Schlagers der 40er-Jahre und mondsüchtige Eigenbrödlerblumen. In loser Folge klaubt der vielbeschäftigte Schauspieler aus diesem skurrilen Fundus einen leicht zerknitterten Strauß zusammen und bietet ihn seiner stetig wachsenden Fangemeinde mit dem Charme eines Felix Krull dar. Natürlich war es Tukur, der Cole Porter zu „Night and Day“ anregte oder Duke Ellington zu „Caravan“. Der Mann liebt es einfach, gänzlich aus der Zeit gefallen zu sein, zu spielen, ohne den Grenzen der Logik zu folgen. Dabei sind Tukur und seinem Swing-Trio naturgemäß keine Witze zu flach, schon gar nicht unter dem Eindruck des Mondes. Den heult man nur an, er heult aber nie zurück. So erscheint vieles in fahlem Licht: das kaum erneuerte Repertoire dieser Premiere, die bei Standards mitunter magere musikalische Ausbeute und die durch nur wenige Gedankenblitze überbrückte Zusammenhanglosigkeit des Unternehmens. In der zweiten Hälfte gibt es dann mehr Klamauk im Glanzschlafanzug. Und einen Anflug von Wehmut, wenn Tukur Abschied nimmt vom Theater am Kurfürstendamm, durch dessen „Dach bald der Mond scheint“ (noch einmal am heutigen Montag, ausverkauft).

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