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Die Autorin Gudrun Pausewang bei der Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 2017 auf der Frankfurter Buchmesse

© dpa

Über allem "Die Wolke": Schriftstellerin Gudrun Pausewang gestorben

Berühmt durch ihre Anti-Atomkraftromane "Die Wolke" und "Die letzten Kinder von Schewenborn": Zum Tod der Jugendbuchautorin Gudrun Pausewang.

Es ist häufig so, dass ein Schriftsteller-, ein Schriftstellerinnenleben auf ein Werk reduziert wird, ein bestimmtes, in der Regel erfolgreiches Buch alles andere überstrahlt. Im Fall von Gudrun Pausewang ist das ihr Anti-Atomkraftsroman „Die Wolke“, den die 1928 im ostböhmischen Wichstadl geborene Autorin unter dem Eindruck des Reaktorunglücks in Tschnernobyl schrieb.

Darin erzählt sie aus der der Perspektive der 14-jährigen Janna-Berta von den Folgen eines fiktiven Störfalls im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Es regieren das Chaos und der Tod, zwischen den Menschen gibt es vielerlei Spannungen, und trotz seines zwangsläufig didaktischen Charakters ist „Die Wolke“ ein ordentlich und differenziert erzählter, bis zum Ende durchaus spannender Roman.

Pausewang erhielt dafür – tatsächlich nach Widerständen der regierenden CDU und der Atomkraftlobby, was heute unvorstellbar wäre – 1988 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Pausewang war Lehrerin in Chile und Venezuela

Obwohl sie einige Jahre vorher mit „Die letzten Kinder von Schewenborn“ schon einen Atomkriegsroman geschrieben und damit eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen gleichermaßen geschockt wie sensibilisiert hatte – das Buch verkaufte sich über eine Million Mal –, war Pausewang mit „Die Wolke“ noch mehr in aller Munde, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, und ihr Name wurde die ultimative Adresse für engagierte Literatur.

Dabei ist das riesige Werk der aus einer nationalsozialistisch gesinnten Familie stammenden Autorin um einiges vielfältiger.

Nachdem Pausewang nach dem Zweiten Weltkrieg Lehrerin geworden war, ging sie 1956 nach Chile, unterrichtete dort an der deutschen Auslandsschule in Temuco, lebte sieben Jahre in Chile und Venezuela und bereiste auch viele andere Länder des Kontinents.

2017 erhielt sie zum zweiten Mal den "Deutschen Jugendliteraturpreis"

Die Erfahrungen, die Pausewang unter anderem in Chile gemacht hatte, gingen in mehrere Südamerika-Romane ein, darunter ihr Debüt von 1959, „Rio Amargo“ und „Plaza Fortuna“ aus dem Jahr 1966.

Nach ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik beschäftigte sich Gudrun Pausewang mehr und mehr mit der Zeit ihrer Kindheit und Jugend, in der „Rosinkawiese“–Trilogie oder der „Rotwengel-Saga“. Letztere erzählt die Geschichte einer deutschen Familie in Böhmen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieg.

Autobiografisch grundiert war schließlich auch ihr 2005 veröffentlichter Jugendroman „Überleben“ über die Erlebnisse von vier von ihren Familien getrennten Flüchtlingskindern, die während eines Bombenangriffs verschüttet werden. 2017 erhielt Pausewang abermals den Deutschen Jugendliteraturpreis“, dieses Mal für ihr Lebenswerk.

Am Donnerstagabend ist Gudrun Pausewang im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg gestorben.

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