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TÜRKPOP IN BERLIN KHAN OF FINLAND: Vagabund der Popmusik

Man könnte Khan für einen unstetigen Typen halten, ja einen popmusikalischen Herumtreiber. Khan, der sich jetzt Khan of Finland nennt, aber eigentlich Can Oral heißt, singt jetzt nämlich den Blues.

Man könnte Khan für einen unstetigen Typen halten, ja einen popmusikalischen Herumtreiber. Khan, der sich jetzt Khan of Finland nennt, aber eigentlich Can Oral heißt, singt jetzt nämlich den Blues. Den All-Acoustic-Electronic- Blues genau genommen. Diese düsteren Lieder, die spärlich von Boris Bergman am Klavier und der menschlichen Beatbox Mark Boombastik begleitet werden, sind die vorerst letzte Station einer langen Reise. Aber für einen Wahlberliner mit türkischem Vater und finnischer Mutter ist das Überschreiten von Grenzen wohl ein ganz intuitives Verhalten. Sei es stilistischer oder geografischer Natur.

In den neunziger Jahren veröffentlichte Khan Rave-Hymnen, die tolle Namen trugen wie „You May be Hardcore but you’re not my Type.“ Er lebte erst in Frankfurt, dann in Köln, dann in New York. Dort arbeitete er für eine Sex-Hotline, eröffnete einen Plattenladen und erfand immer neue Projektnamen für seine Maxi-Singles. „Damals gab es so eine punkige Aufbruchsstimmung. Jeder hat Labels gegründet, Netzwerke geknüpft.“ Um sich selbst keine Konkurrenz zu machen, gab er jeder Platte einen anderen Projektnamen. Später, mit dem schillernden Duo Captain Comatose, machte er mit seinem Partner Snax übergeschnappte Disko-Stücke, mit exaltiertem Falsett-Gesang.

Mit Glam-Rock-Performances brachten sie die Körperlichkeit zurück in die elektronische Musik, die sich sonst gern in ihren Schaltkreisen verkriecht. Mittlerweile lebt Khan in Berlin und die Party ist nicht mehr das Zentrum seiner Musik. Er covert nun Grace-Jones-Stücke wie „Walking in the Rain“ und singt schon mal melancholische Torch-Songs. Sätze wie „Honey, I ’ve Been to the Moon and Back“ lassen ihn klingen wie einen rastlosen Troubadour, der immer irgendwie unterwegs bleiben wird.

Khan of Finland ist ein Trio, gleichzeitig eine Kunstfigur und trotzdem ein sehr persönliches Projekt, sagt Khan. „Das Blues-Ding, das habe ich ja schon länger im Kopf. Da ist man ganz nah am eigenen Erleben.“ Intensive Reaktionen auf seinen jüngsten stilistischen Richtungswandel bekommt er auch von unerwarteten Ecken: „Auf der neuen CD ist ein

Megamix von den Vier Jahreszeiten von Vivaldi, die ich auf 3:30 gekürzt habe. Wenn ich das der Tochter einer Freundin vorspiele, zieht sie sich immer Rollschuhe an und fährt damit gegen die Wand.“ Felix Denk

Khan of Finland spielt zusammen mit Kyoka, Raz Ohara & The Odd Orchestra am Mittwoch im Bang Bang Club, Neue Promenade 10, 21.30 Uhr.

Felix Denk

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