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Das Trio Khruangbin.

© promo

Trio Khruangbin im Berghain: Honig im Haar

Das Trio Khruangbin aus Texas gab sich in der Berghain-Kantine funky, exotisch und leicht verrückt. Dem Publikum gefiel das allerdings extrem gut.

Endlich wieder Sommer, Mann! Passend zur Vollmondparty am längsten Tag des Jahres kommt eine Band in die Stadt, die den perfekten Soundtrack für die Eröffnung der Strandbar liefert: Khruangbin, ein Trio aus Texas, das sich im letzten Jahr mit seinem Debütalbum „The Smile of the Universe“ weit nach vorn geschoben hat.

Den Musikern gelingt das Kunststück sonnendurchtränkter Laid-Back-Musik, die mit entspannten Gitarrenlicks, verführerischen Basslinien und funkigen Beats sofort ins Ohr fließt und sich geschickt zwischen Surf-Instrumentals, Italowestern, Thai Funk und Psychedelic Soul positioniert. Eine wunderbar vibrierende Musik, die mit ihren verträumten Sehnsuchtsmelodien unweigerlich melancholisch macht. Man denkt an kosmische Sonnenuntergänge auf Hawaii oder in Malibu, wo ein laues Lüftchen übers rauschende Meer zieht und die Leute an der Strandbar Cocktails schlürfen, deren Namen so skurril sind wie der Name dieser Band. Sie hat sich über einen Blog kennengelernt, der sich für Perlen des Thai Funk der sechziger und siebziger Jahre begeistert. Das erklärt auch den thailändischen Bandnamen: Khruangbin bedeutet Flugzeug.

Im Publikum breitet sich ein großes Lächeln aus

Abheben darf man auch in der ausverkauften Berghain-Kantine, wo das Trio in entspannter Konzentration einen hermetischen Raum zum Wegdriften aufklappt. Donald Johnsons Schlagzeug rollt wie eine frisch geölte Maschine. Mit punktgenauen Schlägen treibt er den Beat voran, während Mark Speer mit seiner Gitarre wie auf Samtpfoten um die Takte schleicht und aus einem verzwirbelten Hendrix-Wirbel eine feine Honigspur werden lässt, so lässig und cool, das man fast das Atmen vergisst. Fehlt noch Laura Lee, ein schöner Paradiesvogel im gewagten Strick-Body, mit pechschwarzem Haar und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen.

Alles fügt sich organisch ineinander und hält die Spannung stramm, sodass bei aller Zurückgelehntheit prickelnde Vibes rüberkommen. Man fühlt sich in einem Tarantino-Film, wenn sie Ennio Morricones Thema aus „Der Clan der Sizilianer“ mit „La Javanaise“ von Serge Gainsbourg und James Browns Killer- Groove „Blind Man Can See It“ zu einem tollen Medley verquicken, bevor sie wieder ihre eigenen, starken Lieder spielen. Darunter den kleinen Club-Hit „People Everywhere“ – einer der wenigen Songs, bei denen sie auch singen, so verhalten und rührig, das sich im Publikum fast zwangsläufig großes Lächeln ausbreitet und alle in der Vision eines glückseligen Chill-out-Groove-Nirvanas versinken (wehe, wenn das kein Supersommer wird!). Leicht verrückt, psychedelisch, exotisch, funky, magisch, betörend – so sind Khruangbin. Eine Band, die alle Welt gut findet, weil man will, dass sie gut ist. Weil man alles, was an ihr klebt, liebt. Und süß sind sie in der Tat. Seht euch nur diese Frisuren an!

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