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Der russische Pianist Daniil Trifonov

© REUTERS/Kacper Pempel

Trifonov und Babayan im Pierre-Boulez-Saal: Vier Hände, ein Sinn

Klavierdoppel in virtuoser Einmütigkeit: Daniil Trifonov und sein Lehrer Sergei Babayan im Pierre-Boulez-Saal.

Zwei Starpianisten und ein hochattraktives Programm: Was will ein klavierbegeistertes Publikum mehr? Daniil Trifonov gilt als der interessanteste Pianist seiner Generation. Tatsächlich vereint der 26-jährige Russe Sensibilität und Pranke, Tiefe und Bravour. Doch steht ihm sein ehemaliger Lehrer Sergei Babayan mit einem gänzlich anderen Temperament nicht nach. Im Boulez-Saal treffen die beiden zu einem Abend an zwei Klavieren zusammen, ein Zusammenspiel der familiären Art, zugewandt und spielfreudig.

Dabei übernimmt der „Lehrer“ eindeutig die Führung, während der „Schüler“ ihm mit diskreter Tongebung zuarbeitet. Babayan spielt jeweils das erste Klavier, er ist der ruhende Pol, der den nervösen, stets hochgespannt artikulierenden Trifonov zügelt, dessen Lust an Extremen kaum zur Geltung kommt. Vielleicht präsentiert ihn dazu auch sein leuchtend weicher, tragender Ton – Babayan ging bei dem als „Klangmagier“ gerühmten Mikhail Pletnev in die Lehre. Schade trotzdem, dass nicht einmal ein Positionswechsel stattfand und so die unterschiedlichen Klang- und Gestaltungsqualitäten klarer wahrnehmbar werden.

Atemberaubender Taumel

Schumanns „Andante und Variationen“ B-Dur besticht so mit gesanglichem Liebreiz und filigranem Beiwerk, rasanten Sprüngen einer „wilden Jagd“ und einem schwermütigen Trauermarsch. Fast zu elegant sprudelt dann Mozarts D-Dur-Sonate KV 448 vorbei, mit improvisatorischen Auszierungen im „Andante“, die einen echten Dialog aufkommen lassen. Der Mozartsche Witz hätte auch stärker vom Bass her aufleuchten können; immerhin bleibt Mozarts kantable Linienführung auch in schnellen Tempi nicht auf der Strecke.

Zwischen dem romantischen und dem klassischen Werk erhebt sich „Pari intervallo“ von Arvo Pärt, ein frühes Werk der „neuen Einfachheit“, das quasi ziel- und absichtslos der auf- und absteigenden Melodik des einen die entsprechenden Dreiklangsfiguren des anderen Klaviers zuordnet – und damit eigenartig auf das Schlussstück „Glocken“ der 1. Suite von Sergej Rachmaninow hinweist. In diesen frühen „Fantaisie-tableaux“ wie auch in der viel später entstandenen 2. Suite von 1901 finden die beiden Pianisten zu enormer Plastizität in virtuoser Einmütigkeit, atemberaubend vor allem im Taumel des „Walzers“ und der „Tarantella“ der 2. Suite, die die Zuhörer buchstäblich von den Sitzen reißt.

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