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Regisseurin Nanette Burstein (l.) und Hillary Clinton bei der Berlinale.

© Britta Pedersen/dpa-zentralbild/dpa

Treffen mit Regisseurin Nanette Burstein: Hillary Clinton sprach offen über schmerzhafte Momente

Regisseurin Nanette Burstein über die Entstehung der Dokumentation "Hillary" - und was sie daraus gelernt hat.

Das Verantwortungsgen kann sehr hinderlich sein in der Politik. Frauen sind anfällig dafür, und Hillary Clinton thematisiert in der Dokumentation über ihr Leben, dass sie selbst genau darunter leidet. Filmemacherin Nanette Burstein erklärt das aus ihrer Sicht nochmal am Tag nach der Aufführung im Berlinale Special beim Interview im Hotel Adlon. Ein Mann wie Bernie Sanders sage einfach, dass er für kostenlose Bildung und Krankenversicherung für alle Amerikaner ist. Kommt gut an. Hillary Clinton hatte immer das Gefühl, genau erklären zu müssen, wie sie diese anspruchsvollen Projekte verwirklichen will. „Das verstört die Leute.“

Für die schnellen sozialen Medien sei das oft zu lang und zu kompliziert gewesen. Schon beim ersten Treffen mit der früheren Außenministerin hatte Burstein gemerkt, dass die Chemie stimmt. Das war wichtig, denn in den 35 Stunden, in denen sie die frühere Senatorin ihres Heimatstaates New York ausfragte für die Dokumentation, musste sie sich ja sehr schwierigen und schmerzhaften Themen nähern, nicht erst bei der Affäre um die damalige Praktikantin Monica Lewinsky. Auch früher hatte es schon Gerüchte über Frauengeschichten von Bill Clinton gegeben. Aber sie konnte die anfänglich eher reservierte Reaktion Clintons überwinden.

„So gespalten ist unser Land“

Wie viele Stunden Material sie durchgesehen hat, kann sie gar nicht mehr genau sagen, irgendwas zwischen 1700 und 2500 inklusive all der Reden. Hinzu kamen die Bücher, die sie gelesen hat. Sie hätte gern mehr Republikaner zu Wort kommen lassen, aber so viele sie gefragt hat, es ist ihr nicht gelungen. Irgendwann kam sie an die Handy-Nummer von Newt Gingrich heran, und der Republikaner ging tatsächlich selbst ans Telefon. Seine Reaktion auf ihre Anfrage war klar.

Eher würde er sich ein Auge ausreißen, als ein Interview über Hillary zu geben. „So gespalten ist unser Land“, sagt Burstein. Dass ihre Protagonistin sich all den Nahaufnahmen gestellt hat, darüber war sie dann nicht mehr so überrascht. "Sie war gut ausgeleuchtet und gut geschminkt“, sagt Burstein. Gerade Hillary, die in ihrer Jugend gar nicht gern Makeup getragen hat, wusste, dass es als öffentliche Person nicht anders geht.

In der Öffentlichkeit galt sie oft all unnahbar, kontrolliert und kühl. Burstein hat sie selber nicht nur anders erlebt. Sie zeigt sie auch anders, mal lachend und ausgelassen mit ihrem Team, als die Hoffnung groß war, den Opponenten im Kampf um das Weiße Haus besiegen zu können. Sie selber hat viel gelernt durch die Arbeit an der Dokumentation, die ab 8. März bei Sky zu sehen ist. Auch, wie vorsichtig man als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens mit allem sein muss, was man sagt: „Denn es kann alles aus dem Zusammenhang gerissen und gegen einen verwendet werden.“  

Mädchen machen die Arbeit

Am Anfang haben sie viel über die Kindheit gesprochen. Die Eltern waren Republikaner, Hillary Rodham Clinton ist als Methodistin groß geworden und konnte nie verstehen, wie man sonntags in die Kirche gehen und montags die Leute hassen kann. Eine Episode aus diesem ersten Teil hat auch Burstein berührt. Es ging darum, dass die Jungs immer sagten, ein Mädchen könne nicht Präsident der Schülervertretung werden.

Sobald ein Junge es aber geschafft hatte, suchte er sich sofort ein Mädchen, dass als Sekretärin die ganze Arbeit machte. Hillary ließ sich sogar drauf ein. Am Ende der langen Arbeit für die Dokumentation kommt Burstein zu dem Schluss: „Das war auch nicht anders, als für Obama als Außenministerin unterwegs zu sein.“

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