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Saxofonist Timo Lassy.

© Maarit Kytoharju

Timo Lassy & Band im A-Trane: Erdig

Phänomenal gut: Der Finne Timo Lassy und seine Band schwelgen im A-Trane im Sound des Hard Bop und Latin Jazz.

Der Strahlemann auf der Bühne heißt Teppo Mäkynen. Der finnische Schlagzeuger hat die Augen fest zusammengekniffen, ab und an blitzt im Scheinwerferlicht eine Schweißperle auf seiner Stirn. Während er seine vier Kollegen mit pulsierenden Beckenschlägen antreibt, kann er gar nicht aufhören, über beide Ohren zu grinsen. So breit, dass er die Zuhörer bis in den letzten Winkel des randvollen A-Trane ansteckt.

Saxophonist Timo Lassy, der Leader, hat mit derselben Band schon vor zehn Jahren ein Album aufgenommen: „Round Two“ mit Sänger José James. Seitdem spielt die Band zusammen. Lassy, Mäkynen und Kontrabassist Antti Lötjönen waren sogar schon vor mehr als 15 Jahren als Jungspunde im Five Corners Quintet vereint, das viel dazu beigetragen hat, finnischen Jazz ins internationale Rampenlicht zu rücken.

Man könnte meinem in eine Session des Blue-Note-Labels geraten zu sein

Schließt man die Augen, könnte man glatt meinen, in eine Session des New Yorker Blue-Note-Labels geraten zu sein: So sehr bedienen sich die Fünf beim Sound des Hard Bop und Latin Jazz der 1950er und 1960er. Dabei klingen sie gar nicht wie Kopien von Horace Silver, Hank Mobley oder Kenny Dorham. Sie bedienen sich bei ihnen, nutzen diese Klangwelt aber, um eigene Akzente zu setzen. Wie bei einer Komposition des Drummers Mäkynen: Sphärische Klangflächen scheinen auf, der griechische Pianist Georgios Kontrafouris imitiert mit rasenden Tonkaskaden die Jazz-Harfen-Akkorde von Alice Coltrane. Lassy spannt den Bogen: Über erdige Riffs hinweg spielt er kreischige „Multiphonics“, sich überschlagende Töne. Wilder Beifall.

Auch Perkussionist Abdissa Assefa, Bassist Lötjönen und Kontrafouris, der am Flügel und Wurlitzer-Keyboard bei seinen mitreißenden Soli mehrmals fast vom Hocker fällt, spielen phänomenal gut. Am Ende gibt es nach rund zwei Stunden sogar zwei Zugaben. Schade nur, dass in dem Jazz-Club kein Platz zum Tanzen ist: An diesem Abend hätte es nichts Besseres gegeben.

Ken Münster

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