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Kosten ohne Ende? Der Frankfurter Theaterkomplex.

© dpa/Dedert

Theatersanierungen in Deutschland: Woanders ist es auch nicht billig

Schauspiel und Oper in Frankfurt am Main müssen saniert werden. Das Deutsche Architekturmuseum gibt Entscheidungshilfe - und blickt dabei auch nach Berlin.

Frankfurt am Main hat ein Problem. Ein 900-Millionen-Problem. Es geht um die Oper und das Schauspielhaus, jenes extrem kompakte Bauensemble unmittelbar westlich der ehemaligen mittelalterlichen Stadt, das ein ganzes Straßengeviert ausfüllt. Es gibt Sanierungsbedarf. Und richtig: Haustechnik und Brandschutz sind die Kostentreiber.

Der Baudezernent hatte das Architekturbüro PFP Jörg Friedrich aus Hamburg mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Und Friedrich machte einmal nicht den Politikerfehler, die Kosten im Vorfeld zu beschönigen, sondern rechnete realistisch und schlug einen bei solchen Projekten erfahrungsgemäß nicht übertriebenen Risikoaufschlag von 30 Prozent obenauf. Nun liegt der Ball wieder im Feld des Magistrats, der die kostenträchtige Entscheidung vor der Brust hat.

Kosten akzeptieren, Bauprogramm kräftig abspecken, Auslagerung nur des Schauspielhauses oder gar ein Neubau beider Bühnen an anderer Stelle, diese Optionen stehen in der Diskussion.

Um den Stadtvätern auf die Sprünge zu helfen, zeigt das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt nun in einer rasch aus dem Hut gezauberten Ausstellung „Große Oper – viel Theater“ 19 europäische Beispiele ähnlicher Projekte, von Lyon bis Oslo und Kopenhagen, von Liverpool bis Stettin, sowohl komplette Neubauten als auch Sanierungen. Dabei ging es den Kuratoren bei ihrer aktuellen Wortmeldung nicht nur darum, die Bauten in der üblichen Weise mit Fotoserien, Plänen und Erläuterungstexten zu präsentieren. Sie haben auch versucht, die Projekte durch Erhebung der Daten vergleichbar zu machen.

Keine leichte Aufgabe, die unterschiedlichen Flächenangaben und die meist komplizierten Kostenstrukturen aus unterschiedlichen Bauzeiten zu durchdringen und auf eine einheitliche Basis zu bringen. Und sie stellten die Frage: Welche Zeitabläufe hat es gegeben, vom Baubeschluss bis zum Baubeginn und bis zur Fertigstellung?

Auch auf die Berliner Staatsoper wird ein genauer Blick geworfen

Bei privaten Stiftungen geht das ruckzuck. Die Oper von Kopenhagen etwa, die der Industrielle Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller der Stadt geschenkt hat, wurde zwei Jahre lang geplant, und schon drei Jahre nach Baubeginn konnte Eröffnung gefeiert werden. Das Theater in Danzig hat man elf Jahre lang geplant und in knapp drei Jahren gebaut. Die Sanierung in Köln wird sich am Ende wohl zehn Jahre lang hinziehen.

Ein genauer Blick wird auch auf die Berliner Staatsoper Unter den Linden geworfen, deren Bau- und Finanzierungsproblematik von der Aufgabenstellung und Größenordnung her für die Frankfurter Politik durchaus als Anschauungsbeispiel dienen könnte. Gleichermaßen wird das seit längerem diskutierte Sanierungsvorhaben der Oper in Köln behandelt. Aber auch die Verantwortlichen in Stuttgart und Karlsruhe, wo die Erneuerungen der Musiktheater anstehen, werden nach Frankfurt blicken.

Die Ausstellung versteht sich als aktuelle Entscheidungshilfe für die Bürger und die Stadtoberen. Was sie nicht leistet: Sie liefert keinen expliziten Diskussionsbeitrag, denn sie enthält sich jeglicher Wertung.

Was man vermisst: In der Kürze der Zeit war die Herausgabe eines Katalogs nicht möglich. Das ist schade, denn man hätte gerne das erarbeitete Zahlenmaterial mit nach Haus getragen. Auf der Website des Museums sind die Inhalte auch nicht nachzulesen und der eingerichtete Blog ist kein vollwertiger Ersatz. So muss man wohl, will man am Frankfurter Disput und an jenen in Köln, Stuttgart und Karlsruhe teilhaben, auf jeden Fall seine Schritte ins DAM lenken.

Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai, Frankfurt am Main, bis 13. Mai.

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