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Airforce-Pilot Adam (Ryan Reynolds) und seine Frau Laura (Zoe Saldaña) kriegen es mit einer Gegnerin aus der Zukunft zu tun.

© Netflix

„The Adam Project“ auf Netflix: Flipflop in die Zukunft

Zeitreisen, Weltraumgeballer und Oldies: Die Komödie „The Adam Project“ hat ein entspanntes Verhältnis zu Genrekonventionen. Ryan Reynolds sowieso.

Bei manchen Filmen drängt sich der Gedanke auf, dass da jemand eine zündende Drehbuch-Idee hatte und dann nur noch eine Handlung um diesen einen Geistesblitz herumbaute. Schlecht muss das nicht unbedingt sein, wie die Netflix-Produktion „The Adam Project“ beweist. Die Prämisse: Was wäre, wenn ein Pilot aus der Zukunft mit seinem zwölfjährigen Ich auf Zeitreise geht, um die Welt zu retten? Das Resultat ist richtig unterhaltsam.

Mit einer Einführung hält sich der Film nicht lange auf. Regisseur Shawn Levy wirft einen mitten ins Jahr 2050, in dem Airforce-Pilot Adam Reed (Ryan Reynolds) ein Raumschiff klaut. Alarm, Weltraumgeballer, dazu als Soundtrack „Gimme Some Loving“ von der Spencer Davis Group. Was ausgerechnet ein Sixties-Hit in einem Science-Fiction-Film zu suchen hat? Solche Fragen tut „The Adam Project“ mit einem gesunden Achselzucken ab, Oldies gehörten schließlich schon zum Erfolgsrezept der„Guardians of the Galaxy“-Filme. Und so kommen auch Led Zeppelin, Boston und ein Solostück von Pete Townshend zum Einsatz. Hauptsache, es hat Wiedererkennungswert.

Adam gelingt die Flucht durch Raum und Zeit – allerdings landet er wider Willen im Jahr 2022. Dort nimmt er Kontakt zu seinem jüngeren Selbst (Walker Scobell) auf, der ihm beim erneuten Zeitsprung helfen soll. Aber Moment! Hat uns nicht schon „Zurück in die Zukunft“ gelehrt, dass Eingriffe in die Vergangenheit weitreichende Folgen für die Zukunft haben? Der Grundsatz gilt zwar auch in „The Adam Project“, wird aber eher entspannt angewandt. Der ältere Adam erklärt dem jungen Adam etwas von fixierten Zeitlinien, in denen man kein Unheil anrichten könne. Ist aber auch nicht so wichtig.

Zeitmaschine in die goldene Ära des Blockbusters

Entscheidender ist da schon, dass die Konstellation der beiden Adams reichlich Gelegenheit zu Wortgefechten liefert, die immer um eine Meta-Ecke mehr gedacht sind. Einmal vermutet der junge Adam, dass durch Zeitreisen ein „Multiverse“ entstehe – wie zuletzt im Marvel-Film „Spider-Man: No Way Home“, in dem „Spidey“ von gleich mehreren Darstellern gespielt wird. Reynolds’ Adam verdreht bloß die Augen und entgegnet schnippisch, das sein jüngeres Alter Ego wohl zu viele Filme gucke. Reynolds gehört natürlich selbst zur Marvel-Familie, sein Deadpool ist dort für die satirische Brechung der Superhelden-Ernsthaftigkeit zuständig.

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Reynolds und dem Debütanten Walker Scobell dabei zuzusehen, wie sie sich beharken, macht einfach Spaß. Reynolds schlagfertigen Sarkasmus, den er auch auf seinen Social-Media-Kanälen pflegt, weiß Regisseur Levy gekonnt einzusetzen. Beide haben gerade erst die Actionkomödie „Free Guy“ gedreht, die pandemiebedingt mehrfach verschoben wurde. Nun ist ihre nächste Zusammenarbeit schneller fertig als geplant. Und „The Adam Project“ schnurrt wie eine gut geölte Unterhaltungsmaschine.

(Jetzt auf Netflix)

Die Actionsequenzen sind nicht zu lang, die Dialoge haben einen unverbrauchten Witz, und in der zweiten Hälfte bekommt die Geschichte noch einen gefühligen Touch. Der erwachsene Adam reist seiner in der Vergangenheit verschollenen Frau Laura (Zoe Saldaña) hinterher, was zu schönen Wiedersehens- und Abschiedsmomenten führt; auch mit seinem verstorbenen Vater (Mark Ruffalo), der sich als einer der Erfinder des Zeitreisens herausstellt.

Ihre Nemesis spielt Catherine Keener als Schurkin aus der Zukunft, die auch Gelegenheit bekommt, mit einer computer-gelifteten Jugendversion ihrer selbst zu spielen – „The Irishman“ lässt grüßen. Da die Stars den Zeitreise-Quatsch auch noch ernst nehmen, geht das oftmals bemühte Nebeneinander von Weltenrettung und familiärer Aussöhnung diesmal wunderbar auf. Dennoch bleibt Levys Film, der einen in die Zeit von Blockbustern wie „Zurück in die Zukunft“, „E.T.“ und der ersten „Star Wars“-Trilogie versetzt, vor allem eine nostalgische Angelegenheit. In gewisser Weise wirkt „The Adam Project“ selbst wie eine Zeitmaschine. Hundert kurzweilige Minuten dauert die Reise.

Simon Rayß

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