zum Hauptinhalt
Matthew Bellamy kommt mit seiner Band Muse 2022 zum "Tempelhof Sounds"-Festival.

© imago images/ZUMA Press

Update

„Tempelhof Sounds“ startet 2022: Berlin bekommt ein neues Musikfestival

Starkes Line-Up bei der Premiere: Muse, The Strokes und Interpol spielen im Juni auf dem Tempelhofer Feld. Ist das das Ende vom „Lollapalooza“-Festival?

„Tempelhof Sounds“, Flughafen Berlin Tempelhof, 10. bis 12. Juni 2022, Tagestickets ab 79 Euro, Festivaltickets ab 179 Euro, weitere Infos unter https://tempelhofsounds.berlin

Um eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes streitet sich die Hauptstadt seit Jahren leidenschaftlich. Für weniger Kontroversen dürften hingegen die temporären Bühnenbauten sorgen, die Anfang Juni 2022 vor dem Hangar 5 und 6 des alten Flughafens entstehen. Denn Berlin bekommt mit „Tempelhof Sounds“ ab dem kommenden Jahr ein neues internationales Musikfestival, das die Kulturveranstalter FKP Scorpio, Loft Concerts und Dream Haus gemeinsam ausrichten. Die erste Ausgabe soll vom 10. bis 12. Juni 2022 stattfinden. Geplant wird mit 35.000 Gästen pro Tag.

Bisher als Headliner bestätigt sind die britische Formation Muse und die New Yorker Band The Strokes. Ein dritter Headliner soll in Kürze bekanntgegeben werden. Das vorläufige Line-Up liest sich wie eine Rückbesinnung auf alternative Rockfestivals vergangener Tage und steht damit konträr zum zuletzt zu beobachteten Trend, sich genremäßig nicht mehr festzulegen. Trotzdem ist die musikalische Bandbreite beachtlich.

Langjährige Festivalgrößen wie die Alternative-Folk-Band Alt-J aus Leeds oder die Post-Punk-Band Interpol sind ebenso zu Gast wie Idles, Big Thief oder Fontaines D. C., die erst in jüngerer Vergangenheit größere Aufmerksamkeit erregten. Auffällig ist, dass mit London Grammar, Courtney Barnett, Sophie Hunger, Anna Calvi oder Kat Frankie zahlreiche gefeierte Songwriterinnen auftreten werden. Mehr als die Hälfte allers Acts ist weiblich oder hat eine Frontfrau. Damit steht die Veranstaltung in einem angenehmen Gegensatz zu Festivals wie "Rock am Ring" oder "Hurricane", wo der Männeranteil auf der Bühne noch immer erdrückend ist.

Politischer Anspruch

Dezidiert soll „Tempelhof Sounds“ einen politischen Anspruch erfüllen: „In allem Trubel der Zeit verdienen die Stadt Berlin und all ihre Menschen, ein Musikfestival, welches sich seiner gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Verantwortung bewusst ist“, erklären die Veranstalter in einem Statement. „Im Zeichen der Vielfalt unserer Gesellschaft lassen wir einen kulturellen Begegnungsort entstehen, an dem es keinen Unterschied macht, woher du kommst, wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst, welcher Ethnie du folgst oder wen du liebst.“ Man sei ein „inklusives und weltoffenes Festival“, auf dem jegliche Form von Diskriminierung keinen Platz habe.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Es soll auch ein striktes Verbot von Plastik- und Einwegprodukten herrschen. Außerdem plant man eng mit lokalen Händlern und Lieferanten zusammenzuarbeiten sowie regionale Produkte zu beziehen, um die Berliner Wirtschaft zu unterstützen.

Unklar ist bisher, was die Ankündigung von „Tempelhof Sounds“ für das ebenfalls in Berlin stattfindende „Lollapalooza“-Festival bedeutet, das für gewöhnlich Anfang September stattfindet. 2015 gastierte dieses erstmals hier – damals ebenfalls noch auf dem Tempelhofer Feld – und verdrängte das „Berlin Festival“, das nach zehn Jahren seinen Status als Festivalprimus in der Hauptstadt verlor und nie wieder stattfand. Offensichtlich gab es zu starke Überschneidungen in der Ausrichtung.

FKP Scorpio teilte auf Nachfrage mit, dass „Tempelhof Sounds“ eine grundlegend andere musikalisch-stilistische Ausrichtung anstrebe. Die Organisatoren des „Lollapalooza“ halten sich bedeckt. Anfragen des Tagesspiegel blieben unbeantwortet. Zeitlich liegen „Tempelhof Sounds“ und „Lollapalooza“ weit genug auseinander und nach den pandemiebedingten Beschränkungen dürften Open-Air-Veranstaltungen sehr gefragt sein. Doch ob in Berlin langfristig zwei große Festivals koexistieren können, darüber wird wohl – wie um die Randbebauung – noch leidenschaftlich gestritten werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false