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Dass Elisabeth für ihren Märtyrertod ins Biogas geht, hat Castorf im Premierenjahr viel Kritik eingebracht - und kräftige Buhrufe.

© Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Update

"Tannhäuser"-Eröffnung der Bayreuther Festspiele: Bühnenpanne und Schlammschlacht

Eine Panne unterbricht die "Tannhäuser"-Eröffnungsaufführung in Bayreuth - für 50 Minuten. Und Katharina Wagner gibt "Ring"-Regisseur Frank Castorf Contra: über Knallgeräusche und Wortgefechte bei den Wagner-Festspielen.

Eine Panne auf der Bühne hat den Auftakt der Richard-Wagner-Festspiele am Freitag kurz nach 16 Uhr in Bayreuth unterbrochen. Alle Zuschauer wurden am Freitag aus Sicherheitsgründen nach etwa 20 Minuten aus dem Saal geschickt, aber eine Fanfare kündigte nach rund 50 Minuten das Ende der unfreiwilligen Pause an. Bei der Aufführung der Oper „Tannhäuser“ habe es zweimal geknallt und Stöcke seien aus einem beweglichen Käfig des Bühnenbildes gebrochen, hieß es. Mitarbeiter und Besucher sagten, sie könnten sich an keine technische Panne erinnern, die eine Aufführung in den vergangenen Jahrzehnten derart gestört hätte. „Drei Pausen beim Tannhäuser, das gab's noch nie. Das ist Weltpremiere. Wir nehmen das sportlich, wenn die Technik das einzige ist, das nicht funktioniert, dann können wir damit leben“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie hatte die Festspiele vor dem missglückten Auftakt als „so etwas wie ein Aushängeschild unserer Kulturnation“ bezeichnet.

Ansonsten bekommt die traditionelle Schlammschlacht beim Heavy-Metal-Festival in Wacken, das nächste Woche seinen 25. Geburtstag feiert, in Bayreuth Konkurrenz. Was am Tag der Eröffnung der diesjährigen Bayreuther Festspiele rund um den Grünen Hügel in Franken geboten wurde, steht dem Riesenschmutzbad in Schleswig-Holstein in nichts nach. Erst hatte der umstrittene „Ring“-Regisseur Frank Castorf seinem Unmut über die Festivalleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier Luft gemacht und im „Spiegel“-Interview über „Angst, Vorurteile und vorauseilenden Gehorsam“ bei den Festspielen getobt. Es sei wie früher im Osten, sagte er.

Wenn die Gäste nicht kommen, liegt's vielleicht an Castorf, gibt Wagner zu verstehen

Am Freitag, pünktlich zur Eröffnungspremiere mit Sebastian Baumgartens ebenfalls umstrittenem „Tannhäuser“, kantete Katharina Wagner nun zurück. Der Besucheransturm könnte auch als Folge von Castorfs stark kritisierter Inszenierung des „Rings der Nibelungen“ zurückgegangen sein, gab sie im Gespräch mit dem „Nordbayerischen Kurier“ zu verstehen. Auf die Frage, ob viele Besucher keinen dekonstruierten „Ring“ sehen wollten und deshalb lieber woandershin als nach Bayreuth gefahren seien, antwortete die 36-Jährige: „Das kann auch sein, das will ich nicht ausschließen.“

Nach jahrelanger öffentlicher Kritik und einer Rüge seitens des Bundesrechnungshofs 2011 wegen intransparenter Vergabe und zu wenig Karten im freien Verkauf waren die begehrten Tickets dieses Jahr erstmals auch direkt über die Festspiele-Website erhältlich. Für elf Vorstellungen gab es online Tickets, wobei Castorfs Jubiläums-„Ring“ aus dem Wagner-Jahr 2013 nur als Vierer-Paket buchbar war. Und siehe da, die angeblich immer vielfach überbuchte Saison – dieses Jahr 30 Aufführungen von 7 Produktionen bis zum 28. August – ist gar nicht so heiß umkämpft. Oder nicht mehr. Noch vor wenigen Wochen waren Tickets problemlos erhältlich. Auch andere Online-Anbieter sprechen von sinkendem Bedarf.

Gute Nachricht: Barrie Kosky inszeniert 2017 "Die Meistersinger"

Heinz-Dieter-Sense, kaufmännischer Direktor der Festspiele, wehrt die Rede von Bayreuth in der Krise im „Nordbayrischen Kurier“ auf ähnliche Weise ab wie Katharina Wagner schon 2013. Die Nachfrage sei „abhängig vom Stück, vom Wochentag und der Verfügbarkeit von Übernachtungsmöglichkeiten – und weit weniger von künstlerischen Auffassungen“. Ansonsten, klar, handele es sich um technische Probleme: Was das zusätzliche Angebot freier Plätze im Frühjahr betreffe, hätten wieder Karten zur Verfügung gestanden, „und die haben wir erneut angeboten“. Im übrigen beobachte er seit Jahrzehnten, „dass neue Produktionen in Bayreuth anfangs abgelehnt und später oft zu Kultveranstaltungen wurden“. Bei Hans Neuenfels’ rättisch bevölkertem „Lohengrin“ von 2010 ist dies in der Tat der Fall.

Katharina Wagner, deren Vertrag mittlerweile bis 2020 verlängert wurde, während ihre Halbschwester Eva aus der Festspielleitung ausscheidet, gab außerdem bekannt, dass Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, 2017 „Die Meistersinger“ in Bayreuth inszenieren wird. Eine gute Nachricht, eine sichere Nummer: Koskys Bühne an der Behrenstraße war letztes Jahr zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt worden. (mit dpa)

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