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Trinkt gern Gin beim Komponieren. Multiinstrumentalist Kevin Parker, 34, macht seit 2007 mit Tame Impala Musik.

© Neil Krug

Tame Impala: „Ich will, dass den Leuten schwindelig wird“

Kevin Parker aka Tame Impala veröffentlicht mit „The Slow Rush“ seine vierte Platte. Ein Gespräch über Kreativität, Nahtoderfahrungen und „One Man Partys“.

Mister Parker, angefangen hat ihr Projekt Tame Impala mit Psychedelic Rock, bevor Sie den Sound in Richtung R’n’B erweitert haben. Das neue, vierte Album „The Slow Rush“ klingt jetzt mehr nach Elektro. Wie kommt es zu diesen Genreexkursionen?
Meistens passiert das einfach. Ich muss darauf warten, bis es sich von selbst einstellt. Wenn ich diese Entwicklungen erzwingen würde, wäre das einfach nur Mist.

Wie sehr haben Sie sich in den zehn Jahren von Tame Impala als Musiker verändert? Sie spielen die Platten ja meist im Alleingang ein …
Die tiefgreifendste Veränderung betrifft meine Fähigkeiten als Produzent. Ich konnte auch am Anfang schon Gitarre spielen, Schlagzeug, Bass und das Ganze auch irgendwie aufnehmen. Mehr nicht. Mittlerweile glaube ich, dass ich mich in vielen Genres ausdrücken kann, ohne mir dabei wie ein Hochstapler vorzukommen.

Was brauchen Sie, um kreativ zu werden?
Die Musik kommt zu mir, wenn ich angespannt bin, in Eile, besorgt oder ängstlich. Aber für das Aufnehmen ziehe ich mich gern zurück. Dann trinke ich Gin und habe eine One-Man-Party.

In Ihrem Studio?
Ja, ich habe ein Studio in Perth und eins in meinem Haus in Los Angeles. Aber ich buche mir auch gern Airbnbs. Ich verreise für ein paar Tage, ganz für mich allein, besorge mir genug Essen und Schnaps, bleibe einfach drinnen und warte. Das ist heilige Zeit für mich.

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Ich habe gelesen, dass ein Waldbrand in Malibu die Entstehung ihrer neuen Platte verzögert hat. War das auch bei einer dieser One-Man-Partys?
Ja, ich bin um fünf Uhr morgens betrunken ins Bett gegangen und erst gegen zehn oder elf aufgewacht. Als ich verkatert aus dem Fenster sah, hatte der Himmel so eine bräunlich-blaue Farbe angenommen. Ich versuchte das Licht anzudrehen, aber der Strom war ausgefallen. Die ganze Situation hatte einen echt merkwürdigen Vibe.

Wann haben Sie begriffen, was passierte?
Eine lange Zeit war mir überhaupt nicht klar, dass ich in ernster Gefahr schwebte. Ich dachte nur: Okay, ich werd’ dann lieber mal abhauen. Ziemlich australisch. Erst als ich im Auto saß, um zum Strand zu fahren, was ich für das sicherste hielt, wurde mir alles schlagartig klar. Ich kam an der Hauptstraße an und sah, wie die Hügel brannten. Es war der reine Wahnsinn. Da standen diese Villen und überall riesige Flammen. Wrrroaarrr!

Als Australier haben Sie Waldbrände bestimmt schon erlebt.
Irgendwie schon, aber nicht auf diese Weise. Als ich zurück nach L.A. gefahren war, schrieb mir meine Managerin, dass das Feuer auch das Airbnb zerstört hat. Ich war sprachlos. Wenn ich noch länger dort geblieben wäre, wäre ich jetzt tot.

Sie haben Glück gehabt.
Ja, aber ich habe alle meine Aufnahmegeräte verloren. Das war nervig und teuer.

Aber nicht die Aufnahmen selbst?
Oh nein, das wäre verheerend gewesen.

[„The Slow Rush“ erscheint am 14.2. bei Caroline.]

Die Pausen zwischen Ihren Platten werden immer länger, seit dem bislang letzten Album „Currents“ sind fünf Jahre vergangen. Wie kommt das?
Es gibt einfach so viele Dinge, die ich ausprobieren will. Platten auflegen zum Beispiel. Ich wollte ein, zwei Jahre lang nur als DJ arbeiten. Aber ich werde nicht nochmal so lange mit dem nächsten Tame-Impala-Album warten, auf keinen Fall.

Brauchen Sie häufiger Gelegenheit sich zurückzuziehen, um Musik aufzunehmen?
Eigentlich mache ich das jeden Tag - außer als „The Slow Rush“ gerade fertig geworden war. Da hatte ich einen richtigen Burn-out. Aber wenn ich mal nicht ins Studio gehe, fühle ich mich merkwürdig. Manche Leute drehen durch, wenn sie keinen Sport treiben. Meine Frau zum Beispiel. Mir geht es so mit Musik. Wenn ich eine Weile keine gemacht habe, fängt es richtig an zu jucken.

Auf „The Slow Rush“ sind Sie in ihre Vergangenheit eingetaucht und dort auch auf bittere Erinnerungen gestoßen. Etwa an Ihren Vater, der 2009 an Krebs gestorben ist. Empfinden Sie manchmal Zweifel, diese Dinge mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Ja, natürlich. Aber das ist so eine Sache mit der Musik: Je mehr man von sich selbst hineingibt in einen Song, desto bereichernder wird es. Man trifft Menschen, die dazu eine Beziehung haben und vielleicht gerade ähnliche Erfahrungen machen. Ich denke, es geht einfach darum, seine Dämonen auszutreiben.

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Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen? Welche Rollt hat Ihr Elternhaus gespielt?
Mein Dad war Musiker, ja. Nicht professionell, er machte einfach Musik in seiner Freizeit. Mein Bruder hat Schlagzeugunterricht genommen, das fand ich richtig cool. So habe ich mit zehn oder elf auch damit angefangen. Das hat von der ersten Stunde an mein Leben umgekrempelt.

Gab es damals auch schon Dämonen, die Sie austreiben mussten?
Ja, ich hatte eine ziemlich merkwürdige Kindheit, dann das ganze Durcheinander als Teenager. Da kamen schon ein paar Gründe zusammen, Musik zu brauchen.

Ihre Eltern ließen sich scheiden, als Sie vier waren, kamen aber ein paar Jahre später wieder zusammen und haben sich dann erneut getrennt. Das muss hart gewesen sein.
Ja, das war es. Meine Kindheit war aber keinesfalls die schlimmste, sie ist wahrscheinlich nicht mal auf der Skala für schlimme Kindheiten. Dass sich Eltern scheiden lassen, ist nichts Neues, aber für jeden einzelnen entstehen daraus ganz einzigartige Probleme.

Wenn man „The Slow Rush“ als Auseinandersetzung mit dem Thema Zeit versteht, kann einem richtig schwindlig werden. Man spürt, wie die Zeit im Moment des Hörens vergeht, und denkt gleichzeitig an all die Zeit, die vergehen musste, damit sie diese Musik machen können.
Das ist eins der besten Komplimente, die Sie mir machen können. Ich wollte immer, dass meine Musik einen Effekt auf Menschen hat. Wenn man Psychedelic Rock macht, will man, dass den Leuten schwindlig wird, deswegen habe ich auch all diese Effekte benutzt. Letztlich geht es genau darum: die Menschen zu bewegen, sei es emotional, körperlich oder im Geist.

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