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Das Cover des "Stella"-Romans von Takis Würger

© dpa

Takis-Würger-Roman „Stella“: Erbin fordert Schwärzungen im Buch

Birgit Kroh, Erbin von Stella Goldschlag, sieht Persönlichkeitsrechtsverletzungen in Zitaten und Fallbeschreibungen.

Als am Donnerstag bekannt wurde, dass die Erben der sogenannten Greiferin Stella Goldschlag gegen Takis Würgers Roman „Stella“ und das „Stella“-Musical der Neuköllner Oper gerichtlich vorgehen wollen, fragte man sich: Wer sind diese Erben genau? Goldschlag, die nach fünf Eheschließungen am Ende ihres Lebens verwitwet und ohne Kontakt zu ihrer einzigen, in Israel lebenden Tochter war, hatte 1990 dem Berliner Historiker Ferdinand Kroh ihre Persönlichkeitsrechte und deren publizistische Verwertung notariell übereignet. Kroh starb 2014, und es ist nun seine Witwe Birgit Kroh, die den Berliner Anwalt Karl Alich beauftragt hat, den Hanser Verlag aufzufordern, „Stella“ nicht mehr zu vertreiben, zumindest nicht in der ursprünglichen Fassung.

Wie Alich dem Tagesspiegel erklärte, stellen sich die „erheblichen Rechtsfragen“ bezüglich Würgers Roman und die damit einhergehenden Persönlichkeitsrechtsverletzungen besonders in den Zitaten und Fallbeschreibungen aus den Akten des sowjetischen Militärtribunals gegen Stella Goldschlag nach dem Krieg. Sie würden direkt auf sie verweisen, ohne dass es in dem Roman einen Hinweis darauf gebe, übrigens aus einem Prozess ohne rechtsstaatlichen Anspruch stammen, wie Alich hinzufügte. Die Forderung sei, diese Passagen schwärzen zu lassen – und an die Neuköllner Oper, ihre „Klamotte“ aus dem Programm zu nehmen.

Krohs Witwe will ein Buch ihres Mannes über Nathan Schwab herausbringen

Ferdinand Kroh hatte 1988 mit „David kämpft“ ein Buch über den jüdischen Widerstand gegen Hitler veröffentlicht (ein paar Jahre später im Übrigen auch ein krudes, verschwörungstheoretisches Buch über die Wiedervereinigung, ausgerechnet im Hanser Verlag), war dabei auf das Schicksal von Stella Goldschlag gestoßen und hatte sie dann kennengelernt und ihr Vertrauen gewonnen. In den letzten Jahren seines Lebens arbeitete Kroh an einem Buch über den jüdischen Gewerkschaftler Nathan Schwalb, der von 1939 von Genf aus Unterstützungs- und Rettungsaktionen organisierte und damit über 200 000 Juden in Europa das Leben rettete. Seine Witwe habe dieses Buch fertiggestellt, so Alich, und versuche nun, dafür einen Verlag zu finden.

Während der Hanser Verlag das anwaltliche Schreiben bislang nicht öffentlich kommentierte, nahm die Neuköllner Oper Stellung dazu: „Wir sind erstaunt, dass nun juristisch versucht werden soll, Deutungshoheit über die gesellschaftliche Bewertung einer Person des öffentlichen Lebens zu erlangen. Da das allgemeine Interesse an Stella anscheinend noch immer groß ist, prüfen wir, das preisgekrönte Werk in einer weiteren Vorstellungsserie zu zeigen.“ Karl Alich wiederum sagt noch, egal wie man sich diesem Leben der Stella Goldschlag nähere, auch dem späteren nach dem Krieg, es sei „einfach nicht fassbar“.

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