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Das Herz der Stadt. Die Umayyaden-Moschee (2007) über dem historischen Teil von Damaskus.

© Issam Hajjar

Syrian Heritage Archive Project: Verlorene Schätze

Fünf Jahre lang haben Archäologen des Syrian Heritage Archive Project das syrische Kulturerbe digitalisiert. Eine Schau zeigt seine Verwüstung.

Aleppo war einst der Stolz Syriens, eine blühende Handelsmetropole mit einer faszinierenden Altstadt und bedeutenden Baudenkmälern, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehören. Die Stadt und Syrien im Allgemeinen haben in der Vergangenheit immer wieder Reisende und Forscher angezogen, die reichlich Material über die dortigen Kulturgüter hinterlassen haben. Heute müssen wir auf diese Berichte, Fotos und Filme zurückgreifen, wenn wir uns über Syriens reiche Kulturlandschaft informieren wollen.

Gerade in Aleppo wurde im syrischen Bürgerkrieg erbittert gekämpft, nun liegen große Teile der Altstadt in Trümmern. Einst thronte die Zitadelle stolz über der Altstadt. Heute zeigen Fotos am Fuße des Zitadellenhügels Schutt und Ruinen.

Seit 2013 arbeiten das Deutsche Archäologische Institut DAI und das Museum für Islamische Kunst zusammen im Syrian Heritage Archive Project, das alle von Syrien verfügbaren Dokumente, Fotos, Zeichnungen und Pläne digitalisiert, um so ein umfangreiches Bild für einen möglichen Wiederaufbau in Aleppo und an anderen Orten im Land zu erstellen. Zu diesen Archivalien gehören etwa Nachlässe bedeutender Archäologen und Geographen sowie Dokumente, die die Mitarbeiter des Museums zur Verfügung gestellt haben.

Nach fünf Jahren mühseliger Arbeit zeigt das Projekt ab 28. Februar 2019 die Ausstellung „Kulturlandschaft Syrien. Bewahren und Archivieren in Zeiten des Krieges“ im Berliner Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum.

Virtuell die Kunstschätze Syriens erkunden

An sechs Stationen vor der Mschatta-Fassade im großen Saal kann man dann die Folgen des Krieges für bedeutende Kulturstätten nachvollziehen. Wie sahen sie vor dem Bombenhagel aus? Was ist heute davon übrig geblieben? Neben Aleppo werden auch Palmyra, die Kreuzritterburg Kraq des Chevaliers, Rakka und Damaskus zu sehen sein. Wichtig ist, dass die Schau auch weniger bekannte Orte einbezieht. Ein Beispiel sind die „Toten Städte“ aus frühbyzantinischer Zeit im Nordwesten des Landes. Die 700 Siedlungen, die von ihren Bewohnern noch vor der arabischen Eroberung verlassen wurden, gehören seit 2011 zum Weltkulturerbe der Unesco. Jeder Station ist eine halbrunde Säule gewidmet, die den Vorher- und Nachher-Zustand mit Hilfe von Fotos dokumentiert. Zu jedem Ort werden auch Videos gezeigt und Originalobjekte aus der Sammlung des Museums. So können die Besucher – zumindest virtuell – die Kunstschätze Syriens erkunden.

Der Baal-Tempel (1963) in Palmyra gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
Der Baal-Tempel (1963) in Palmyra gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.

© Eugen Wirth/Museum für Islamische Kunst Berlin

Eine optische Einheit zwischen den einzelnen Stationen bilden die Schriftzüge der Orte des syrischen Künstlers Khaled Al-Saai. Der 48-Jährige, der in Dubai und Boston lebt, ist einer der bedeutendsten Kalligrafen der arabischen Welt. Als „Artist in Residence“ hat er im Museum für Islamische Kunst ein imposantes Gemälde geschaffen, das er „Syrien – ein Garten der Geschichte“ nennt. In seiner Arbeit entwickelt er die Kalligrafie in Richtung Malerei, kombiniert Buchstaben und Schrift mit Fotoaufnahmen. „In diesem Garten findet man alles. Die Geschichte, die Bauwerke, die Kultur. Der Garten ist mein altes Syrien“, sagte er im Museum kurz vor der Fertigstellung des Gemäldes.

Al-Saais Werk verbindet auf wunderbare Weise Vergangenheit und Zukunft – und wird im Museum ein Blickfang der Ausstellung sein.

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