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Schlechtes Netz. Es gibt Streit zwischen Sony und Disney um Spider-Man.

© AFP

Streit zwischen Sony und Disney: Spider-Man fällt aus dem Netz

Disney zieht Spider-Man aus dem "Avengers"-Universum ab. Unter Fans löst das Bestürzen aus.

Von Andreas Busche

Disneys Ankündigung, Spider-Man nach nur zwei Solofilmen schon wieder aus dem „Avengers“-Universum abzuziehen, hat unter Fans Bestürzen ausgelöst. Der Hashtag #SaveSpiderMan ließ nicht lange auf sich warten, auf Twitter sorgte die eher geschäftsmäßige Mitteilung des Studios Sony, das die Rechte an dem Marvel-Charakter besitzt, für Social-Media-übliche Gefühlsausbrüche. Der von Tom Holland gespielte Spider-Man gehört zu den beliebtesten Figuren im „Marvel Cinematic Universe“ (MCU), sein letzter Auftritt in „Far From Home“ im Juli war einer der größten Erfolge der Reihe.

Spider-Man, der nach dem Deal zwischen den beiden Unterhaltungsgiganten 2015 seine Initiation im Marvel Universum erhalten hatte, ist der größte Leidtragende der komplizierten Rechtelage der Marvel-Stoffe: Mal wurde der Teenager von einem 27-Jährigen gespielt, in „Endgame“ musste er den Tod seines Mentors Tony ’Iron Man’ Stark erleben. Holland ist bereits die dritte Neubesetzung des Fassadenkletterers mit dem ausgeprägten Vater-Komplex. Auch moderne Blockbusterhelden unterstehen dem Diktat der Job-Flexibilität, jederzeit bereit für ein Reboot – wenn es das Franchise erfordert.

Nach außen hin gibt sich der familienfreundliche Unterhaltungskonzern Disney als Fan-nah. Aber der Spaß hört auf, wenn es ums Geld geht. 2009 hatte Disney vier Milliarden Dollar für das Marvel Studio gezahlt, um die Figuren endlich alle in einem geschlossenen Erzähluniversum vereinen zu können. Daraus war dann der Deal mit Sony hervorgegangen, die weiter die Rechte an Spider-Man halten.

Spider-Man muss unter dem Rosenkrieg von Sony und Disney leiden

Das Scheidungskind muss jetzt erleben, wie der Rosenkrieg zwischen den Elternfirmen über seinen Kopf hinweg ausgetragen wird. Für Fan-Romantik ist da kein Platz, wobei die Sympathien klar verteilt sind – wie heute auf Twitter nachzulesen ist.

Disney hat seinen Marvel-Produzenten Kevin Feige, der dem Studio in zehn Jahren einen Umsatz von sagenhaften 27 Milliarden Dollar bescherte, von allen Projekten abgezogen, die nicht 100 Prozent in Disneys Hand liegen. Damit verliert Marvel auch den Zugriff auf „Spidey“, nachdem der gerade erst als zentrale Figur für den zweiten „Avengers“-Zyklus eingeführt worden war.

Das würde das Ende für Spider-Man bedeuten, der schon rein altersmäßig der absolute Fan-Liebling ist. Feige hat mit dem expandierenden MCU, das bald auch Serien für das neue Streamingportal Disney Plus beinhalten soll, in den kommenden Jahren eine Menge zu tun.

Es geht also, wie bei jeder Promi-Scheidung, ums Geld. Und es sieht ganz danach aus, dass Disney Sony zwingen will, endlich auch die „Spider-Man“-Rechte rauszurücken. Denn ohne Marvel ist „Spider-Man“ ein verwaister Superheld, der riesige Erfolg des letzten Films hat nicht unmaßgeblich mit Disney zu tun. Dort weiß man aber auch, dass selbst mit dem obskursten Marvel-Helden (siehe die „Guardians of the Galaxy“) viel Geld zu verdienen ist. Dennoch: Marvel ohne „Spidey“, das würde die Marke beschädigen. Es stünde Disney besser, jetzt Herz zu zeigen und Spider-Man zu adoptieren.

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