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Der Violinist Renaud Capuçon

© Simon Fowler / Konzerthaus

Strawinsky-Festival am Konzerthaus: Zum Auftakt ein Feuerwerk

Wackeliger Anfang, virtuoses Finale: Das Auftaktkonzert zum sechstägigen Strawinsky-Festival am Konzerthaus.

Rätselhaft, hat das Orchester sich selbst in der Pause ausgewechselt? Natürlich nicht. Stattdessen ist beim Auftaktkonzert zum sechstägigen Strawinsky-Festival am Konzerthaus zu beobachten, was passiert, wenn unsymmetrische Vorbereitungszeiten und qualitativ ungleichmäßige Kompositionen aufeinandertreffen, wenn aus Gold Stroh wird und anstelle von Meisterwerken nurmehr Ersatzangebote entstehen.

Doch von Anfang an. Iván Fischer, inzwischen Ehrendirigent des Konzerthausorchesters, geleitet sein vormaliges Ensemble durch ein Programm mit Werken, die Igor Strawinsky im Laufe von über dreißig Jahren schrieb. Am Anfang steht die Ballettmusik „Jeu de cartes“ von 1935/36, die der Komponist seinen damaligen Auftraggebern vorlegte, nachdem er ein von ihnen eigentlich gewünschtes Stück nicht hatte liefern können oder wollen. Doch so großtuerisch die Blech-Ansagen des „Zeremonienmeisters im Kasino“ (Strawinsky) auch klingen, so hübsch die Anspielung an Rossinis „Barbier“ auch ist, so wenig nimmt das Stück an diesem Abend für sich ein. Liegt es am Ersatzhaften, das ihm quasi eingeschrieben ist, an der Anmutung der fröhlich vor sich hinpfeffernden Kindermusik? Vielleicht fehlt es an Ablenkung durch den Tanz? War keine Probenzeit mehr übrig?

Die Mühe ist zu spüren

Jedenfalls klingt die Sache nicht gut, ist die Mühe zu spüren, die fein montierten rhythmischen Ebenen sauber übereinanderzulegen und dabei zu einer Tongebung zu finden, die jenseits von Schärfe und Sprödigkeit liegt. Man hat schon bessere Momente mit dem Konzerthausorchester erlebt. Renaud Capuçon, der den Solopart in dem wenige Jahre älteren Violinkonzert übernimmt, hat in diesem Sinne bessere Karten. Das Orchester hinter ihm hat es zwar noch immer nicht leicht, doch legt sich Capuçon mit einem dergestalt warmen, dicht gezogenen Ton darüber, kostet zumal die langen Kantilenen der „Aria“ an dritter Stelle so ausgiebig aus, dass man schon wieder an die Schönheit des Streichinstruments an sich zu glauben gewillt ist.

Mit dem „Elegischen Gesang in drei Teilen“ nach der Pause zieht das Orchester seine Fähigkeit zu warmer Timbrierung wieder hervor wie ein lange vergessenes As – das Meisterwerk des 1910 komponierten, später zur Suite umgearbeiteten „Feuervogel“ indessen spielt es, als ob es nie anderes gekannt hätte als schillernde Farbflächen, Momente kunstvollster Schläfrigkeit und perfekt platzierte Höhepunkte. Instrumental virtuos, mit brillanten Solo-Holzbläsern, rauscht man den Schlussakkorden entgegen, die Fischer kalkuliert zusammensetzt, wie einen Vorhang aus Edelsteinen, durch den ein großes Feuerwerk schimmert. Am Ende doch noch ein glanzvoller Beginn für das Festival.

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