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Grandioser Sänger: Der Bariton Christian Gerhaher

© Gregor Hohenberg / Sony Classical

Sternstunde in der Philharmonie: Bezwingender Gesang

Ein Abend mit dem Bariton Christian Gerhaher, der Geiger Frank Peter Zimmermann und dem Dirigenten Daniel Harding bei den Berliner Philharmonikern.

Die Begleitung des Orchesters bereitet dem Violinkonzert Beethovens den Weg. Wenn die Violine, oft in hoher Lage, die Themen aufnimmt, sie sanft umspielt, leuchtet sie als Melodieinstrument. Die Komposition zählt zu den Lieblingswerken des Klassikpublikums, das dem Komponisten ohnehin den Vorzugsplatz unter seinen Lieblingen eingeräumt hat.

Frank Peter Zimmermann ist als Solist des Violinkonzerts kein Neuling. Es ist die Weihe aller Geiger. Wie 2017 im Konzerthaus geht er auch jetzt bei den Berliner Philharmonikern die Musik aus ihrer Mitte an. Es gehört zu seinem Konzept, dass er die Orchester-Tutti mitspielt. Das vertieft seine Absicht, als Primus inter pares zu konzertieren.

Wenn das Thema im langsamen Satz durch Hörner und Klarinetten zum betörend lyrischen Fagott Daniele Damianis wandert, wird es von Zimmermanns Violine zärtlich geschmückt. Am Pult sorgt Daniel Harding dafür, dass zierlich gesponnene Geigentöne im Orchester wesentlichen Grund haben.

Verliebt in Pianissimo-Geläufigkeit und den Edelklang der Stradivari, die ihm von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen überlassen wird, huldigt Zimmermann mit seiner Kunst vor allem dem Instrument und seiner Aura.

Ein anderes Bild findet sich nach der Pause, wenn ein Block aus Liedern von Gustav Mahler und dessen symphonischem „Blumine“-Satz erklingt. Trompeter Guillaume Jehl führt die wunderbaren Bläser der Philharmoniker an.

Hier ist Christian Gerhaher der Vokalsolist und seine Baritonstimme steht voll im Dienst der „Wunderhorn“-Atmosphäre. Wie Arnim und Brentano in „Des Knaben Wunderhorn“ eher ein romantisches Kunstwerk als eine Volksliedersammlung sahen, hat Mahler die Gedichte für sich vereinnahmt. So wurde aus dem Vorbild „Unbeschreibliche Freude“ das Orchesterlied „Wo die schönen Trompeten blasen“.

Es ist die Geschichte vom toten Soldaten, der seine Liebste zu sich in das Grab holen will. Gespenstig sordinierter Klang, Marschrhythmen: „Ich zieh in Krieg auf grüner Heide“. Gehaher bricht aus dem Balladenton mit schmerzlichen Akzenten hervor, die der Dur-Kantilene „Von ferne sang die Nachtigall“ folgen und das Weinen des Mädchens zur Trauermusik machen.

Dieser Gesang gestaltet bezwingend Wort für Wort, während das Orchester „verträumt“ und scharf charakterisierend begleitet. Sternstunde des Liedgesangs: Mit intellektueller Rezitation und sinnlicher Tongebung singt Gerhaher, als ob er Geheimes entdeckte. Das „Rheinlegendchen“ mit seinen vielen Temporückungen verdient einen Preis für die Zusammenarbeit Gerhahers und Hardings mit den Philharmonikern.

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