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Tick Tack. Wotan Wilke Möhring in der Rolle des Familienvaters Karl Brendt.

© dpa, dhy sab

„Steig. Nicht. Aus!“ mit Wotan Wilke Möhring: Vater, Bombe, Kind

Das Familienauto als Panikraum: In Christian Alvarts Thriller „Steig. Nicht. Aus!“ fährt Wotan Wilke Möhring um sein Leben.

Eigentlich erzählt der Titel von Christian Alvarts Thriller „Steig. Nicht. Aus!“ schon beinahe die ganze Geschichte. „Steig nicht aus“, so lautet die Nachricht, die den Bauprojekt-Entwickler Karl Brendt auf dem Smartphone erreicht, als er seine zwei Kinder morgens zur Schule fahren will. „Weißt du, was für ein Wichser du bist?“, fragt eine dunkel verzerrte Männerstimme. „Deine Kinder und du, ihr sitzt auf einer Bombe.“ Der Mann verlangt Lösegeld, einen Teil davon in bar. Brendt, gespielt von Wotan Wilke Möhring, versucht vergeblich zu verhandeln. Der Erpresser lässt nicht mit sich reden: „Wenn einer von euch aufsteht – BUMM. Wenn einer mich wegdrückt – BUMM.“

Das klaustrophobische Szenario erinnert an den Hochgeschwindigkeitsthriller „Speed“ (1994), nur dass dort der wahnwitzige, von Dennis Hopper verkörperte Erpresser von den Helden Keanu Reeves und Sandra Bullock verlangt, nie zu bremsen. „Steig. Nicht. Aus!“, der auf dem spanischen Film „El desconocido“ (2015) basiert, gibt weniger Gas, die Spannung soll sich subtiler entwickeln. Brendt muss sich nicht bloß mit dem Erpresser auseinandersetzen, sondern gleichzeitig, ebenfalls per Freisprechanlage, mit Kollegen verhandeln, um das Geld zusammenzubekommen. In den Gesprächen geht es um schwarze Kassen und schmutzige Immobilien-Deals, mehr und mehr zeigt sich, dass der Erpresste vielleicht doch das „Arschloch“ sein könnte, für das ihn der Erpresser hält.

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„Dein ganzes Leben, deine Ehe, dein Geld, alles ist auf Lügen aufgebaut“, sagt der Anrufer und droht: „Meine Geduld ist gleich am Ende, Karl. Tick-Tack“. Die Kamera zeigt in Großaufnahme das Handy, die Bombe und die bestürzten Gesichter des Vaters und seiner Kinder (Emily Kusche und Carlo Thoma). Bis es dann, bei einer scheiternden Kontaktaufnahme, wirklich bumm macht und das Auto eines Geschäftsfreundes samt Freund und Frau in die Luft fliegt. Danach ist der Sohn schwer verletzt und der Fahrer hat zudem die Polizei am Hals, die in ihm einen Entführer und Gefährder sieht.

Der schwarze Mercedes-SUV, mit dem Brendt durch Berlin fährt, von seiner Außenbezirks-Villa ins Zentrum, fungiert als Panikraum. Drinnen Vater, Tochter, Sohn, draußen die Bedrohung. Gerne würde man mit den drei Menschen in der Angst-Kapsel mitleiden, aber dafür fehlt es dem Plot an Stringenz. Die Nebenhandlung um die von Christiane Paul gespielte Ehefrau, die den Hochzeitstag vergessen hat und sich stattdessen mit einem Lover trifft, bleibt blass. Der Sohn fällt ins Koma, um kurz danach aufzuwachen und zu fragen: „Kann ich Mama sprechen?!“ Möhring, der Anspannung darzustellen versucht, indem er auf den Armaturen trommelt, verliert sich im Overacting. Erst, als das Auto auf dem Gendarmenmarkt ankommt, wird es interessant. Hannah Herzsprung nähert sich als Bombenentschärferin den Eingeschlossen, eingepanzert im Schutzanzug. Sie nimmt Brendt seine Geschichte ab. Vielleicht ist er doch noch zu retten.

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