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Standesamtlich heiraten in der Kirche: Die trauen sich was

In Bochum wurde ein entweihtes Gotteshaus zum Foyer des örtlichen Konzerthauses. Unter neogotischen Bögen sind dort auch Eheschließungen möglich.

Standesamtlich heiraten in einer Kirche - das wäre was für die Atheisten-Hauptstadt Berlin. Geht aber nur in Bochum. Dort gibt es ein entweihtes katholisches Gotteshaus, das nach jahrelangem Leerstand ein zweites Leben geschenkt bekam: als Foyer eines Konzertsaales.

An St. Marien wurde ein moderner Zuschauerraum mit 900 Plätzen angebaut, in der Pause flaniert man zwischen schlanken Säulen unter einem neogotischen Gewölbe. Oben auf der Empore gibt es seit Neuestem ein offizielles „Trauzimmer“. Wo der Geschäftsführende Betriebsdirektor der Bochumer Symphoniker, Thomas Kipp, Paare zur Unterschrift auf der Eheurkunde bittet. Kipp, der von 2012 bis 2018 in Berlin die Rundfunkorchester und -chöre GmbH gemanagt hat, ist Jurist und konnte so leicht die Prüfung als ehrenamtlicher Standesbeamter ablegen.

Nicht nur Klassikfans melden sich, um in diesem Ambiente den Bund fürs Leben zu schließen, sondern auch Paare, die den Ort einfach nur ziemlich „instagrammable“ finden. Also als attraktiven Hintergrund für ihre Sie-dürfen-die-Braut-jetzt-küssen-Selfies schätzen.

Kathedrale der Klassik: die Berliner Philharmonie
Kathedrale der Klassik: die Berliner Philharmonie

© Mike Wolff

In Berlin gibt es so eine attraktive-Kirchen-Trauhaus-Kombination nicht. St. Agnes in Kreuzberg ist zwar ein profaniertes Gotteshaus. Doch das im Stil des Brutalismus Mitte der 1960er Jahre erbaute Gebäude wird heute von der Galerie Johann König ausschließlich als Ausstellungsraum genutzt.

Aber wir haben die Philharmonie - und die ist eine veritable Kathedrale der Klassik. Die Buntglasfenster in der Pausenhalle strahlen durchaus etwas Sakrales aus, und eine Orgel für den Hochzeitsmarsch ist auch vorhanden. Vielleicht hat Philharmoniker-Intendantin Andrea Zietzschmann ja Lust, im Nebenjob ab und zu mal zwei Solisten zum Duett zusammenzuführen. Bis dass der letzte Ton sie scheidet.

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