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Das kanadische Souljazz Orchestra ist mit ihrem mittlerweile achten Album unterwegs.

© Promo

Souljazz Orchestra in Berlin: Glitzergroove

Kochende Stimmung: Das kanadische Souljazz Orchestra spielt im Kreuzberger Gretchen Afro-Disco, Boogie und andere Stile der späten Siebziger.

Volle Bude, heiße Stimmung – für die fünfköpfige Truppe des Souljazz Orchestra ist das schon Routine. Ihr mittlerweile achtes Album haben die Kanadier, die überall zwischen Afrobeat, Jazz, Funk und karibischen Rhythmen von Soca bis Salsa zu Hause sind, vor wenigen Wochen veröffentlicht. Die Gruppe aus Ottawa steht neben Kollegen wie den Antibalas stolz in einer Reihe von Acts, die den globalen Sound der sechziger und siebziger Jahre sowie die Begeisterung für analoge Klangästhetik wieder ins Zentrum zeitgenössischer Popmusik gehievt haben.

Dass sie sich dabei mit dem Album „Under Burning Skies“ noch mal neu erfinden, hört man am Dienstag im Berliner Gretchen: weg von den frühen, hin zu den späten Siebzigern. Afro-Disco, Boogie und andere Stile der Schlaghosen- und Glitzer-Ära, genretypisch mit bratzigen Drumcomputer-Bassdrums und fetten Synthesizer-Linien hinterlegt, hat man von den Kanadiern noch nicht gehört. Und obwohl sie auf der Bühne technisch begrenzt sind – es fehlen Synthesizer oder Percussion, auch Gitarre und Bass sind nicht mit an Bord –, kocht die Stimmung im Gretchen richtig auf.

Zum Schluss kommen die Klassiker

Der typische Souljazz-Bläsersatz aus Bariton-, Tenor- und Altsaxofon ist knackig wie immer, und die Gesangseinlagen von Schlagzeuger Philippe Lafrenière, unterstützt vom Chor der restlichen Bandmitglieder, treiben das tanzwütige Publikum an. Nach den neuen Stücken greift die Band zum Schluss in ihre Klassiker-Kiste: Die schon zigmal gespielten Tracks „Kapital“, „Agoya“ oder „Freedom No Go Die“ erfreuen die treuen Fans.

Einen richtig großen Hut muss man an diesem Abend vor Keyboarder Pierre Chrétien ziehen. Der schüttelt – zum Entsetzen der anwesenden Tastenkollegen – während des zweistündigen Konzerts unerschrocken die kniffligen Bassparts aus der linken Hand, während er mit der rechten munter sein Kerngeschäft betreibt. Und bei Bedarf mimt er mithilfe eines Wah-Wah-Pedals unterm rechten Fuß auch noch täuschend echt die essenziellen Disco-Gitarrenriffs. Eine gelungene Show.

Ken Münster

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