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Große Bühne. Der Bundespräsident lud ins Schloss Bellevue zum Jazz-Abend.

© dpa

Sommerabend im Schloss Bellevue: Jazz mit dem Bundespräsidenten

Frank-Walter Steinmeier lud sich Jazz-Virtuosen und reichlich Gäste in den Präsidentengarten. Ein lauer Sommerabend gegen den Blues am Ende der Ferien.

Woher nur nahm diese Sommernacht ihren Zauber? Frank Walter Steinmeier hatte, wie er sagte, ein paar Tische in den Präsidentengarten von Schloss Bellevue gestellt, hatte sich Jazz-Virtuosen geladen, die schon mal seinen CD-Spieler heißlaufen lassen, und reichlich 200 Gäste, von denen er viele bei seinen Besuchen in den Bundesländern in unterschiedlichen Institutionen kennengelernt hatte. Hinzu kamen einige eindrucksvolle Empfänger der üblichen Glückwunschadressen zu runden Geburtstagen. Wo bekommt man schon mal Legenden wie Bill Ramsey zu sehen oder den Jazz-Klarinettisten Rolf Kühn?

Der 88-Jährige und der fast 90-Jährige lauschten mit Hingabe dem exklusiven Jazz-Konzert von Wolfgang Haffner & Friends. Gegen einen leichten Blues am Ende der Ferienzeit helfe am besten richtig guter Jazz, hatte Steinmeier seinen Gästen bei der Begrüßung ein persönliches Rezept verraten und freute sich selbst auf Stücke aus dem Album „Kind of Spain“, auf Musik so „entspannt wie ein Tag am Strand“.

Zusammen mit der Sängerin Céline Rudolph, Trompeter Sebastian Studnitzky, Bassist Claus Fischer, Pianist Simon Oslender und Vibrafonist Christopher Dell setzte Haffner in den Improvisationen eindrucksvoll ein Rezept von Miles Davis um: „Je sanfter du es spielst, desto stärker wird es.“ Das zieht auch Jazz-Laien hypnotisch hinein in lässige Klangwelten und die dezente Sprache des Bauchgefühls. Zu den spanischen Reminiszenzen kam ein eigens für diesen Abend kreierter „Bundespräsidenten Blues“, dargeboten mit bunten Kinderschlägeln.

Dem Konzert folgt der Small Talk

Dem charismatischen Konzerterlebnis folgte beim Empfang der Small Talk mit Unbekannten, der in dieser Stimmung leicht eine unerwartete Tiefe bekommt. Wenn eine Fremde stolz erwähnt, wer aus ihrem persönlichen Umfeld mitgebaut hat an der Modernisierung von Schloss Bellevue, wird deutlich, wie tief die Imageoffensiven von Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender für die Handwerksberufe schon eingesickert sind. Dabei geht es schließlich nicht nur um wahre Selbstverwirklichung oder um goldenen Boden in Zeiten, da beispielsweise Elektriker knapp und teuer werden, sondern, was gerade im exklusiven Ambiente eines Schlossgartens spürbar wird, auch um Brechts alte Frage, wer die chinesische Mauer gebaut hat.

Fast unmerklich mischen sich in diese Atmosphäre Prominente wie Jasmin Tabatabai, Samuel Finzi, Henry Hübchen oder Ulrich Matthes. Lange unterhalten sich die Altmeister Bill Ramsey und Rolf Kühn in dieser lauen Nacht, in der das Gläserklirren mit dem leichten Rauschen der Blätter zu einer extrasanften Improvisation als Endlos-Zugabe verschwimmt: ein lässiger Soundtrack für den Weg über die Brücke von den Ferien in den Alltag.

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