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Die Rätselhafte. Anja Plaschg ist Soap&Skin.

© MCT

Soap&Skin in der UdK: Wetterleuchten

Ösi-Pop: Anja Plaschg alias Soap&Skin begeistert in der UdK mit fantastischen Tonwelten.

Sie ist die Rätselhafte. Seit „Lovetune For Vacuum“, ihrem zehn Jahre zurückliegenden Debüt. Eine junge, österreichische Künstlerin, die sich mit dem Tod auseinandersetzt, über Ängste singt, sich auf der Bühne hinter einem Vorhang versteckt. Ihr Berliner Konzert eröffnet sie in schwarzer Hose und weißem T-Shirt vorne am Bühnenrand stehend. Umringt von einem Orchester aus Violine, Cello, Kontrabass, Vibraphon und Schlagzeug, Posaune und Trompete. Der Flügel steht hinter ihr. Sie singt „This Day“ von ihrem bisher hellsten, aktuellen Album „From Gas to Solid/ You Are My Friend“.

Melodien sind bei Soap&Skin gebaut, haben etwas fragmentarisches. Die Posaune setzt kurz an, ein Glockenspiel erklingt, dann wieder die Streicher, und manchmal entweicht der Trompete nur zischende Luft, sodass sie klingt wie ein Synthesizer. Oft gipfeln die Songs in einen Höhepunkt, der sie wie ein Unwetter reinigend beendet. Beim Bläser-Stück „Foot Chamber“ lässt Plaschg eine E-Gitarre das zuvor hindurchmarschierende Schlagzeug überdröhnen.

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Das Orchester übersetzt ihre aus Sampeln gebauten Tonwelten fantastisch, fast eins zu eins. Selten werden, wie beim live noch stärkere „Heal“, Samples vom Band hinzugefügt. Den aktuellen Song „Surrounded“ singt sie mit mehr Hingabe als „Vater“ vom Album „Narrow“ aus dem Jahr 2012. Das Jetzt ist eben näher als das Gestern. „Ich danke euch allen fürs Kommen“, sagt sie so leise, dass es einen doppelt mitnimmt, wenn sie im letzten Akt des Konzertes den Platz hinter ihrem Flügel verlässt, um sich selbst zu einem visuellen Instrument zu machen. Sie schlägt sich auf den Oberkörper, tritt in die Luft und zerteilt den Bühnennebel.

Der Abend endet mit Covern, die Tradition bei Soap&Skin haben. „Voyage, Voyage“ von Desireless, „Goodbye“ von Apparat – sie übersetzt sie in ihre Klangsprache. „No one's gonna take my soul away“, singt sie kühler, verstiegener als Lana Del Rey. Die Scheinwerfer blitzen dazu wie Fotoapparate. „Me And The Devil“ wird frenetisch beklatscht. Dass es von Gil Scott-Heron stammt, ist längst vergessen. Zu Velvet Undergrounds brunnenwasserkühlem „Pale Blue Eyes“ holt sie das schon von der Bühne abgegangene Orchester zurück. Arm in Arm verbeugen sie sich. Plaschg tritt zurück und applaudiert für ihre Musiker und Musikerinnen. Dann setzt sie sich wie ein spielendes Kind mit dem Rücken zum Publikum auf den Boden und singt ein Cover vom jüngsten Album: „What A Wonderful Word“. So viel Zuversicht war nie bei Soap&Skin.

Julia Friese

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