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Untypische Heldin. Sigourney Weaver im 1995 erschienenen Thriller „Copykill“.

© A9/dpa

Sigourney Weaver wird 70: Mehr als nur die Alienkillerin

Sigourney Weaver verkörperte in „Alien“ die erste Actionheldin der Filmgeschichte. Was viele übersehen: Sie ist auch eine hervorragende Komödiantin.

Von Andreas Busche

Auch die Grüße zu ihrem 70. Geburtstag kommen natürlich nicht ohne eine Erwähnung ihrer berühmtesten Rolle aus, die Sigourney Weaver vor 40 Jahren Weltruhm bescherte. Weaver, die im Showdown von Ridley Scotts „Alien“ nur in Unterwäsche bekleidet das titelgebende Monster in den Orkus bläst, hat Filmgeschichte geschrieben. Dass bis heute mit der Rolle der Alienkillerin Ripley identifiziert wird, bezeichnet sie als Fluch und Segen.

Lieber hätte die 1949 als Tochter einer englischen Schauspielerin und des Präsidenten des Senders NBC geborene Susan Alexandra Weaver Theater gespielt, ihren Künstlernamen fand sie bei Fitzgeralds „Gatsby“ – weil sie es irgendwann leid, war „Susi“ gerufen zu werden.

Dass sie heute als feministische Science-Fiction-Ikone gefeiert wird, nimmt Weaver mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Feministisch fand sie ihre Rolle nie, bewaffnete Amazonen waren schon immer eine Männerfantasie. Dem Ideal einer Actionheroine wollte sie nie entsprechen.

Die Rolle Ripleys war ursprünglich für einen Mann geschrieben, erst Weavers Vorsprechen überzeugte Scott davon, sie für eine eher untypische Heldin zu besetzen. Mit ihren 1,80 Meter wirkt Sigourney Weaver auch mit 70 noch wie eine höhere Tochter, inklusive Yale-Studium.

Ellen Ripley bescherte Weaver allerdings auch ihre erste von drei Oscar-Nominierungen – allerdings erst mit dem Sequel „Aliens“ (1986) von James Cameron, der sie über 20 Jahre später mit „Avatar“ noch einmal in den Weltraum schoss. Sie sei kein „Sci-Fi-Snob“, sagte sie vor einigen Jahren, sie wünsche sich dennoch, auch für ihre andere Rollen gewürdigt zu werden.

Ihre beste Rolle spielte sie in einem Drama von Ang Lee

1989 etwa war sie gleich zweimal für den Oscar nominiert, für die Hauptrolle als Naturforscherin Dian Fossey in „Gorillas im Nebel“ und für die Nebenrolle als – typisch 80er Jahre – Karrierefrau in der romantischen Screwball-Komödie „Die Waffen der Frauen“ vom Veteran Mike Nichols.

Überhaupt wird gern übersehen, was für eine großartige Komödiantin in Sigourney Weaver steckt. In dem ikonischen „Ghostbusters“ (1984) spielt sie an der Seite der „Saturday Night Live“-Stars Bill Murray und Dan Ackroyd: An Weavers sprödem, mit kühler New-York-Aristokratie imprägniertem Charme perlten die pubertären Anzüglichkeiten Murrays ab wie Regentröpfchen.

Keine Nominierung erhielt sie für ihre wohl beste Rolle in Ang Lees Drama „Der Eissturm“, in dem sich die Erwachsenen in den Ausläufern der sexuellen Revolution beim Partnertausch vergnügen, während die Zöglinge mir ihren Wohlstandsneurosen allein gelassen werden.

Doch es sind in erster Linie die Sci-Fi-Fanboys, die sich heute an Sigourney Weaver erinnern und sie besetzen. Im Pixar-Film „Wall-E“ leiht sie dem Bordcomputer ihre Stimme, in Neill Blomkamps „Chappie“ spielt sie eine skrupellose Konzernchefin und demnächst ist sie in zwei "Avatar"-Sequels zu sehen. Ihren 70. Geburtstag feiert sie vermutlich in ihrer Heimatstadt New York, die sie heute, wie sie kürzlich erzählte, so selten wie möglich verlässt.

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