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Utopische Kommunikation. Das Kollektiv She She Pop.

© Benjamin Krieg

She She Pop: Erstmals erhält ein Kollektiv den Berliner Theaterpreis

Wie kaum eine andere Gruppe haben She She Pop das Individuelle und Kollektive zum Spielmaterial gemacht. Dafür erhalten sie den Berliner Theaterpreis.

Das gab es so noch nicht: Zum ersten Mal zeichnet die Stiftung Preußische Seehandlung ein Kollektiv mit dem Berliner Theaterpreis aus. Er geht 2019 an She She Pop. Dahinter verbergen sich die Performer Mieke Matzke, Lisa Lucassen, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Elke Weber und Sebastian Bark. Der mit 20 000 Euro dotierte Preis wird im Rahmen des 56. Theatertreffens im Haus der Berliner Festspiele vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller verliehen. She She Pop gehören zum Repertoire des HAU. In letzten Jahr feierten sie ihr 25-jähriges Bestehen.

In der Jurybegründung heißt es: Wie kaum eine andere Theatergruppe hat She She Pop das Individuelle und Kollektive immer wieder neu zum Spielmaterial gemacht. Ob mithilfe von Gameshow-Dramaturgien in den frühen Arbeiten, wo die Performerinnen miteinander in Wettstreit traten, ob im Dialog mit ihren Vätern, Müttern oder ost-sozialisierten Kolleg*innen: Stets sammelte She She Pop subjektive Erfahrungen, um sie mit und gegenüber dem Publikum zu kollektivieren. Dabei wählen sie ihre Fragestellungen entlang ihrer Lebensphasen, angefangen beim Selbstbild als junge Künstlerinnen, die sich auf einem männerdominierten Theater-‚Markt' erst erfinden müssen, über die eigenen Familiengründungen und Generationenkonflikte hin zu Fragen sozialer Gerechtigkeit und Möglichkeiten der Solidarität. She She Pop finden dabei Wege, auch beklemmende Gefühle wie Neid oder Scham unverblümt anzusprechen und in eine befreiende Bühnensituation einzuspeisen, die sie als ‚utopische Kommunikation' bezeichnen.

Feministischer Gegenentwurf zum Stadttheater

"She She Pop haben mit ihren klugen und unterhaltsamen, im besten Sinne populären Bühnenarbeiten nicht nur mit dazu beigetragen, neben dem traditionellen Regie- und Literaturtheater die Praxis kollektiver Autorschaft zu etablieren. Sie haben auch eine ihnen gemäße, solidarische Arbeitspraxis entwickelt, einen feministischen Gegenentwurf zu den herkömmlichen Strukturen am Stadttheater.“

Der Jury gehören die Theaterkritikerin Eva Behrendt, der Intendant des Theater Bremen Michael Börgerding, der Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender sowie mit beratender Stimme die Leiterin des Theatertreffens Yvonne Büdenhölzer an. (tsp)

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