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Die Pariser Galerie Éduard Ambroselli bot auf der Fine Arts Paris ein Werk von Alfred Dehodencq an.

© Fine Art Paris

Schatzsuche in Paris: Notizen von Napoleon

Die junge Kunst- und Antiquitätenmesse Fine Arts Paris hat Corona erfolgreich getrotzt und findet erneut statt

Wenn eine Pariser Galerie den Namen Royal Provenance für sich wählt, dann ist das ein Bekenntnis, das bei weniger monarchistisch gesinnten Gemütern Kopfschütteln hervorrufen kann. Doch schon während der exklusiven Vorbesichtigung der Kunst- und Antiquitätenmesse Fine Arts Paris im Carrousel du Louvre war es just dieser Erstteilnehmer, dessen Stand nach wenigen Stunden die meisten roten Punkte aufweisen konnte. Royalen Glanz schätzen Franzosen offenbar genauso wie eine gepflegte Straßenschlacht während der all jährlich wiederkehrenden Streiks, und so konnte sich weder die vergoldete Schnupftabakdose von Zar Nikolaus I. (60.000 €) noch die Sèvres-Kanne der Kaiserin Marie-Louise von Österreich für 2500 Euro über fehlende Aufmerksamkeit beklagen.

2017, als diese noch junge Messe mit 34 Ausstellern und dem Fokus auf musealen Werken der Malerei, Zeichnung und Skulptur von der Antike bis zur Moderne an den Start ging, erwarb die Kunstzeitschrift „Connaissance des Arts“ einen 48-Prozent-Anteil und beschleunigte so das Wachstum. Auch wenn die Corona-Pandemie diese Entwicklung ausbremste und die Messe vergangenes Jahr zum reinen Internetauftritt zwang, konnte die nun wieder physische Ausgabe mit rund 60 Ausstellern punkten; darunter erstmals mit Spezialisten für asiatische und afrikanische Kunst, Schmuck und seltene Bücher.

Eine zweite, unterirdische Halle hat sich dazugesellt, flankiert von einem prächtigen Eingangsbogen aus der Hand des Innenarchitekten Jacques Garcia, auf dessen Konto die Einrichtung des Hotels Danieli in Venedig geht. Auch wenn quantitativ französische Galerien dominierten, fanden einige Briten den Weg über den Kanal, etwa der Londoner Charles Beddington, der italienische Malerei aus dem 18. Jahrhundert zeigte. Bis auf die Pariser Galerie Steinitz, die sich einen mit Möbeln und vergoldeten Skulpturen theatralisch überladenen Stand gönnte, gaben sich die meisten Händler und Händlerinnen dezent. Was nicht heißt, dass es an Hinguckern fehlte. Erstteilnehmer Tanakaya etwa hängte seine schwarz-weißen Grafiken von Hasegawa Kiyoshi im Stil des Mezzotinto mitten in den Raum, sodass man sich den Stand wie ein visuelles Labyrinth erobern musste. Auch Carolle Thibaut-Pomerantz verwirrte die Sinne mit panoramischen Tapeten aus dem frühen 19. Jahrhundert, die eine Jagdgesellschaft in einer Frühlingslandschaft zeigen. Debütant Christian Deydier bot Objekte aus China an, darunter eine Vase aus der Shang-Dynastie (18. –11. Jhd. v. Chr.).

Werke von Rodin und Camille Claudel

Unter den Skulpturen brillierten große Namen – von Aristide Maillol, dem das Musée d’Orsay nächstes Frühjahr eine Ausstellung widmet, über Camille Claudel bis zu Auguste Rodin. Und auch das Segment der Autografen geizte nicht mit prominenten Schreibern. So bei der Galerie Arts et Autographes, die sich seit 30 Jahren auf Schriftstücke von Napoleon Bonaparte spezialisiert. Drei mit Bleistift beschriebene Seiten, die auf der Insel St. Helena entstanden und zusätzlich Zeichnungen der dortigen Festungsanlage zeigen, waren auf 35 000 Euro beziffert. Durch das Fernrohr der Geschichte schaute man auch bei dem 15 000 Euro teuren Notizbuch von Colette aus den Jahren 1914-1918, das in einem Einband aus Porzellan mit Blumenbouquets steckte. Die aufgeschlagene Seite verriet einen Besuch bei der Journalistin Annie de Pène. Sie starb 1918 kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs an der Spanischen Grippe.

Mit einem verfrühten Tod der Fine Arts Paris ist bei diesem exquisiten Angebot nicht zu rechnen, ihr Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Nicht wenige der Aussteller hatte man schon auf der Tefaf in Maastricht oder New York wie auf der Brüsseler Brafa gesichtet. Auf dem besten Weg in diese Liga ist nun die kleine Schwester mit ihrer angenehm intimen Atmosphäre, die man im Pariser Kulturherbst fortan nicht mehr missen möchte.

www.finearts-paris.com

Alexandra Wach

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