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Die zuletzt in Amsterdam gezeigten Stücke wurden vom Reitervolk der Skythen geschaffen. Foto: Imago

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Schatz von der Halbinsel Krim: Gericht spricht Skythen-Gold der Ukraine zu – nicht Russland

Sowohl Russland als auch die Ukraine beanspruchen die auf der Krim gefundenen Schätze der Skythen für sich. Ein Gericht in den Niederlanden urteilte jetzt.

Der Streit dreht sich um rund 2000 Artefakte aus Gold, Keramik, Holz und Bronze, die auf der Halbinsel Krim ausgegraben wurden. Es sind Zeugnisse herausragender Handwerkskunst: Helme, Geschmeide, Schmuck und vieles mehr.

Seit sieben Jahren tragen die Ukraine und Russland eine erbitterte Fehde um diesen Schatz aus. Jetzt hat das Berufungsgericht in Amsterdam entschieden, dass die wertvolle Sammlung, das so genannte Skythen-Gold der Ukraine gehört – zum Ärger Russlands, das die Krim als sein Staatsgebiet betrachtet.

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Die Sammlung reicht von der griechischen Kolonisierung im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis zum Spätmittelalter, als die Krim an einem Kreuzungspunkt wichtiger Handelsrouten lag und vom nomadisches Reitervolk der Skythen bewohnt war.

Die Stücke von der Krim gingen Anfang 2013 auf die Reise. Zunächst waren sie in Bonn zu sehen, Anfang Februar 2014 wurde die Schau im Amsterdamer Allard Pierson Museum eröffnet. Im jenem Monat annektierte Russland unter Bruch völkerrechtlicher Verträge die Krim – und der Streit um die Schätze von der Halbinsel begann. Die Museen forderten ihren Bestand zurück. Nur waren sie jetzt keine ukrainischen mehr wie bei Vertragsabschluss, sondern russische.

Das Amsterdamer Museum war nicht gewillt, die Schau an Russland zu geben und lagerte sie erst einmal ein. 2016 entschied ein Gericht in ersten Instanz, die Arbeiten seien nationales Kulturerbe der Ukraine. Doch Russland ging in Berufung. Obwohl sie nicht so gedacht war, konterkariert diese Schau auch den Mythos der offiziellen russischen Politik, die Krim sei „ewige russische Erde“.

Verständliche Freude kam jetzt in Kiew auf. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski twitterte. Erst hole sich sein Land das Skythen-Gold zurück „und danach die Krim“, versprach er seinen Landsleuten. Die Reaktion aus Moskau kam ebenso rasch wie erwartbar.

Es sei eine „politisierte“ Entscheidung, ließ sich Grigori Karassin vernehmen, der Chef des Außenpolitischen Ausschusses des Föderationsrates. „Die ganze Kollektion gehört der Krim und Russland.“ Das Kulturministerium in Moskau drohte, russische Museen würden keine Kunstwerke für Ausstellungen in den Niederlanden zur Verfügung stellen, sollte die Gerichtsentscheidung Bestand haben.

Ganz anders sieht das offenbar die Direktorin der Kreml-Museen, Jelena Gagarina. Sie hatte bereits die erste Entscheidung für eine Rückgabe an die Ukraine als „völlig begründet“ bezeichnet. Die Exponate gehörten immer einem souveränen Staat, nicht einzelnen Museen, sagte sie. So steht es auch in einer Unesco-Konvention von 1970.

So bald wird das Skythen-Gold nicht in die Ukraine zurückkehren: Russland hat drei Monate Zeit, einen weiteren Einspruch zu formulieren. Dann entscheidet das Oberste Gericht der Niederlande in letzter Instanz.

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