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Hier soll der Erweiterungsbau für die Komische Oper entstehen, zwischen Unter den Linden und Glinkastraße

© Kai-Uwe Heinrich

Exklusiv

Sanierung der Komischen Oper: Architekturwettbewerb ist geplatzt

2023 sollte es losgehen: Jetzt aber muss der Wettbewerb um die Sanierung der Komischen Oper neu ausgeschrieben werden.

Das fängt ja gut an: Schon beim ersten Schritt in Richtung Sanierung der Komischen Oper ist die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gestolpert: Der Wettbewerb, bei dem ein Generalplaner für die Grundinstandsetzung und Erweiterung des maroden Musiktheaters gefunden werden sollte, ist geplatzt.

Bis zum 3. September hatten Architekturbüros Beiträge einreichen können, einige Wochen später kürte eine Fachjury dann die Gewinner. Doch dann trat ein unterlegener Teilnehmer auf den Plan und die Vergabekammer des Landes Berlin musste die Rückversetzung des Wettbewerbs anordnen.

Die offizielle Formulierung lautet: "Auf Grund der Rüge eines Bewerbers wurde vor der Vergabekammer des Landes Berlin ein Vergabenachprüfungsverfahren durchgeführt, das durch einen Beschluss vom 12. November 2019 Geschäftszeichen: VK B2- 29/19 beendet wurde. Die Vergabekammer des Landes Berlin hat die Rückversetzung des Wettbewerbs angeordnet. Aus diesem Grund wurde der bisherige Wettbewerb aufgehoben. Es ist beabsichtigt, zeitnah einen neuen Wettbewerb in der Form eines offenen Realisierungswettbewerbs mit anschließendem Verhandlungsverfahren einzuleiten."

200 Millionen Euro stehen zur Verfügung

Ob sich unter diesen Umständen der geplante Baubeginn 2023 halten lässt, steht in den Sternen. Die  Senatskulturverwaltung gibt sich auf Anfrage am Freitag zuversichtlich. Man strebe zusammen mit der Senatsbauverwaltung noch in diesem Jahr die Eröffnung eines neuen Wettbewerbsverfahrens an. "Die dadurch entstehende Zeitverzögerung hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine maßgebliche Relevanz für den avisierten Baubeginn im Herbst 2023." Und Susanne Moser, die geschäftsführende Direktorin der Komischen Oper, kommentiert gegenüber dem Tagesspiegel: „Wir bedauern, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen den ersten Wettbewerb aufgrund eines Gerichtsurteils aufheben musste. Unser größtes Anliegen ist jetzt, dass der nun folgende Wettbewerb möglichst schnell begonnen wird, um im Zeitplan zu bleiben. Wir unterstützen die Senatsverwaltung dabei, wo wir können, und sind zuversichtlich, dass es bald weitergeht.“

Neben der Bühne entsteht ein Neubau auf schmalem Grundstück

Das Bauprojekt darf nach Angaben der Bauverwaltung maximal 200 Millionen Euro kosten. Darin ist neben der Sanierung des Stammhauses inklusive einer Wiederherstellung der ursprünglichen, weißen Eingangsfassade sowie der Ausstattung des Zuschauerraums mit einer Klimaanlage auch der Neubau eines Gebäuderiegels für Künstler und Administration enthalten, der sich an der Glinkastraße von Unter den Linden bis zur Behrenstraße erstrecken wird.

"Das Gebäude ist stark in die Jahre gekommen, der bauliche und technische Zustand entspricht schon seit langem nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemäßen Kulturbetrieb." So stand es in den Unterlagen für den Wettbewerb um eine "Sanierung, Grundinstandsetzung und Erweiterung der Komischen Oper, Berlin/Mitte". In der ersten Phase zur Findung eines "Generalplaner/in" sollten 15 bis 25 Büros ausgewählt werden, die dann in einer zweite Phase den Realisierungswettbewerb unter sich austragen.

David Chipperfield und Rem Kolhaas waren beim Wettbewerb dabei

Einige sehr renommierte Namen wurden gezielt von der Verwaltung angesprochen, darunter Rem Koolhaas und sein Rotterdamer OMA, David Chipperfield, Snohetta aus Norwegen, die Erbauer der Osloer Oper, sowie Diller Scofidio aus New York, die jüngst einen spektakulären Entwurf für das von Simon Rattle betriebene Projekt eines neuen Londoner Konzerthauses vorgelegt haben.

Besonders der Neubau ist für die Architekturbüros interessant - und eine Herausforderung, denn das Grundstück ist extrem schmal. Derzeit stehen dort nur ein paar Bäume, unter denen die Autos der Komischen Oper parken. Für das historische Gebäude selber, dessen Zuschauerraum von 1890 stammt, während die Foyers in ihrer heutigen Form 1967 geschaffen wurden, gelten die strengen Regeln des Denkmalschutzen. Hier ist für eigene Kreativität darum nur begrenzt Spielraum.

Während der Sanierung, die nach aktuellem Stand 2029 abgeschlossen sein soll, wird die Komische Oper ins Schillertheater umziehen. Dort allerdings sollen vor allem die Büros und Probenräume genutzt werden. Für die Aufführungen will das Ensemble an möglichst viele spektakuläre Orten in der Stadt ausschwärmen. Nur zweimal pro Jahr sollen thematische Schwerpunkte in Charlottenburg gesetzt werden. „Wir müssen überall in Berlin präsent bleiben, in Ost, West, Nord und Süd“, erklärte Intendant Barrie Kosky.

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