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Anna Prohaska ist in dieser Saison artist in residence beim Konzerthaus Berlin

© Marco Borggreve

Saisonstart im Konzerthaus Berlin: "Freischütz" forever

Ein musikalischer Vorgeschmack aufs Doppeljubiläum 2021: Vor 200 Jahren wurde der Schinkelbau eingeweiht - und dort Webers "Freischütz" uraufgeführt.

„Der ,Jungfernkranz‘ ist permanent. Jeder pfeift ihn mit eigenen Variationen; ja, ich glaube fast, die Hunde auf der Straße bellen ihn.“ So berichtet Heinrich Heine 1822 aus Berlin, wo ihn immer und ewig dieselbe Melodie verfolgt. Dass ihn das „vermaledeite Lied“ nicht verlassen will, reflektiert einen der größten Erfolge, die die Theatergeschichte kennt: Am 18. Juni 1821 wird im neu erbauten Schinkelschen Schauspielhaus „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber uraufgeführt. Ein Doppeljubiläum schmückt somit die Spielzeit 2020/21 des Konzerthauses, das im vormaligen Schauspielhaus residiert: 200 Jahre Eröffnung des Gebäudes am Gendarmenmarkt und kurz darauf 200 Jahre Geburtstag eines musikalischen Welterfolgs.

Dramaturgisch fein geschnitten ist das Programm des Konzerts zum Auftakt der Saison. Es verströmt ein Flair von Hörnerklang, Teufels- und Schauersphäre, wie es mit Webers Musik untrennbar verbunden ist. Attraktiv ist die Mitwirkung von Anna Prohaska, der wohlbekannten Sängerin, die sich als Artist in Residence des Konzerthauses vorstellt. Im szenischen „Freischütz“ wird sie hier 2021 das Ännchen verkörpern. Coronabedingt sind nur 350 der 1500 Sitzplätze im Großen Saal besetzt. Aber das versprengte Publikum feiert mit Zuneigung Christoph Eschenbach und sein Konzerthausorchester, das sich zuerst in Webers selten gespielte Ouvertüre „Rübezahl, Beherrscher der Geister“ stürzt.

Das Orchester muss blitzschnell die Stile wechseln

Ob der Teufel nun Samiel oder Mephisto oder Nick Shadow heißt, er hat an diesem Abend das Sagen. Prohaska singt prächtig in allen Lagen ihres Soprans Szenen aus Schumanns „Faust“ und aus Strawinskys „Rake’s Progress“. Hierin erblühen wunderbare Soli der Holzbläserinnen. Viel beschäftigt färben die vier Hornisten auch Haydns Sinfonie Nr. 39 mit den überraschenden Pausen ein, die Eschenbach liebt.

Das Orchester hat es nicht leicht, weil das Programm sprunghaft die musikalischen Stile wechselt. Aber im geschliffenen Detail zeigt sich Eschenbachs Arbeit. Versteht sich, dass alles auf die „Freischütz“-Ouvertüre zielt, das vollendete Bild des romantischen Dramas im Kolorit der Instrumente, mit Schwung und Sorgfalt interpretiert. Eine besondere Spielzeit hat begonnen.

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